Schraplau (Burg)
Die Burg Schraplau ist eine Burgruine in Schraplau im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Die Ruine ist kaum zugänglich und wenig bekannt. Es sind nur wenige sichtbare Reste erhalten. Vielleicht kann eine Interessengemeinschaft in späteren Zeiten eine bessere Erschließung erreichen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis (880-899) wurde Schraplau als „Scrabenlebaburg“ erwähnt. 979 erscheint sie als befestigte Siedlung unter dem Namen „Scroppenlevaburch“. In dieser Zeit wird die Altenburg, eine weiträumige Burganlage, bereits existiert haben. Ein hoher Erdwall mit Trockenmauer und Vorgraben sind von dieser Anlage erhalten. Weitere Vorgräben deuten auf eine noch ältere Anlage hin. Bei Ausgrabungen wurde festgestellt, dass die Altenburg als eine große Volksburg im 9. bis 10. Jh. von Heiden, Sclavi, angelegt worden ist, als diese im Kampf gegen das Frankenreich oder als dessen Verbündete westlich der Saale siedelten. Es wurden die Reste zweier zeitlich versetzter Trockenmauern entdeckt, die auf eine Zerstörung und einen Wiederaufbau im Laufe ihrer Nutzung hindeuten.
Im 10./11. Jahrhundert war die Burg im Besitz der reichsunmittelbaren Herren von Schraplau. Die Edelherren waren mit hoher Wahrscheinlichkeit mit den Querfurter Edelherren verwandt. In schriftlichen Überlieferungen treten ein Thimo von Schraplau, als der Ahnherr, und ein Egeloff von Schraplau auf. Mit Egeloffs Tod 1196 erlischt das Geschlecht. Die Burg dieser Herren von Schraplau wird nicht mehr das gesamte Territorium der Volksburg erfasst haben, sondern schon eine relativ kleine Ministerialenburg an der Stelle der späteren Burg der Erzbischöfe gewesen sein.
Um 1200 war das Erzstift Magdeburg Lehnsherr. Es errichtete die romanische Burg im westlichen Teil der Altenburg, die heute noch als Ruine vorhanden ist. Das Erzstift vergab das Lehen an die Burggrafen von Magdeburg aus dem Querfurter Adelsgeschlecht. Diese setzten Vögte zur Verwaltung der Herrschaft ein. 1242 urkundet ein Ritter Rudolf von Schrapelo als Vasall des Burggrafen. Seit 1267 residierte Burchard I. von Schraplau aus einer Seitenlinie der Edlen Herren von Querfurt in der Burg. Burchard II. von Schraplau „der Lappe“ nannte sich auch „burchgravius in scraplowe“.
Die enge Verbindung der Schraplauer Grafen zu den Querfurter Edelherren und zum Erzbistum führten im 13. Jh. zu einer bedeutenden Herrschaftsausdehnung der Familie. Sie konnte die Herrschaft Nebra, Güter bei Röblingen am See, Talgüter zu Halle und Teilbesitz in der Herrschaft Querfurt erwerben. Burchard III. von Schraplau wurde 1307 sogar Erzbischof von Magdeburg. Als ein streitbarer Kirchenfürst versuchte er die Machtbasis. des Erzbistums auszudehnen und verlorene Rechte zurückzugewinnen. In einer Fehde gegen die Städte Halle und Magdeburg, die sich gegen ihn zusammengeschlossen hatten, wurde er 1325 gefangen genommen und erschlagen.
Burchard III. von Schraplau hatte sich wegen seiner Fehden schwer verschuldet. Seine Erben mußten deshalb die Herrschaft Schraplau 1335 an die Grafen von Mansfeld verkaufen. Die Herren von Schraplau zogen sich auf ihr Lehen in Wettin zurück.
Im 14. und 15. Jh. war die Burg im Besitz verschiedener Linien der Grafen von Mansfeld. 1484 setzten Ernst und Albrecht von Mansfeld die mittelalterliche Burg instand. Bei einer Erbteilung 1501 wurde die Herrschaft Schraplau in zwei Ämter geteilt. Graf Gebhard von Mansfeld-Mittelort erhielt das Oberamt mit dem Schloss.
Im Schmalkaldischen Krieg nahmen 1547 kaiserliche Soldaten die Burg ein und verwüsteten sie. Unter dem Grafen Christoph I. von Mansfeld-Mittelort (1520-91) wurde zwischen 1574 und 1591 ein schlossartiger Neubau in der Residenz errichtet. Noch 1571 hatte man die Burg als „ itzo an sich selbst wüste genug“ bezeichnet.
Nach dem Aussterben der Schraplauer Linie Mansfeld ging die Herrschaft an die Grafen von Mansfeld-Hinterort. 1637 verlegte Graf Johann Georg von Mansfeld-Vorderort seinen Wohnsitz auf das Schloss. 1683 verkaufte Gräfin Barbara Magdalene das Oberamt Schraplau an die Herren von Hake. Sie zog als letzte Mansfelderin aus dem Schloss aus.
1713 wurde durch den Amtmann Sylvester Brachvogel die Haube vom Bergfried genommen. Obwohl für 1730 noch eine preußische Besatzung von 22 Mann überliefert ist, scheint der bauliche Zustand der Anlage schlecht gewesen zu sein. Eine Nutzung als Archiv und Gerichtsstube ist letztmalig für 1732 beurkundet. Danach verfiel die Burg mehr und mehr. 1736 wurde sie bereits als Steinbruch benutzt.
Anfahrt
Von der B 80, die Halle an der Saale und Eisleben verbindet, in Aseleben in Richtung Röblingen abbiegen. Den Ort Röblingen durchqueren und auf der Schraplauer Straße bis Schraplau fahren. An der Wilhelm-Fichte-Siedlung in die Querfurter Straße abbiegen. Über Bäckerstraße und Kirchberg zur Burg hochfahren. Selbst im Ort ist die Burg nicht allen Leuten bekannt. In der sehr unübersichtlichen engen Innenstadt eventuell lieber nach der Kirche fragen.
Besichtigung
Die Burg befindet sich auf dem Gelände mehrerer Privatgrundstücke. Von der Burg sind deshalb nur wenige Außenmauern zu sehen.
Literatur
- Felix Burkhardt: Schraplau. Beiträge zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Schraplau. Mansfelder Heimatverlag Ernst Schneider, Eisleben 1935.
- Georg Dehio: Der Bezirk Halle. Kunstverlag, München 1990, ISBN 3-422-03017-4 (Handbuch der Kunstdenkmäler; 4)
- Paul Grimm: Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg. Akademie-Verlag Berlin 1958 (Handbuch vor- und frühgeschichtlicher Wall- und Wehranlagen; 1)
- Werner Hülle: Westausbreitung und Wehranlagen der Slawen in Mitteldeutschland. Mannus-Bücherei, Johann Ambrosius Berth-Verlag Leipzig 1940.
- Berent Schwineköper (Hrsg.): Provinz Sachsen Anhalt. Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9 (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands; 11)
- Hermann Wäscher: Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1962.
- Textband
- Bildband
- J. Zuber: 1100 Jahre Schraplau Beiträge aus Geschichte und Gegenwart unserer Stadt. Stadt Schraplau 1999.