Pier, Matthias
Matthias Pier (* 22. Juli 1882 in Nackenheim; † 12. September 1965 in Heidelberg) war ein deutscher Chemiker.
Leben
Nach dem Studium der Physik und Chemie war er von 1906 bis 1910 Assistent bei Professor Walther Nernst in Berlin, wo er die Ammoniak-Synthese des jüdischen Chemikers in Deutschland Fritz Haber verbesserte und weitgehend auf ihre Praxistauglichkeit hin erforschte. Schon in dieser Zeit arbeitete er an der Umwandlung von Wassergas bei hohem Druck. 1907 promovierte er mit einer Arbeit über die spezifische Wärme von Chlor und Wasserdampf, die er nach der Explosionsmethode bestimmte. Ab 1910 arbeitete er in der Zentralstelle Neubabelsberg. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg kam er 1920 als Chemiker zur badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen, wo er seine Versuche mit der katalytischen Hochdruckhydromethode weiter fortführte. 1923 gelang ihm dabei in einer Reaktion zwischen Kohlenoxyd und Wasserstoff die erste künstliche Herstellung von Methanol.
Als nächste Ziel setzte er sich nach der Vorarbeit durch Friedrich Bergius die Aufgabe, aus Kohle, Teer und Erdöl durch katalytische Hydrierung mit Wasserstoff Benzin und andere wertvolle Mineralölprodukte zu gewinnen. Im Januar 1925 stellte er das erste künstliche Benzin her, dessen großtechnische Herstellung ab 1927 in Leuna mit einer Anlage zur Erzeugung von 100.000 Jahrestonnen Benzin aus Braunkohle aufgenommen wurde. Durch diese Pionierarbeit des Forschers konnte Deutschlands Mineralölversorgung entscheidend vom Einfuhrzwang unabhängig gemacht werden. Die als Bergius-Pier-Verfahren bezeichnete Methode sicherte die Benzinversorgung des Reiches auch in Zeiten der Einkreisung.
Für seine Verdienste erhielt er die Carl-Engler-Medaille (1936), die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft und die DECHEMA-Medaille.