Sauer, Oscar

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Oscar Sauer als Wehrhahn im „Biberpelz“

Os(k)car Sauer (Lebensrune.png 5. Dezember 1856 in Berlin; Todesrune.png 3. April 1918 ebenda) war ein deutscher Theaterschauspieler.

Leben

Von allen bedeutenden Schauspielern aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war sein Ruhm am wenigsten in ein breites Publikum gedrungen. Aber er war einer der größten. Ein Meister, der Theatergeschichte gemacht, ein Vorbild, das Maßstäbe aufgerichtet hatte. Oscar Sauer war den Weg über die kleinsten und größeren Provinztheater gegangen, jahrelang vom Sommertheater in Osnabrück über Oldenburg, Chemnitz, Neustrelitz, Magdeburg, Köln, Krefeld, Braunschweig, über das „Viktoriatheater“ in Berlin zurück nach Liegnitz, Bromberg, Görlitz, Kolberg, Hildesheim, Danzig, niemals aufsteigend im Sinne einer Karriere, von Berlin wieder in kleine Städte, alles spielend: Operette, Posse und Schauspiel.

Oscar Sauer schämte sich nicht, als einer der größten Menschendarsteller, sechzehn Jahre hindurch, von 1874 bis 1890, durch die Provinz zu ziehen. Immer wieder fing er von vorne an: dreimal in Danzig, einmal in Zoppot, dann Stettin, Gera, Straßburg, Bad Ems, Königsberg, bald singender Bonvivant, bald jugendlicher Liebhaber und erster Held. Der Schauspieler, der Gerhart Hauptmanns „Michael Kramer“ zum Durchbruch verhalf, der beste Gregers Werle, den die deutsche Bühne besaß, der zarteste, unauffälligste Künstler, war durch alle Höllen und Himmel des wandernden Komödianten und des blutigsten Vorstadtrepertoires gegangen.

Oscar Sauer, der leiseste Schauspieler, war Berliner. Oscar Sauer, der menschlichste Künstler, fiel zuerst in der Rolle des Schauspielers in Hamlet auf. Und nachdem er schon drei Jahre am Berliner „Lessingtheater“ aufgetreten war, hatte er seinen ersten durchschlagenden Erfolg in einer Sudermannrolle: als Regierungsrat von Keller bei der Uraufführung von „Heimat“.

Oscar Sauers Kunst hieß Wahrhaftigkeit. Ihm waren die Effekte ebenso verhaßt wie die Reklame. In einem heute kaum vorstellbaren Sinne blieb er als Künstler anonym. Es erschienen keine Interviews von ihm. Er war als Privatmann unbekannt. Man weiß, daß er den Mutterwitz des Berliners hatte und es mit Guido Thielscher, dessen Garderobenpartner er eine Zeitlang war, an Anekdoten und Schnurren aufnehmen konnte.

Sauers Komik ging vom Seelischen aus. Er hatte im tiefsten Sinne: Humor. Und es hat keinen Schauspieler gegeben, dem Unterstreichung und Chargierung ferner gelegen hätten als ihm. Dieser Genialität der Einfachheit blieb er auch dann treu, wenn er eine Schwankrolle geben mußte wie den Aristokraten in dem französischen Stück „Der König“. Hier gab er gewissermaßen nur: blaues Blut, nur Distanz, nur Ahnendünkel - wiederum ohne Betonung wie etwas Selbstverständliches — aus einem humoristischen Weltgefühl heraus.

In seinen letzten Jahren war Oscar Sauer körperlich behindert. Er konnte nur mühsam gehen. Er ging am Stock oder tastete sich auf der Bühne von einem Stuhl zum anderen. In diesem Zustand aber spielte er noch eine neue große Rolle, eine romantische Figur, die ihm fernzuliegen schien, die Hauptgestalt in Herbert Eulenbergs „Alles um Geld“. Es war ein Triumph der Kunst ohnegleichen. Geist und Gefühl überwanden die Schwäche des Körpers. Die Einsamkeit eines adligen Menschentums wurde transparent. Das war Oscar Sauer: ein Realist, der aber immer die Distanz der Kunst wahrte, lebensnah und doch immer in der Ferne des Geistes. Ein Meister seines Handwerks, dessen Arbeitsspuren aber in der Gestaltung schlackenlos beseitigt waren, ein einsamer Künstler und doch der größte Gemeinschaftsschauspieler, der größte Ensembledarsteller, den Deutschland hatte, Vorbild im Können. Vorbild im seelischen Takt. Ein Darsteller inneren Adels und doch weit weg von allem falschen Priestertum.

Literatur