Schoeps, Hans-Joachim
Hans-Joachim Schoeps (* 30. Januar 1909 in Berlin; † 8. Juli 1980) war ein jüdischer Historiker und Religionsphilosoph in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Hans-Joachim Schoeps war der Sohn des Oberstabsarztes Julius Schoeps und stammte aus Berlin. Die Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits waren Juden, die an der Oder und in der Altmark seit langem ansässig waren.
Ausbildung
Hans-Joachim Schoeps schloß sein Studium in Heidelberg, Marburg, Berlin und Leipzig 1932 mit der Promotion zum Dr.phil. und ein Jahr später mit dem Staatsexamen ab und trat in den Schuldienst. Während seiner Studienzeit schloß er sich der deutschen bündischen Jugendbewegung an, wo er unter anderen Hans Blüher kennenlernte. Noch 1932 hatte er im Rahmen der bündischen Jugend mit dem „Deutschen Vortrupp“ eine deutsch-jüdische Jugendgruppe begründet.[1]
Wirken
Hans-Joachim Schoeps engagierte sich zu Weimarer Zeit in der deutschnationalen Jugendbewegung. Mit dem „Deutschen Vortrupp - Gefolgschaft deutscher Juden“, gegründet Februar 1933, versuchte er, dem patriotisch empfindenden Judentum in Deutschland einen Raum zum Überleben und die Chance zum Mitgestalten der neuen Ordnung zu verschaffen, was an NS-Antisemiten scheiterte, aber auch vom Zionismus strikt bekämpft wurde. Schoeps führte den Verein, der dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstand bis 1935. Schoeps schrieb in der Zeitschrift Der Vortrupp: „Der Nationalsozialismus rettet Deutschland vor dem Untergang; Deutschland erlebt heute seine völkische Erneuerung.“ Er forderte eine „Beschleunigung der unbedingt notwendigen Trennung von deutschen und undeutschen Juden sowie Erfassung aller deutschbewußten Juden unter einheitlicher autoritärer Führung bei möglichster Umgehung der alten Organisationen.“[2]
Er war als Privatlehrer und Verleger (Vortrupp-Verlag, Berlin) tätig und hielt Vorträge u. a. beim Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Aufgrund seiner Kontakte zu Ernst Niekisch und Otto Strasser wurde er unter Druck gesetzt.
Schoeps wirkte 1937/38 als Lehrer am jüdischen Gymnasium Wien und ging einen Monat nach der „Reichskristallnacht“, im Dezember 1938, mit Hilfe von Werner Otto von Hentig, nach Schweden.[3] Seine Eltern blieben in Deutschland zurück. Sein Vater, der 1942 im Ghettolager Theresienstadt 78-jährig verstorbene Oberstabsarzt Dr. Julius Schoeps, war laut „Biographischem Handbuch der deutschsprachigen Emigration“ ein „deutscher Nationalist“.[4] Seine Mutter starb in Auschwitz-Birkenau.
Im schwedischen Exil war der immer noch „antidemokratisch“ und „deutsch-national“ eingestellte Schoeps als Wissenschaftler weitgehend isoliert.
Nach Kriegsende kehrte er, im Herbst 1946, nach Deutschland zurück. Schoeps lehnte er das Angebot der US-Besatzer ab, als Lizenzträger eines Umerziehungsblattes zu wirken. Begründung: „Ich möchte kein Quisling der Amerikaner werden.“[4] Im Februar 1947 gelang es ihm auf Basis bisheriger Publikationen und unveröffentlichter Manuskripte, sich an der Universität Marburg zu habilitieren. Seitdem lehrte er an der Universität Erlangen, zuerst als Privatdozent, dann von 1950 bis zu seiner Emeritierung, als außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für „Religions- und Geistesgeschichte“. Zu seinen Schülern zählten u. a. Hellmut Diwald, Robert Hepp, Sven Thomas Frank und Hans-Dietrich Sander.
Schoeps verwahrte sich gegen antideutsche Kollektivbezichtigungen und trat für die Ehrenrettung Preußens ein.[4] Er war Monarchist aus Überzeugung und Ehrenmitglied des Vereins Tradition und Leben. Schoeps forderte 1951 die Wiederherstellung Preußens und wollte mit Bundestagsmitgliedern den Volksbund für die Monarchie gründen, was jedoch durch die Veröffentlichung eines Berichtes des Nachrichtenmagazins Der Spiegel scheiterte.[5]
1969 erhielt Schoeps den Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung, deren Beirats-Mitglied er war.[6] 1969 war er Mitgründer der Konservativen Sammlung und Autor in der Zeitschrift Konservativ Heute.
1972 erschien sein besonders aufschlußreiches Buch „Bereit für Deutschland! Der Patriotismus deutscher Juden und der Nationalsozialismus“. Ab Anfang der 1970er Jahre war Schoeps auch im sogenannten Zollernkreis aktiv. Dieser veröffentlichte beispielsweise posthum 1987 Schoeps’ Festschrift Louis Ferdinand, Prinz von Preußen: Erbe und Auftrag: Festschrift zum 80. Geburtstag. Schoeps war außerdem im Beirat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Professor Schoeps starb neun Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer. In seinen Lebenserinnerungen hatte er als seinen größten Wunsch bekannt: „Daß ich gern noch einmal durch Potsdams Straßen gehen und das alte Glockenspiel der Garnisonkirche wieder hören möchte oder auf der Marienburg stehen, um den schwarzen Adler und unsere Fahne mit den zwei Farben im Winde flattern zu sehen, unter denen schon die Ordensritter Preußen für das Reich erstritten haben.“[4]
Seine Ruhestätte fand Schoeps auf dem Neuen Israelischen Friedhof zu Nürnberg.[7]
Als der deutsch, vor allem aber preußisch gesinnte Jude, Professor Hans-Joachim Schoeps 1980 in Erlangen verstorben war, hieß es im Nachruf der „Deutschen National-Zeitung“: „Dem Juden Schoeps blieb es vorbehalten, deutsches Lebensrecht in einer Zeit zu vertreten, in der Deutsche zunehmend dazu übergingen, ihr eigenes Volk zu verleugnen.“[4]
Familie
Aus der Ehe, die der bekennende Homosexuelle Hans-Joachim Schoeps mit Dorothee Busch (1915–1996) einging, entstammen zwei Kinder: Julius H. Schoeps und Manfred Schoeps. Hans-Joachim Schoeps hatte einen jüngeren Bruder. Beide wurden in dezidiert preußischem Geist erzogen, einer Grundhaltung, die er im Laufe seines Lebens vertiefte und verteidigte.
Zitate
- „Der Nationalsozialismus rettete Deutschland vor dem Untergang. Deutschland erlebt seine völkische Erneuerung [...] Die augenblicklich dringlichsten Aufgaben, die der deutsche Vortrupp in Angriff nehmen wird, sind Beschleunigung der unbedingt notwendigen Trennung von deutschen und undeutschen Juden, sowie Erfassung aller deutschbewußten Juden unter einheitlicher autoritärer Führung.“ Hans-Joachim Schoeps, Der Vortrupp, 1933
- „Daß die deutsche Revolution tatsächlich in der Erneuerung und Kultivierung der völkischen Art ihr Genüge findet und keinen Expansionswillen kennt, kann sich die Welt gar nicht vorstellen.“ Hans-Joachim Schoeps: Wir deutschen Juden, 1934