Quelle / Erlebnisbericht von Dr. med. Robert Weise, Direktor im Diakonissenkrankenhaus in Posen

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Der Erlebnisbericht von Dr. med. Robert Weise, Direktor im Diakonissenkrankenhaus in Posen wurde dort am 3. Oktober 1939 vor der Untersuchsstelle für Verletzungen des Völkerrechts beim Oberkommando der Wehrmacht in Anwesentheit des Kriegsgerichtsrats Dr. Reger – als Untersuchsführer – und des Heeresjustizinspektors Bachmann – als Protokollführer – eidestättlich erklärt und in die Untersuchungsergebnisse zu den polnischen Greueltaten an Deutschen im September genannten Jahres eingetragen.

Text

Quelle
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Einleitung

Aufgesucht im Krankenhaus der evangelischen Diakonissen-Anstalt in Posen wurde dessen Direktor Dr. med. Robert Weise vernommen. Der Zeuge wurde aufmerksam gemacht, daß er seine Aussagen beeiden müsse und daß er dementsprechend gehalten wäre, die reine Wahrheit zu sagen. Er erklärte sodann:

Zur Person

Ich heiße Robert Weise, geboren am 2. Oktober 1893 zu Birnbaum. Ich bin evangelisch, bisher polnischer Staatsangehöriger, deutscher Volkszugehöriger. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 6 und 3 Jahren.

Zur Sache

Ich bin am 1. September 1939 von meiner Wohnung aus durch Polizei verhaftet worden. Ich nahm an, daß ich interniert würde, und hatte daher schon einen Rucksack mit Sachen vorbereitet. Von den Polizisten wurde mir gesagt, daß ich nichts mitnehmen brauchte, da ich sofort freigelassen werden würde. Ich sollte nur eine Unterschrift leisten. Meiner Festnahme war eine Haussuchung vorausgegangen. Es wurde nach Waffen gesucht. Nachdem ich zunächst auf das Polizeirevier gebracht worden war, wurde ich dann zum Polizeipräsidium geschafft, wo ein Sammeltransport zusammengestellt wurde. Es waren viele Deutsche, die dort zusammengetrieben worden waren. Die genaue Anzahl kann ich nicht angeben. Meine Gruppe kann etwa 60 bis 80 Mann stark gewesen sein.

Am 2. September um die Mittagszeit – es hatte bis dahin außer einer Scheibe Brot und einem Becher Kaffee nichts zu essen gegeben – begann unser Marsch. Schon das Stück durch Posen bis Glowno waren wir schwersten Mißhandlungen durch den Pöbel ausgesetzt, der uns mit Stockschlägen, Faustschlägen, Fußtritten traktierte und uns mit Steinen bewarf. Dabei wurde in der Breiten Straße in Posen der Direktor der Wehrpolnischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft, Dr. Gustav Klusack, durch zwei Steinwürfe gegen den Hinterkopf so schwer getroffen, daß er mit dem Gesicht auf das Straßenpflaster fiel und bewußtlos liegenblieb. Als Arzt hatte ich sofort den Verdacht, daß Dr. Klusack einen Schädelbasisbuch davongetragen hatte. Ich versuchte daher, bei dem Kommandanten unseres Zuges, einem Polizisten, durchzusetzen, daß Dr. Klusack in einem hiesigen Krankenhause oder Lazarett zurückgelassen würde. Meine Bitte wurde aber abgeschlagen. Wir schleppten Dr. Klusack, der aus Mund und Nase blutete, sich mehrfach erbrach und halb bewußtlos war, bis nach Glowno. Den ganzen Weg mußte Dr. Klusack bis zum Ende mitmarschieren.

In Glowno vergrößerte sich unser Zug durch neue Gruppen aus Posen und der Wollsteiner Gegend auf etwa 260 Mann. Auch unsere Bewachung wurde durch eingekleidete Aufständische verstärkt, so daß unsere Bewachung nun aus diesen, regulärer Staatspolizei und Hilfspolizei bestand. Der Kommandant des Zuges wurde nun ein Unterleutnant, der die Uniform der Aufständischen trug. Am selben Tage ging es zunächst nach Schwersenz. Dort wurden wir wieder von der Schwersenzer Bevölkerung – ähnlich wie in Posen – behandelt. Ich möchte hervorheben, daß die Polizei uns zum Schluß zu schützen versuchte, daß ihr das aber nicht gelang. Die Polizei ging sogar mit Gummiknüppeln gegen die Menge vor. In Schwersenz wurde übernachtet. Am nächsten Tage ging es bis nach Wreschen, am folgenden Tage bis nach Slupca und am nächsten Tage bis nach Marantow. Bis Marantow hatten wir noch drei Wagen beim Zuge, auf denen die Kriegsverletzten sowie die Frauen und Kinder und später auch Kranke gefahren wurde. In Marantow wurde uns die Wagen genommen, aber es gelang mir, doch noch zu erreichen, daß ein Wagen im Zuge wieder mitfuhr. In Marantow blieben wir drei Tage.Von dort gimg es weiter über Slesin nach einem Orte dicht bei Slesin, den Namen kann ich aber nicht mehr angeben. Nachts wurden wir in diesem Orte geweckt und wurden in Eilmärschen in Richtung Klodawa getrieben, da die militärische Lage offenbar brenzlich geworden war. Da kein Wagen mehr zur Verfügung stand, wurde ein gewisser Schmolke, aus der Nähe von Wollstein, der Prothesenträger vom Weltkriege her ist, mit seiner Ehefrau, seiner etwa 16jährigen Tochter und seinem 1½jährigen Söhnchen, ferner ein weiterer Prothesenträger, dessen Namen ich aber nicht angeben kann, und eine Frau Blank aus Ketsch bei Posen zurückgelassen. Angeblich sollten diese Deutsche in einem Wagen nachgefahren worden. Gelegentlich einer Mittagrast am gleichen Tage in Babiak erfuhr ich aber von einem Begleitmann, der Knecht auf dem Rittergut Turkowo, Kreis Neutomischel, war, daß diese Deutschen erschossen worden seien. Wahrscheinlich sind sie von Militär ermordet worden, und zwar dürften die Täter in dem Schwersenzer Landwehrregiment gewesen sein, das in der Gegend von Slesin lag. Ich nehme als sicher an, daß die Deutschen von Militär ermordet worden sind, deshalb nämlich, weil von unserer Begleitmannschaft niemand zurückgeblieben war und Militär in dem Orte lag, in dem wir untergebracht waren. Dieses Militär hatte auch schon unsere Bewachung dort übernommen.

Nach dem mir vorgelegten Photo erkenne ich die beiden Invaliden und die 16jährige Tochter Schmolke wieder. Wer die vierte Person auf dem Bilde ist, weiß ich nicht.

Es ging dann nach Brzewienna Krotkie weiter. Dort übernachteten wir unter freiem Himmel und mußten am nächsten Morgen beim Abmarsch als nicht marschfähig folgende Volksgenossen zurücklassen: den Landwirt von Treskow, Fräulein Dr. Hanna Bochnik, Fräulein Molzahn, Vincenz Gierczynski, den Juden Goldschmied und noch andere Personen. Außerdem blieb der Student Hermann Pirscher zurück, der sich erbot, die Zurückgelassenen zu betreuen. Das Fräulein Dr. Bochnik war bereits geistesgestört geworden. Uns wurde wieder gesagt, daß ein Wagen für die Zurückgebliebenen requiriert werden würde. Nachdem wir etwa zwei Kilometer weiter marschiert waren, hörten wir Schüsse. Für mich bestand kein Zweifel, nachdem ich von der Ermordung der vorher Zurückgebliebenen wußte, daß auch diese Zurückgebliebenen erschossen worden waren. Die Ausgrabungen haben dies später bestätigt.

Wir wurden dann schließlich über KlodawaKutnoGostyninZychlin nach einem Orte zwischen Kutno und Lowitsch an der Bzura getrieben, wo wir am 17. September 1939 endlich von deutschen Truppen befreit wurden. Der Weg, den wir zurückgelegt haben, mag schätzungsweise 320 km. betragen haben. Ich möchte nicht zu erwähnen vergessen, daß uns von dem Begleitpersonal Geld, Schmucksachen und sonstige Wertgegenstände abgenommen worden waren. Diejenigen vor uns, denen dieses zustieß, haben nichts wiedergesehen. Mir z.B. ist meine silberne Armbanduhr, 280 Zloty in bar sowie die Brieftasche mit sämtlichen Papieren weggenommen worden.

Laut diktiert, genehmigt, unterschieben
gez. Dr. Robert Weise

Der Zeuge leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe, so wahr mir Gott helfe.
Geschlossen: gez. Dr. Reger, gez. Bachmann

Quelle: Dokumente polnischer Grausamkeiten


Siehe auch

Literatur