Kyprien

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Die Kyprien sind eine altgriechische Dichtung, in der Ereignisse vor dem trojanischen Krieg behandelt werden. Als Verfasser des nur unvollständig erhaltenen Werkes wird Stasinos vermutet.

Inhalt:

Quelle
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Vorgesang

Es gab eine Zeit da die zahllosen übers Land schweifenden Völker die weite und breite Brust der Erde zu erdrücken drohten; Zeus sah dies und hatte Mitleid; in seinem weisen Rat beschloß er die alles ernährende Erde vom Gewicht der Menschheit zu erlösen, indem er die großen Schlachten des troianischen Krieges entfachte, um ihre schwere Last durch den Tod erleichtern zu lassen: so wurden die Krieger vor Troia getötet, so erfüllte Zeus' Wille sich.

I. Buch

Die Erde, erdrückt von den Menschen, die keine Gottesfürchtigkeit mehr kennen, bittet Zeus, sie von dieser Bürde zu erlösen. Zeus zettelt zuerst den Krieg um Theben an, bei dem eine große Zahl von ihnen umkommt, und dann den troianischen Krieg, bei dem er mit seinen Blitzen und Fluten den Rest von ihnen umbringen will: das ist der sogenannte Wille des Zeus. Momos verhindert dies, indem er ihm zwei Vorschläge unterbreitet: die Heirat Thetis' mit einem Sterblichen und die Geburt einer schönen Tochter, Helena. Diese zwei Ereignisse lösen den Krieg um Troia zwischen Griechen und Barbaren aus, der die Last der Erde dank der vielen Toten erleichtert.

II. Buch

Zeus berät sich mit Themis über den troianischen Krieg. Dazu lässt er am Berg Pelion die Hochzeit von Peleus und Thetis feiern. Er zwingt damit die Göttin Thetis, gegen ihren Willen das Bett mit einem Sterblichen zu teilen – als Strafe dafür, dass sie sich geweigert hatte, mit Zeus zu schlafen, da sie Hera nicht hintergehen wollte. Peleus konnte Thetis – die bald die Gestalt des Feuers, bald des Wassers und dann wieder eines Tieres anzunehmen vermag – dank einem Rat des Zentauren einfangen. Zum Festbankett lädt Zeus alle Götter ein; sie singen Peleus' Lob und bringen ihre Hochzeitsgaben. Poseidon schenkt ihm die unsterblichen Rösser Balios und Xanthos und Chiron hat für ihn am Berg Pelion eine Esche für einen Speer gefällt, dessen Schaft Athene geglättet und dessen Spitze Hephaistos gefertigt hat; es ist dies ein Speer, mit dem Peleus – und später sein Sohn Achilleus – allen in der Schlacht überlegen sein wird. Die Göttin des Streits – Eris – wird von Hermes auf Zeus' Geheiß als einzige abgehalten, am Hochzeitsfest teilzunehmen. Vor Zorn wirft sie einen goldenen Apfel unter die Feiernden. Hera, Athene und Aphrodite zanken sich um ihn, worauf Zeus ihn als Trophäe für die Schönste von ihnen aussetzt. Zeus befiehlt daraufhin Hermes, die drei Göttinnen zu Alexandros, der unter dem Berg Ida wohnt, zu führen; er soll entscheiden, wer die Schönste ist. Jede verspricht Alexandros ein Geschenk: Hera will ihn zum Herrscher über alle machen, falls er sie vorzieht; Athene stellt ihm in Aussicht, ihm in gleich welchem Krieg zum Sieg zu verhelfen; und Aphrodite verheißt ihm den Bund mit Helena. Diese ist eine von Zeus' Töchtern, die er mit Nemesis gezeugt hat. Um nicht mit ihm schlafen zu müssen, war Nemesis vor ihm geflüchtet und hatte sich dabei in eine Gans verwandelt – worauf Zeus die Gestalt eines Schwans annahm, sich mit ihr vereinigte und sie ein Ei legte. Ein Hirte fand es unter den Bäumen und brachte es Leda, die es behielt und in einer Truhe verschloss. Daraus entsprang Helena, die Leda wie ihre eigene Tochter aufzog. Verlockt von der Aussicht auf den Bund mit Helena, erklärt Alexandros Aphrodite zur schönsten Frau. Von Athene angestachelt, lässt sich Alexandros dann von Phereklos Schiffe bauen, worauf Helenos prophezeit, wie es ihm mit Helena ergehen wird.

III. Buch

Aphrodite befiehlt Aineias, Alexandros auf seiner Seereise zu Helena zu begleiten; Kassandra weissagt ihnen, was geschehen wird. Nachdem sie in Lakedaimon gelandet sind, wird Alexandros erst von den Tyndariden aufgenommen. Dann erweist ihm auch Menelaos in Sparta neun Tage lang seine Gastfreundschaft und Alexandros überreicht Helena Geschenke. Am zehnten Tag muss Menelaos nach Kreta segeln, um am Begräbnis seines Großvaters mütterlicherseits – Katreos – teilzunehmen. Er trägt Helena auf, sich in seiner Abwesenheit um die Besucher zu kümmern; dabei bringt Aphrodite Alexandros mit Helena zusammen. Nachdem sie miteinander geschlafen haben, laden sie den Großteil von Menelaos' Besitztümern an Bord von Alexandros' Schiff und segeln in der Nacht davon – wobei Helena ihre neun Jahre alte Tochter Hermione zurücklässt. Auf dieser Fahrt entfesselt Hera einen Sturm, der sie nach Sidon verschlägt. Alexandros nimmt die Stadt ein; da er Menelaos' Verfolgung fürchtet, bleibt er vorsichtshalber in Phönizien und dann auf Zypern. Schließlich segelt er nach Ilios und feiert dort seine Hochzeit mit Helena.

IV. Buch

Helenas jüngere Brüder Kastor und Polydeukes werden unterdessen am Peloponnes erwischt, als sie die Rinderherden des Idas und des Lynkeos zu stehlen versuchen. Sie flüchten, Lynkeos aber steigt schnell auf den Gipfel des Taygetos und sieht mit seinen scharfen Augen, dass sie sich in einer hohlen Eiche versteckt haben. Idas, der Sohn des Aphareos, bohrt seinen Speer durch die Eiche und spießt Kastor auf, worauf Polydeukes ihn und Lynkeos tötet. Zeus gewährt Kastor und Polydeukes Unsterblichkeit – jedoch nur an wechselnden Tagen.

V. Buch

Die Götterbotin Iris bringt Menelaos Nachricht davon, was bei ihm zuhause inzwischen vorgefallen ist. Er geht nach Mykene und beschließt mit seinem Bruder Agamemnon eine Strafexpedition gegen Ilios. Dann besucht er Nestor, der ihm in einem Einschub erzählt, wie die Stadt des Epopeos erobert wurde, nachdem er die Tochter Lykos' verführt hatte, und führt dann auch die Geschichten von Oidipus, von Herakles' Wahnsinn sowie von Theseus und Ariadne aus.

VI. Buch

Menelaos und Nestor bereisen Griechenland, um eine Allianz aller Herrscher zusammenzubringen. Agamemnon hat zuvor einen Herold zu jedem König gesandt, um sie an ihre geleisteten Eide zu erinnern und ihnen zu raten, sich um ihre Frauen zu kümmern, da Alexandros' Missachtung der Griechen für alle als Bedrohung zu werten ist. Um an dieser Expedition nicht teilnehmen zu müssen, gibt Odysseus vor, nicht bei Verstand zu sein. Die Finte wird erst entlarvt, als sein Sohn Telemachos auf den Rat Palamedes' hin ergriffen wird: Palamedes entreißt ihn Penelopes Busen und zieht sein Schwert, als wollte er ihn töten. Menelaos segelt mit Odysseus und Talthybios nach Zypern zu Kinyras, um auch ihn aufzufordern, sich an der Expedition zu beteiligen – worauf Kinyras ihnen seine Rüstung für den in Mykene gebliebenen Agamemnon als Geschenk mitgibt. Obwohl Kinyras geschworen hat, fünfzig Schiffe aufzubieten, schickt er letztlich bloß eines unter dem Kommando von Pygmalions Sohn – die anderen, die er zu Wasser lässt, sind aus Lehm gemacht. Ein Orakel hat den Griechen verheißen, dass sie Ilios nicht ohne Achilleus einnehmen werden. Deshalb schicken sie Odysseus, Phoinix und Nestor zu Peleus, der ihnen mitteilt, dass sein Sohn nicht bei ihm sei. Da Peleus schon früh prophezeit worden war, dass sein Sohn einmal in Ilios fallen würde, hatte er Achilleus dem Fürsten von Skyros – Lykomedes – in Obhut gegeben, der ihm Mädchenkleider anzog und zu seinen Töchtern steckte. Deshalb segeln sie weiter nach Skyros. Da sie ahnen, dass sich Achilleus dort bei den Mädchen aufhält, legen sie auf Odysseus' Rat hin einige Waffen zusammen mit Arbeitskörben und Webutensilien vor das Gemach von Lykomedes' Töchtern. Die greifen nach den Körben und den Geräten, Achilleus hingegen nach den Waffen – womit er sich verrät und an der Expedition teilnehmen muss.

VII. Buch

Die Flotte der griechischen Streitmacht sammelt sich vor Aulis; ein Opfer wird dargebracht, die Episode von der Schlange und den Spatzen wird erzählt und Kalchas prophezeit den Griechen die Zukunft. Dann segeln sie los und landen vor Teuthrania; sie halten diese Stadt für Ilios und beginnen sie zu belagern. Um seinen Herrschersitz zu verteidigen, kommt Telephos heraus. Er hat die Myser bewaffnet, verfolgt die Griechen bis zu ihren Schiffen und kann viele von ihnen töten, darunter auch Polynikes' Sohn Thersander, der sich ihm gestellt hat. Als Achilleus auf ihn losgeht, rennt Telephos davon, verfängt sich auf der Flucht aber mit dem Fuß in einer Weinrebe und kriegt Achilleus' Speer in den Schenkel. Die Griechen segeln von Mysien weiter, geraten jedoch in einen Sturm und werden versprengt. Achilleus landet auf Skyros, wo er zuvor schon einige Zeit verbracht hat; er hat dort – während er bei den Mädchen lebte – Lykomedes' Tochter Deidamea verführt, sie dann geheiratet und von ihr einen Sohn namens Pyrrhus bekommen, der später Neoptolemos genannt wurde und der sich nach Achilleus' Tod den Griechen vor Troia anschließen sollte. Dann segelt Achilleus weiter nach Argos. Telephos reist ihm, in Lumpen gekleidet, von Mysien nach. Weil seine Wunde nicht heilen will, hat ihm Apollon in einem Orakel offenbart, dass er erst gesunden wird, wenn der, der ihn verwundet hat, ihn wieder heilt. Er bettelt deshalb Achilleus um Heilung an. Nachdem Telephos verspricht, ihm dafür den Weg nach Troia zu zeigen, behandelt Achilleus seinen Schenkel mit Grünspan, den er von seinem peleischen Eschenspeer schabt. Telephos wird geheilt und steht bereit, die Schiffe nach Ilios zu lotsen; seine Vertrauenswürdigkeit wird durch Kalchas prophetische Gabe attestiert.

VIII. Buch

Als sich die Flotte ein zweites Mal vor Aulis gesammelt hat, tötet Agamemnon auf der Jagd eine Hirschkuh und brüstet sich damit, ein besserer Jäger als Artemis zu sein. Wütend verhindert die Göttin die Ausfahrt, indem sie wildes Wetter schickt. Kalchas offenbart den Zorn der Göttin und rät, Agamemnons schönste Tochter – Iphigeneia – Artemis zu opfern. Agamemnon schickt Odysseus und Talthybios zu Klytaimestra, damit sie ihnen Iphigenia mitgibt – er habe versprochen, sie als Gegenleistung für dessen Teilnahme an der Expedition zu Achilleús' Frau zu machen. Doch während alles zum Opfer vorbereitet wird, entführt Artemis Iphigeneia, indem sie sie am Altar gegen eine Hirschkuh austauscht, sie zu den Tauroi bringt und unsterblich macht.

IX. Buch

Daraufhin segeln sie nach Tenedos. Herrscher der Stadt ist Tennes, der Sohn des Kyknos und der Proklea, manche sagen auch des Apollon. Als Tennes die Griechen vor Tenedos auftauchen sieht, versucht er sie mit einem Steinhagel zurückzudrängen. Obwohl Thetis Achilleus davor gewarnt hat, Tennes zu töten – denn dann würde er selbst von Apollon getötet –, durchbohrt er dessen Brust mit dem Schwert und Tennes stirbt. Während Apollon ein Versöhnungsopfer dargebracht wird, wird Philoktetes von einer Wasserschlange gebissen, die unter dem Altar hervorkriecht. Dem faulen Gestank seiner Wunde wegen setzt Odysseus ihn, Agamemnons Befehl folgend, auf Lemnos aus; er lässt ihn mit dem Bogen zurück, den Philoktetes von Herakles erhalten hat. Danach segeln die Griechen nach Ilios. Als die Barbaren erfahren, dass die Flotte naht, bewaffnen sie sich und stellen sich ans Ufer, um sie mit Wurfgeschossen vom Landen abzuhalten. Da Thetis Achilleus davor gewarnt hat, der erste zu sein, der von Bord geht – der würde dann als erster sterben müssen – springt Protesilaos an Land. Er tötet nicht wenige Troianer, wird dann aber von Hektor niedergemetzelt. Protesilaos' Frau Polydora, eine Tochter Meleagros', sollte ihn selbst nach seinem Tod noch so weiterlieben, dass sie sich zuhause eine lebensgroße Puppe machte, die ihm ähnlich sah, damit sie mit ihm schlafen konnte. Achilleus geht mit seinen Myrmidonen erst nach Protesilaos' Tod von Bord, um die Troianer in die Flucht zu schlagen. Er wirft Kyknos, dem Sohn des Poseidon, einen Stein auf den Kopf und tötet ihn. Als die Barbaren sehen, dass er tot ist, flüchten sie sich in ihre Stadt, während die Griechen aus ihren Schiffen springen und die Ebene mit Leichen übersäen. Sie schließen die Troianer ein und ziehen ihre Schiffe an Land. Nachdem sie ihre Gefallenen eingesammelt haben, schicken sie Odysseus und Menelaos als Unterhändler zu den Troianern, um von ihnen die Herausgabe Helenas und der Besitztümer zu verlangen. Die Troianer berufen eine Versammlung ein, weigern sich aber nicht nur Helena herauszurücken, sondern wollen auch noch die beiden griechischen Gesandten umbringen – die werden jedoch von Antenor beschützt. Nachdem die Forderungen unerfüllt bleiben, beginnen die Griechen die Belagerung.

X. Buch

Sie schwärmen zunächst im Umland aus und zerstören die Siedlungen ringsum. Dies getan, bekommt Achilleus schließlich Lust, Helena zu sehen, worauf Aphrodite und Thetis die beiden zusammenbringt. Als die Achaier nach Hause segeln wollen, hält Achilleus sie davon ab. Er geht zum Berg Ida und holt sich Aineias' Rinderherde; Aineias selbst entkommt ihm zwar, dafür kann er die Hirten und Priamos' Sohn Mestor töten und das Vieh wegtreiben. Er erobert Lyrnessos und Pedasos samt vielen anderen Siedlungen der Gegend, bringt Troilus um, indem er ihm beim Heiligtum des thymbräischen Apollon auflauert – und dringt nachts auch noch in Ilios ein, wo er Lykaon gefangen nimmt. Patroklos bringt Lykaon dann nach Lemnos und verkauft ihn dort in die Sklaverei.

XI. Buch

Aus der eroberten Beute wird Achilleus die Briseis als Ehrgeschenk zugesprochen. Agamemnon erhält die Chryseis, die Achilleus in Theben am Fuße des Plakos gefangen hat; sie war bei Eetions Schwester Iphinoe zu Besuch, die dort der Artemis opferte. Dann folgt die Erzählung vom Tod des Palamedes, der beim Fischfang von Diomedes und Odysseus umgebracht wird; Zeus' Plan, den Troianern beizustehen, indem er Achilleus das Bündnis mit den Griechen aufkündigen lässt; sowie der Katalog der troianischen Verbündeten.

Quelle: KYPRIA - Die zypriotischen Geschichten von Raoul Schrott zusammengefaßt aus Proklos' Chrestomathie, Apollodorus' Bibliothek, einem Oxyrhynchos-Papyrus sowie Zitaten Herodots, Athenaeus', Pausanias', Philodemus', des Pindar-Scholiasten und des Ilias-Scholiasten.


Literatur

  • Nea kypria epê (1836, griechisch-französisch) (PDF-Datei)
  • Friedrich Schlie: „Zu den Kyprien, eine archäologische Abhandlung“ (1874) (PDF-Datei)
  • Thassilo von Scheffer: „Die Kyprien, Ein Hellenisches Epos in zwölf Gesängen“, 1934 (Auszug)