Kempner, Robert

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Robert M. Kempner, Walter H. Rapp, Paul Niederman [1]

Robert Max Wasilii Kempner (geb. 17. Oktober 1899 in Freiburg im Breisgau; gest. 15. August 1993 in Königstein im Taunus) war ein jüdischer Jurist und Rechtsanwalt aus Deutschland. Bei den Nürnberger Prozessen agierte er als Stellvertreter des amerikanischen Chefanklägers Robert H. Jackson. Kempner hat das sogenannte Wannsee-Protokoll „gefunden“, in dem angeblich ein Beschluß zur „Endlösung der Judenfrage” schriftlich festgehalten worden sein soll.

Werdegang

Herkunft

Robert Max Wasilij Kempner, gebürtig aus Freiburg im Breisgau, wuchs als Sohn einer Arztfamilie in Berlin auf. Der Vater, Walter Kempner, starb bereits 1920. Seine Mutter Lydia Rabinowitsch-Kempner war Assistentin von Robert Koch in Berlin und erhielt einen Ruf als Professorin für Bakteriologie an das „Women's Medical College“ in Philadelphia.

Ausbildung

Robert M. Kempner nahm nach dem Abitur noch am Ersten Weltkrieg teil. Hierbei erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Nach Heimkehr studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg, Berlin, Breslau und Pennsylvania.

Wirken

Robert M. W. Kempner.jpg

Kempner, war während der Weimarer Zeit politisch auf dem linken SPD-Flügel aktiv und wirkte im Vorstand des „Republikanischen Richterbundes“. Besonders stolz war er zeitlebens auf seine Rolle beim Sturz des Reichswehrchefs Hans von Seeckt. Tatsächlich trug dieser Sturz des Generals, der 1923 nach dem Hitler-Putsch und kommunistischen Unruhen auf Ersuchen Friedrich Eberts die vollziehende Gewalt im Reich übernommen und die Weimarer Republik gerettet hatte, zur Destabilisierung der ersten deutschen Republik entscheidend bei.[2]

Nach dem Assessorexamen trat Kempner nach Tätigkeit bei dem Verteidiger Dr. Frey in den preußischen Staatsdienst ein, wo er ab 1928 als Justitiar der Polizeiabteilung im preußischen Ministerium des Innern eine juristische Schlüsselstellung innehatte. Er war Mitverfasser des Preußischen Polizei-Verwaltungsgesetzes und bekannter Rechtskommentare. Bereits in dieser Zeit agitierte Kempner gegen den Nationalsozialismus. Die Versuche, Adolf Hitler wegen „Hochverrats“ vor Gericht zu stellen und die NSDAP verbieten zu lassen, scheiterten. Kempner verfasste in dieser Zeit mehrere Schriften gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Nach dem Prinzip „Ausländer raus!“ wollte Robert Max Wasilij Kempner, das „Problem Hitler“ lösen: Als Justitiar der Polizeiabteilung im preußischen Innenministerium im Range eines Oberregierungsrates schlug er 1931 vor, den aus dem österreichischen Teil Deutschlands stammenden Adolf Hitler wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Meineid“ unter Anklage zu stellen, die NSDAP aufzulösen und Hitler als lästigen „Ausländer“ auszuweisen.[2]

Nach dem Wahlsieg der NSDAP war Kempner Devisen- und Auswanderungsberater für Juden,[2] er wurde 1933 aus dem Staatsdienst wegen „politischer Unzuverlässigkeit in Tateinheit mit fortgesetztem Judentum” entlassen. Im Jahr 1935 wurde Kempner kurzzeitig verhaftet.

Daraufhin verließ Kempner sein Aufenthaltsland Deutschland zuerst nach Italien, wo er das „Institute Fiorenza“ (Florenz) leitete. Nach Kriegsbeginn tauchte er in den VSA auf. Ab 1939 war Kempner dort Regierungsberater der Regierung Franklin D. Roosevelts und ab 1943 Mitglied der „War Crimes Commission“. Kempner wurde Mitarbeiter von Robert Hougwout Jackson, der als Justizminister Roosevelts 1940/41 die Doktrin verkündete, die USA hätten das Recht, sich in alle Konflikte der Welt einzumischen, da es sich im Grunde um „Weltbürgerkriege“ handele. 1939-42 lehrte er dort an der Pennsylvania-Universität und anderen Hochschulen sowie der Military Academy, Westpoint. Ab 1941 war er im VS-Kriegsministerium und im Justizministerium als Berater tätig. Die VS-Staatsbürgerschaft erhielt er 1945, nachdem er 1938 von Deutschland ausgebürgert worden war.

1945/46 kam Kempner als Jacksons Stellvertreter als Ankläger in Nürnberg wieder nach Deutschland. Er vertrat die „Anklage“ gegen Reichsinnenminister Frick und die Reichsregierung. 1947/48 wirkte er als Hauptankläger im „Wilhelmstraßenprozeß“ gegen den einstigen stellvertretenden Reichsaußenminister Ernst von Weizsäcker.

In einem Seitentrakt des Nürnberger Gefängnisses war er für Zeugen, die der Verteidigung nicht zur Verfügung standen, zuständig. Unter vielen waren seine Gäste: Prinz "Auwi", (Sohn Kaiser Wilhelms), Prinz Schaumburg-Lippe, Prinz Lippe-Detmold, Prinz Phillip von Hessen, Kujumkhan von Turkestan.

Seit den 1950er Jahren betätigte sich Kempner hauptsächlich als Wiedergutmachungsanwalt. Unermüdlich propagierte er längst widerlegte Behauptungen, zum Beispiel, Hermann Göring habe als Oberhaupt einer NS-Verschwörung den Reichstag in Flammen gesetzt.[2]

Kempner, der 1945 in den westdeutschen Rest Deutschlands zurückkehrte und als Ankläger beim IMT berühmt wurde, „fand“ das Wannsee-Protokoll, machte aber keine näheren Angaben zu den Umständen seines Fundes. Trotz der ungeklärten Herkunft wurde das von Kempner vorgelegte Wannsee-Protokoll als Beweismittel zugelassen und erhielt die Aktennummer G-2.568. Später veröffentlichte er ein Faksimile des Protokolls in seinem Buch „Eichmann und Komplizen“. Selbst bei flüchtigem Hinsehen fällt auf, daß beispielsweise in der von Kempner vorgelegten Fassung des Protokolls die typischen SS-Runen fehlen, welche bei den von NS-Dienststellen verwendeten Schreibmaschinen (auf der Taste der Zahl 5) obligatorisch war.

Ende Januar 1951 erhielt er in Frankfurt/M. die Zulassung als Rechtsanwalt, arbeitete als Berater und Anwalt in Fragen des internationalen Strafrechts und des Entschädigungsrechts, übte eine weitgespannte Vortragstätigkeit aus, publizierte und widmete sich wissenschaftlichen Arbeiten. In mehreren Schwurgerichtsprozessen agierte Kempner als Nebenkläger. Er vertrat auch die Familie des Brandstifters Marinus van der Lubbe und erreichte 1980, daß das Berliner Landgericht den am Todesurteil beteiligten Reichsgerichtsräten bescheinigte, daß sie „das Recht gebeugt“ hätten.

Familie

Robert M. Kempner war mit Benedicta Maria, geb. Hahn, verheiratet und hatte zwei Söhne. Frau Kempner war bekanntgeworden durch ihre Bücher „Priester vor Hitlers Tribunalen“ und „Nonnen unter dem Hakenkreuz“.

Robert Kempners 1983 erschienene Memoiren trugen den Titel „Ankläger einer Epoche“. Er war Ehrenbürger von Jerusalem. Im Alter von 93 Jahren ist Kempner am 15. August 1993 in Königstein am Taunus gestorben. Er wurde auf dem Parkfriedhof in Berlin-Lichterfelde beigesetzt. In der Todesanzeige nannten ihn seine Familie und Freunde einen „Advokaten der Humanität“. Zu seinem Tode fiel das offizielle Bonn in Trauer und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen von Westberlin bekundete: „Berlin war stolz auf ihn“.[2]

Werke

Veröffentlichungen u. a.: "Das Urteil im Wilhelmstraßen-Prozeß" (50), "German Police Administration" (53), "Eichmann und Komplizen" (61), "SS im Kreuzverhör" (64), "Edith Stein und Anne Frank - Zwei von Hunderttausend" (68) und "Die Ermordung von 35.000 Berliner Juden" (70). K. war auch Herausgeber des "Warren-Reports" über die Ermordung Kennedys in deutscher Übersetzung (64). 1969 erschien "Das Dritte Reich im Kreuzverhör", 1977 (u. d. Pseudonym Eike v. Repkow) "Hitlers Griff nach dem Hause Ullstein". Unter dem Titel "Der verpaßte Nazi-Stopp" gab er 1983 eine Denkschrift des Berliner Polizeipräsidiums heraus, die bereits 1930 die NSDAP als angebliche "staatsfeindliche, hochverräterische Verbindung" eingestuft hatte. 1983 erschienen unter dem Titel "Ankläger einer Epoche" seine Lebenserinnerungen, 1990 unter dem Titel "Gegen Barbarei" Essays "Robert M. W. Kempner zu Ehren", eine Art Festschrift

Auszeichnungen

Auszeichnungen (Auswahl): Orden Polonia Restituta (51), Carl von Ossietzky-Medaille (69), Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern (69) und Schulterband (80) und Wilhelm-Leuschner-Medaille (75); 1980 Professortitel durch den Berliner Senat, 1986 Ehrendoktortitel der Universität Osnabrück. Dazu kamen weitere Auszeichnungen von Universitäten, u. a. von Jerusalem und Prag.

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Directory of the Nuremberg Military Tribunals' Personnel (PDF-Datei, englisch)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9