Todesengel von Auschwitz

Todesengel von Auschwitz ist das Alter Ego Josef Mengeles. Da über sein Wirken im KL Auschwitz keine dokumentarischen oder sonstigen Beweise vorliegen, ist man auf die Geschichten Holocaust-Überlebender angewiesen, von denen es genügend gibt, um ein grobes Bild seiner Zeit in Auschwitz zu zeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Medizinisches
Zwillinge, „Zwerge“ und andere Kuriositäten

Der Todesengel hatte sieben jüdische Zwerge, die alle von demselben kleinwüchsigen Vater und einer normalwüchsigen Frau abstammten, und drei normalwüchsige Geschwister hatten, die ebenfalls in Auschwitz waren.[2] Mit der ganzen Familie stellte der Todesengel lauter pseudowissenschaftliches Zeug an. So nahm er ihnen mehrmals täglich Blut ab, röntgte sie bis zu acht Mal am Tag, riß ihnen gesunde Zähne aus und goß ihnen kochendes und eiskaltes Wasser in die Ohren, streckte sie und zwang sie zum Geschlechtsverkehr mit Normalwüchsigen,[3] um zum Beispiel herauszufinden, was passiert, wenn man Zwerge mit normalen Frauen kreuzt.[4] Doch der Todesengel verzweifelte an seinen Forschungsergebnissen. Wie konnte es sein, daß eine Familie so unregelmäßig Zwerge und Normalwüchsige zur Welt brachte? Was er nämlich nicht wußte war, daß die schlaue Liliputanerfamilie kurzerhand jeden aus ihrem Dorf, der auch in Auschwitz war, zu einem Familienmitglied erklärt hatte, damit allen die Vergünstigungen des Todesengels zugute kamen. Auf diese Weise retteten die Zwerge vielen Menschen das Leben, was man ihnen aber nicht dankte; als sie in ihr Dorf zurückkehrten, mußten sie sich anhören: „Wir haben auch gelitten! Ohne euch ging es uns hier sehr gut! Verschwindet!“[3]
Der Todesengel stellte auch verschiedene Experimente mit Zwillingen an. So hat er bspw. versucht, das Geschlecht von Zwillingen zu verändern.[5] Bei mindestens einem Mann ist es ihm auch tatsächlich gelungen, ihn in eine Frau zu verwandeln, wie Simon Wiesenthal berichtete, der diesen Mann bzw. diese Frau nach dem Kriege getroffen hat.[6] Zwei Zwillinge namens Tito und Nino, einer der beiden hatte einen Buckel, hat der Todesengel einmal aufgeschnitten und dann zusammengenäht, um Siamesische Zwillinge aus ihnen zu machen.[7][8] Sie haben danach Tag und Nacht vor Schmerzen geschrien, bis endlich ihre Mutter nachts in das Laboratorium eingebrochen ist und ihre beiden Söhne mit einer Morphiumspritze getötet hat.[9][10][11]
Überhaupt hatte der Todesengel eine Vorliebe für die, die nicht in „Gottes Ebenbild“ geschaffen worden waren. Einmal brachte er zum Beispiel eine Frau mit zwei Nasen ins Lager, ein anderes Mal war es eine Frau mit Eselsohren und wieder ein anderes Mal ein etwa zehnjähriges Mädchen, das anstelle von Haaren Schafswolle auf dem Kopf hatte![12]
An einem Vergasungstag hat der Todesengel dann die Zwillinge höchstpersönlich erschossen.[13] Die sieben Zwerge und ihre Geschwister ließ er jedoch am Leben, und sie gingen nach dem Krieg nach Israel, wo sie an ihre alte Karriere anknüpften und später ein Kino eröffneten.[14]
Körperteile
Neben Zwillingen, Zwergen, Gallensteinen und Föten sammelte der Todesengel auch menschliche Augen,[14] die eine ganze Wand bedeckten, an der er sie „wie Schmetterling aufgepinnt“ hatte.[15]
Sonstige Experimente
Nachdem Ruth Eliaz ein Kind zur Welt gebracht hatte, hat der Todesengel ihre Brüste abgebunden, um zu sehen, wie lange es dauert, bis ein ungestilltes Kind stirbt. Als das Kind völlig ausgezehrt war, gab eine jüdische Ärztin ihr eine Spritze mit Morphium, mit der sie dann ihr eigenes Kind tötete.[15]
Yitzhak Ganon hat 65 Jahre keinen Arzt besucht, weil er, nachdem der Todesengel ihm ohne Betäubung eine Niere entfernt hatte, schwor, nie wieder zu einem Arzt zu gehen. An die Operation kann er sich noch gut erinnern:
- „Ich sah die Niere in seiner Hand pulsieren und schrie wie ein Verrückter. Ich brüllte das ‚Schma Jisrael‘. Ich bettelte um den Tod, damit das Leiden aufhöre.“
Direkt danach mußte er, ohne Schmerzstiller zu erhalten, arbeiten. Und einmal mußte er eine ganze Nacht in einem mit eiskaltem Wasser gefüllten Bad zubringen, weil der Todesengel seine Lungenfunktion testen wollte. Als die Nazis keinen Nutzen mehr in ihm sahen, haben sie ihn in die Gaskammer geschickt. Er überlebte nur durch ein Wunder: Die Gaskammer faßte lediglich 200 Menschen und er war Nummer 201![16] Durch ein weiteres Wunder gibt es offenkundig Fotos von Frauen, „deren Uteri durch die Vagina herausgezogen“ und „deren Genitalien geschlachtet wurden vom Nazi-Todesengel“. Die Negative der Fotos waren nämlich feuerfest und sind nicht im Ofen verbrannt, in dem der Fotograf der Bilder, Wilhelm Brasse, sie auf Geheiß der Nazis geworfen hatte.[17][18][19] Außerdem ließ der Todesengel Insassen kochen, um ihre Skelette an Museen zu verschicken, oder infizierte sie mit Syphilis und trieb seinen Hohn und Spott mit ihnen, um sie schließlich ins Gas zu schicken.[3]
Liebhaber der schönen Künste
Was nur wenige über den Todesengel wissen, ist, daß er ein Liebhaber klassischer Musik war. In dem als „Experimentierblock“ bekannten Gebäude gab es ein Musikzimmer, in dem er, wenn er nicht gerade experimentierte oder selektierte, seinem Hobby, dem Violinespiel, nachging. Als der Todesengel einmal bemerkte, daß eine gerade eingelieferte Jüdin Pianistin war, bat er sie darum, für ihn zu spielen. Er war so beindruckt von ihrer Begabung, daß er entschied, ihr eine Sonderbehandlung zu geben. Diese rettete ihr zwar letzlich das Leben, allerdings mußte sie nun zusätzlich zu der normalen Sklavenarbeit, der alle Häftlinge unterworfen waren, fortan regelmäßig dem Todesengel auf dem Piano vorspielen, wobei er sie oftmals auf der Violine begleitete.
Musik war so wichtig für den Todesengel, daß er einen Hund darauf trainierte, sensibel für jede Nuance seiner Lieblingskompositionen zu sein und die Jüdin furchtbar zu beißen, wenn immer sie eine Note falsch spielte. Das passierte viele Male, wenn sie gezwungen war, dem Todesengel vorzuspielen, während sie unfähig war, sich voll zu konzentrieren, wie zum Beispiel als sie sich Tuberkulose zuzog. Sie hatte mindestens zehn Narben überall am Körper, die von Hundebissen stammten, welche durch Fehler in ihrer Aufführung hervorgerufen wurden.[20]
Manchmal verlangte der Todesengel eine Aufführung von Neueingängen. An einem besonders heißen Julitag zum Beispiel wurde eine Gruppe ungarischer Rabbis, die trotz der Hitze ihre tradtionelle Kleidung – lange, schwarze Mäntel, schwarze Wollhosen und Fellhüte – trugen, in das Lager eingeliefert. Nachdem der Todesengel sie mit Verachtung gemustert hatte, entschied er sich für ein wenig Amusement, bevor er sie in die Gaskammer schickte. Zuerst befahl er den Rabbis hervorzutreten. Nachdem die heiligen Männer ohne Protest gehorcht hatten, befahl er ihnen zu tanzen und ihre Arme und Stimme gen dem Gott zu heben, der sie trotz aller lauten Gebete nicht retten würde. Und so begannen die Rabbis langsam und schwerfällig unter der brennenden Sonne zu tanzen. Sie hielten ihre Köpfe hoch, entschlossen, ihre Würde zu bewahren, und mit ihren Augen auf den Himmel fixiert, rezitierten sie das Kol Nidre, die schwermütige Hymne der Buße, während der Todesengel reuelos zuhörte.[21] Auch Edith Eger mußte am Tag ihrer Ankunft in Auschwitz für den Todesengel auf einer Bühne tanzen, während dieser mit den Wachen darüber diskutierte, wer als nächstes sterben sollte. Eger, die dies überhörte, während sie tanzte und den wahrscheinlich die Asche ihrer Mutter enthaltenden schwarzen Rauch von der Gaskammer [sic!] aufsteigen sah, begann zu beten, aber nicht für sich, sondern für den Todesengel, auf daß er sie nicht töten muß.[22]
Auch der Malerei war der Todesengel zugetan. So überlebte die Holocaust-Überlebende Dina Babbitt nur, weil er von ihrer Arbeit in den Kinderbaracken, deren Wände sie mit Schneewittchen und den sieben Zwergen sowie Tierbildern bemalte, begeistert war und sie selektierte, um Portraits von Zigeunerinnen anzufertigten. Nach zwei Monaten und elf Bildern wurden die Zigeunerinnen allerdings alle ermordet, und sie mußte fortan medizinische Prozeduren für den Todesengel zeichnen. Ihre Bilder befinden sich heute im Auschwitz-Museum und sind „wichtiger Beweis für den Nazi-Genozid [und] Teil des Weltkulturerbes“.[23][24][25]
Hart aber herzlich

Der Todesengel hatte auch eine weiche Seite, die sich zum Beispiel daran zeigte, daß er, obwohl ein mit pseudowissenschaftlichen Experimenten vielbeschäftigter Wissenschaftler und schon damals sehr berühmt, nicht nur unzählige Neuankömmlinge höchstpersönlich selektierte und Gespräche mit Gefangenen führte, sondern auch vielen das Leben rettete. So zum Beispiel der damals 13jährigen Livia Bitton-Jackson, die er aufgrund ihrer schönen blonden Locken und ihrem arischen Aussehen einfach drei Jahre älter machte, damit sie nicht wie all die anderen 13jährigen sofort vergast wurde.[27] Oder wie Weihnachten 1943, als er die Jüdin Regina Bialek, die er zuvor mit 350 anderen Frauen selektiert und, nachdem sie sich ausgezogen hatten, mit einem Lastwagen eine Rampe hinab direkt in die Gaskammer geschickt hatte, wo sie alle unsanft auf den Boden gekippt wurden, nach zehn Minuten und keine Sekunde zu früh – sie begann bereits damit, ihre Hände abzubeißen, hatte Schaum vor dem Mund, ihr Gesicht war schon blau, und Blut trat aus ihren Ohren, Augen und ihrem Mund aus – wieder aus der Gaskammer geholt hat, indem er einfach ihre Nummer ausrief. Wie sie vor Gericht beim sogenannten Belsen-Prozeß aussagte, war der Grund dafür wahrscheinlich, daß eine arische Bekannte ein gutes Wort für sie beim Todesengel eingelegt hatte.[28]
Einmal hat er auch einer jüdischen Ärztin, die er nach Krakau transferierte, damit sie dort für ihn Forschung betrieb, bei der Geburt ihres Sohnes Blumen geschickt.[29]
Weiteres
Im Konzentrationslager Auschwitz hatte er ein Schwimmbecken, das er aber nie benutzte, weil er eine Phobie vor Wasser, das er als schmutzig betrachtete, hatte. Deshalb kann er auch nicht in Brasilien ertrunken sein und „lacht sich statt dessen ins Fäustchen“.[30]
Literatur, Film und Kunst
Der Todesengel von Auschwitz, also Mengeles Wirken als ein grausamer Arzt, diente Literatur, Film und Kunst der Nachkriegszeit als Vorlage.
- The Human Centipede (First Sequence) (2009), Film
- The Unborn (2009), Film
- Nichts als die Wahrheit (1999), Film
- Angel of Death (1986), Lied
- The Boys from Brazil (1978)
Filmbeitrag
Fußnoten
Theodor Adorno •
Hannah Arendt •
Fritz Bauer •
Yehuda Bauer •
Thomas Blatt •
Artur Brauner •
Henryk Broder •
David Cesarani •
Ilja Ehrenburg •
Peter Eisenman •
Albert Einstein •
Ed Fagan •
Abraham Foxman •
Otto Heinrich Frank •
Saul Friedländer •
Michel Friedman •
Gustave Gilbert •
Martin Gilbert •
Ralph Giordano •
Daniel Goldhagen •
Nahum Goldmann •
Jonathan Greenblatt •
Wassilij Grossmann •
Stephan Hermlin •
Raul Hilberg •
Hans Jonas •
Moshe Kantor •
Serge Klarsfeld •
Robert Kempner •
Imre Kertész •
Eugen Kogon •
Abba Kowner •
Stanley Kramer •
Moshe Landau •
Felicia Langer •
Claude Lanzmann •
Walter Laqueur •
Deborah Lipstadt •
Arno Lustiger •
Filip Müller •
Paul Niederman •
Miklós Nyiszli •
David Olère •
Léon Poliakov •
Joachim Prinz •
Walter H. Rapp •
Emery Reves •
Gerhart Riegner •
Albert Rosenberg •
Herman Rosenblat •
Samuel Rosenman •
Lea Rosh •
Oscar Roth •
Esther Schapira •
Gitta Sereny •
Richard Sonnenfeldt •
Steven Spielberg •
Ilja Trainin •
Simone Veil •
Rudolf Vrba •
Chaim Weizmann •
Elie Wiesel •
Simon Wiesenthal •
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Stephen S. Wise •
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Ritchie Boys •
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