Gruber-De-Gasperi-Abkommen

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Das Gruber-De-Gasperi-Abkommen auch Pariser Abkommen vom 5. September 1946 war ein österreichisch-italienischer Vertrag zur Lösung der Südtirolfrage. Das am Rande der Pariser Außenministerkonferenz von dem österreichischen Außenminister Karl Gruber und dem italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi unterzeichnete Abkommen gestand den Südtirolern jedoch lediglich autonome Rechte im Rahmen der Region Süd- und Welschtirol zu.

Vorgeschichte

Die Grenze, nur 38 Kilometer südlich von Innsbruck, wurde 1919 im Vertrag von Saint Germain festgelegt, als Italien der Preis für seinen Kriegseintritt 1915 an der Seite der Entente ausgezahlt wurde. Trotz des vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson verkündeten „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ wurde Italien ein Gebiet zugesprochen, das seit mehr als fünf Jahrhunderten deutsch war und zu 99 Prozent von einer deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt war.

Auf Grund der Bündnisverpflichtungen gegenüber Italien im Zweiten Weltkrieg versuchte Hitler die Frage vordergründig über einen Bevölkerungsaustausch zu lösen. Dennoch war klar, daß das deutsche Gebiet eines Tages wieder Heim ins Reich kehren würde.

Hitler hatte (...) etwa im Sommer oder Frühherbst 1944 eine Unterredung mit dem Gauleiter von Tirol gehabt. Mussolini war schon in allem auf unsere Hilfe angewiesen. Das mag den Gauleiter zu einer letzten Frage an Hitler veranlaßt haben, die ich eben noch hörte: „Können wir nicht die Brennergrenze korrigieren und Südtirol zurückholen?“ Hitler gab keine eindeutige Antwort und als der Gauleiter weg war, sagte er zu mir: „solche Fragen stellt man nicht!“ Für mich war eindeutig zu erkennen, daß Hitler selbstverständlich die Absicht hatte ein schwaches Italien, das damals schon zu erwarten war, nicht bis zum Brenner reichen zu lassen. Hitler hatte das Gefühl, daß er jetzt seine Dankesschuld an Mussolini abgetragen hatte und daß er nun den Herzenswunsch so vieler Südtiroler erfüllen konnte, wieder als Landeshauptstadt Innsbruck zu bekommen.“[1]

Allerdings gibt es hierzu auch gegenteilige Auffassungen, die jedoch mit den damaligen Machtverhältnissen und möglichen zukünftigen Bündnisverhältnissen in Zusammenhang stehen. Die faschistische Zeitung „Gazzetta del Popolo“ zitierte am 28. September 1930 Hitlers Stellungnahme zu Südtirol folgendermaßen:

„Die Freundschaft einer großen Nation wie Italien kann nicht durch Südtirol getrübt werden.“[2] Zudem erschien am 28. Oktober 1932 eine ca. 30 Mann starke reichsdeutsche Abordnung von SA und SS in Bozen zusammen mit uniformierten italienischen Faschisten vor dem Bozener Siegerdenkmal. Der Andreas-Hofer-Bund in Innsbruck (Nordtirol) sprach „[...] seine tiefste Empörung über ein solches Verhalten aus, für das er keine geeignete deutsche Bezeichnung zu finden vermag.“[3]

Als sogenannte „Operationszone Alpenvorland“ konnte Süd-Tirol laut Führererlaß vom 10. September 1943 mit Deutschland formal wiedervereinigt werden. Bei Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das deutsche Gebiet von den Feindmächten erneut von Deutschland abgetrennt und Italien zugeschlagen, wieder ohne den Willen der deutschen Bewohner zu berücksichtigen.

Das „Abkommen“

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand für die Südtiroler kurzzeitig die Hoffnung auf Wiedervereinigung mit Tirol. Da aber Österreich wie Deutschland von den Siegermächten besetzt war und de jure bis zur Unterzeichnung des Staatsvertrages gar nicht unabhängig war, hatte Österreich gegenüber Italien die deutlich schlechtere Position, als die Südtirol-Verhandlungen 1945 in Paris begannen. Es konnte daher die Siegermächte nicht von dem Anspruch der Bevölkerung auf Wiedervereinigung überzeugen. So blieb Südtirol ein Teil Italiens.

Der Welschtiroler und italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi bot Österreich ein Autonomiestatut für die Region Süd- und Welschtirol an. Der österreichische Außenminister und Tiroler Karl Gruber, war mit dem vorliegenden Entwurf nicht konform, denn durch dieses Abkommen war die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung Tirols vollständig erloschen. Wie schon des öfteren in der Geschichte erfolgte auf Druck Großbritanniens trotzdem die Unterzeichnung, Gruber wurde dazu gedrängt.

De Gasperi war jenes Schlitzohr, der als italienischer Außenminister den damaligen österreichischen Außenminister Karl Gruber über den Tisch zog und mit ihm den „Pariser Vertrag“ unterzeichnete, jene Verzichtserklärung Österreichs, von dem Giulio Andreotti Jahrzehnte später (siehe Dolomiten, 21.8.2006) sagen wird: „'Ohne die Unterzeichnung des Pariser Vertrages wäre Südtirol von den Alliierten an Österreich zurückgereicht worden.’[4]

Bereits einen Tag später teilte De Gasperi den Österreichern mit, daß die italienische Delegation das „amendment to article 10“ nicht selbst bei der Friedenskonferenz einbringen könne. Als sich herausstellte, daß die Briten Österreich nicht unterstützen würden, wurde die Seite 1 des Schriftstücks auf neutralem Papier und ohne Titel neu geschrieben, während Seite 2 mit den Unterschriften unverändert blieb. Am 7. September gab De Gasperi bei einer Pressekonferenz in der italienischen Botschaft die Erklärung ab, daß die Frage des territorialen Umfangs der vereinbarten Autonomie für Südtirol noch offen geblieben sei.[5]

Verweise

Fußnoten

  1. Franz von Sonnleithner, Als Diplomat im FHQ, Verlag Langen-Müller 1989, Seite 119
  2. Tiroler - Dokumentation 54/2008, Seite 2
  3. Michael Gehler, Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918-1958, Teil 2, Schlern Schrift 333/2, 2007, zitiert in Tiroler - Dokumentation 54/2008 Seite 3
  4. vgl.: Alcide De Gasperi/Seligsprechung: Ein Hohn auf die religiösen Gefühle der Süd-Tiroler
  5. vgl.: Chroniktirol