Bruitismus

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Bruitismus (frz.-neulat.; von frz. bruit „Lärm“, „Geräusch“) oder auch „Lärmmusik“ ist die Bezeichnung für eine Richtung der zumeist entarteten Musik, in deren Kompositionen auch außermusikalische Geräusche einbezogen sind. In der Kunst wurde der Ausdruck nach dem Ersten Weltkrieg besonders in Verbindung mit Aufführungen des den Dadaismus begründenden Ausstellungssalons „Cabaret Voltaire“ verwendet („bruitistische Veranstaltungen“), wobei dort auch noch visuelle Eindrücke auf das Publikum einwirkten.

Seine Anfänge hatte der Bruitismus allerdings bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Form einer von italienischen, sogenannten Futuristen (u.a. Francesco Pratella und Luigi Russolo) unter der Führung von Filippo Tommaso Marinetti (1876-1944) geförderten Gegenbewegung zur „ätherischen Musik“ des Impressionismus. Eine Anzahl von Geräuschen wurde als „musikwürdig“ erklärt. Russolo erstellte einen „Intonarumori“, einen Lärmtöner, ein Instrument mit einer Skala von Geräuschen. Diese Entwicklung hatte möglicherweise immerhin seine Auswirkungen in der starken Bevorzugung des Schlagzeuges in den nächsten Jahrzehnten. In vielen Werken dieser „Neuen Musik“ ging die Entfaltung von Klangabsonderlichkeiten bis an die äußerste Grenze. Einen ähnlichen musikalisch destruktiven Einfluß hatte Igor Strawinski, dessen Produktionen von den Nationalsozialisten auf die Liste der Entarteten Kunst gesetzt wurden, mit seinem musikalischen Erzeugnis „Sacre du Printemps“ (Das Frühlingsopfer).

Zerstörerisch ist jedoch nicht vorrangig die Geste der Regelverletzung im einzelnen Kunstwerk (da ja unzweifelhaft selbst das klassische Kunstwerk die Grenzen des Schicklichen, des Gewohnten und die Grenzen des von Auftagsgeberseite her Gewünschten, schon seit je immer auch verletzt hat). Im eigentlichen Sinne zerstörerisch wirksam ist der Kunstmodernismus vielmehr dadurch, daß er der programmatisch geforderten Destruktion, die etwa die Manifeste der Futuristen kennzeichnet, nachgiebig dient.

Nicht das einzelne Kunstwerk strahlt Destruktion aus und bewirkt Destruktion oder Wertzersetzung, sondern dies bewirkt kausal erst der kulturelle Rahmen, den Manifest-Autoren, Galeristen, Kunstkritiker, Musikkritiker und die politischen Vorlieben der Akteure setzen (dies gilt gerade auch im Falle „gutbürgerlicher“ Akteure). Bleibende, wirkliche Schäden -- die der Kunstmodernismus anrichtet --, beweisen sich so gut wie nie im einzelnen Kunstwerk, sondern gerade im Stilverlust der umgebenden Lebenswelt, in der Bereitschaft dieser Lebenswelt, lauter Inkommensurables und Amorphes als Kunst und als Musik zu affirmieren. Die Dulder sind schuld. Ihr kritikloser Kunstpietismus -- der erkennbar protestantischer Herkunft ist -- und ihre „Kulturertragungs-Starre“, wie Kabarettisten das Phänomen nennen, verschuldet und verewigt erst die Verhäßlichung unserer modernistischen Lebenswelt.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Asholt / Walter Fähnders (Hgg.): Manifeste und Proklamationen der europäischen Avantgarde (1909-1938). Stuttgart, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1995/2005, ISBN 978-3-47602075-8