Die Kunst des Krieges
Die Kunst des Krieges ist ein 13 Kapitel und knapp 6.000 Schriftzeichen umfassendes chinesisches Werk, daß etwa vor 2.500 Jahren seinen Anfang nahm und einem möglicherweise fiktiven Autor namens Sun Zi zugeschrieben wurde.
Inhaltsverzeichnis
Der Autor
Bis heute sind sich sowohl die westlichen wie die östlichen die Historiker nicht darüber einig, ob das Werk im Wesentlichen auf einen Autor Namens Sun Zi zurück zu führen ist, oder ob es sich um eine Sammlung von Weisheiten handelt, die immer weiter angewachsen ist und dann nachträglich Sun Zi zugeschrieben wurde, wobei auch die Möglichkeit diskutiert wird, daß diese Zuschreibung eine Ehrung eines damals prominenten Meisters der Kriegsführung sein sollte. 'Sun' ist ein Familienname und 'zi' ist ein Suffix der Ehrerweisung, daß als „Meister“ übersetzt werden kann. In diesem Kulturkreis ist es auch heute noch üblich, den Familiennamen vor dem Vornamen zu stellen. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name also „Meister Sun“. Hier wird also eher eine Familie oder ein Clan geehrt, als eine konkrete Person.
Die Tatsache, daß ein Teil des Textes in Reimform gebunden ist, weist darauf hin, daß diese Bestandteile älteren Datums sind und zwecks mündlicher Überlieferung so gestaltet waren. Als das Werk dann schriftlich niedergelegt wurde, gesellten sich auch ungereimte Passagen dazu.
Eine nach Sun Zi lebende Person, deren Historizität als gesichert gilt, ist Sun Wu, also eine Person aus dem Clan der Sun, der aus dem Staate Wu stammte bzw. dort Bekanntheit erlangte. Ihm wird oft fälschlich die Autorschaft zugeschrieben, wohingegen eine Fortschreibung des Textes durch Sun Wu durchaus anzunehmen ist. Volker Klöpsch erläutert: „Es war im alten China niemals mit dem Makel der Fälschung behaftet, das Werk eines verehrten Lehrers oder Vorbildes zu bearbeiten oder zu ergänzen, sondern verriet Respekt. Und es war niemals verpönt, eigene Gedanken unter den Schild einer anerkannten Autorität zu stellen, sondern zeugte vielmehr von Wertschätzung.“ [1]
Die 13 Kapitel
Nachdem der Text durch viele Hände gegangen ist und mehrfach umstrukturiert wurde, ergaben sich 13 Kapitel, die keine erkennbare Ordnung in ihrer Reihenfolge aufweisen. So ist z.B. das 13. Kapitel über Spione, obwohl der Inhalt des Kapitels deutlich macht, daß die Hauptaufgabe der Spione in Vorbereitung oder Verhinderung des Krieges liegt. Kapitel 7 ist mit „Das Gefecht“ betitelt und Kapitel 9 mit „Der Marsch“, obwohl man die Truppen erst in Marsch setzen muß, bevor sie am Gefecht teilnehmen können. Eine chronologische Reihenfolge schließt das aus. Ebenso wird die überragende Bedeutung der Spione im letzten Kapitel betont. Damit fällt auch eine Sortierung nach Bedeutung aus.
Die Bewertung der Lage
5 Gesichtspunkte, „Voraussetzungen“ genannt, werden unterschieden und erläutert:
- Die Moral: „bewirkt, daß das Volk sich mit dem Herrscher im Einvernehmen befindet.“
- Das Klima: „wird bestimmt durch Dunkel und Helligkeit, Kälte und Hitze, sowie den Gang der Jahreszeiten.“
- Das Gelände: „liegt hoch oder niedrig, fern oder nah, zeigt sich unwegsam oder zugänglich, weiträumig oder beengt, verheißt Tod oder Leben.“
- Die Führung: „verkörpert Weisheit, Glaubwürdigkeit, Menschlichkeit, Tapferkeit und Strenge.“
- Die Ordnung: „umfasst die Organisation der Truppen, die Zuweisung der Verantwortlichkeiten und die Beherrschung der Logistik.“
Es gibt unzählige Übersetzungen des Textes, auch etliche in Deutsch. Bei Klöpsch heißt es weiter: „Mit diesen fünf Dingen ist jeder Heerführer vertraut, doch nur wer sie wirklich beherzigt, wird siegreich bleiben, und wer sie mißachtet, wird unterliegen.“ Gitta Peyn hingegen übersetzt: „Diese fünf Punkte sollten jedem General vertraut sein, denn der, welcher sie gut kennt, wird siegreich sein, derjenige, welchem sie nicht vertraut sind, wird versagen.“[2] Hier wird der existenzielle Charakter des Krieges ignoriert. Harte Regeln, die über Tod und Leben entscheiden werden zu Empfehlungen degradiert. Ein Unterliegen im Kampf, daß gleichbedeutend mit dem Tod ist, wird als Versagen auf politischer Ebene abgeflacht, daß vielleicht eine Degadierung zur Folge hätte. Hier zeigt sich, wie wichtig die Ernsthaftigkeit des Übersetzers für die Brauchbarkeit des Textes ist. Ideologische Weichspülerei wird diesem militärischen Grundlagenwerk nicht gerecht. Dr. Hannelore Eisenhofer versucht sich mit einem mittleren Weg: „Diese Fünf Faktoren muß der General genau kennen.“ Im ersten Teil ist also die Kenntnis unabdingbar und die Qualität ist als ‚genau‘ festgelegt. „Ist er sich dieser Faktoren bewußt, führt das zum Sieg, wenn nicht zur Niederlage.“ Im zweigen Teil offenbart sich die lebensfremde Intellektuelle, die nicht anerkennt, daß Wissen allein nutzlos ist, wenn daraus nicht Handlung erfolgt. Der kriegerische Akt ist die drastischste aller Handlungen mit den schwerstmöglichen Folgen.[3]
Im zweiten Teil des ersten Kapitels geht es um etwas, daß sich durch das ganze Buch wie ein roter Faden zieht: „Die Kriegsführung gehorcht dem Prinzip der Täuschung“. Das hat mit dem Kapiteltitel nichts mehr zu tun. Die Zuordnung dieser Thematik ist willkürlich. Es folgen Beispiele für Täuschungen:
- „Der Fähige gibt sich den Anschein der Unfähigkeit.“
- „Einsatzbereitschaft gibt sich den Anschein von Zurückhaltung.“
- „Nähe gibt sich den Anschein von Ferne, und Ferne gibt sich den Anschein von Nähe.“
Unvermittelt, ohne Zwischenüberschrift oder Erläuterung kommt der Text zu einigen grundlegenden Taktiken, die mit Täuschung nichts zu tun haben:
- „Wer auf Gewinn aus ist, wird geködert.“
- „Wer sich ungeordnet zeigt, wird überrumpelt.“
- „Wer massiert auftritt, gegen den wappnet man sich.“
- „Wer stark ist, dem wird ausgewichen.“
- „Wer reizbar ist, wird provoziert.“
- „Wer sich zurückhaltend zeigt, wird zur Überheblichkeit verleitet.“
- „Wer ausgeruht ist, wird zermürbt.“
- „Wo Eintracht herrscht, wird Zwietracht gesät.“
Diese Taktiken eint, daß man den bestehenden Zustand des Gegners in sein Gegenteil zu verwandeln sucht. Der Gegner soll durch diese Transition seine Kräfte vergeuden.
Die Kriegsführung
In diesem, dem kürzesten Kapitel, geht es um die enormen Kosten der Kriegsführung: „Wenn tausend Kampf- und Transportwagen zum Einsatz kommen, hunderttausend gewappnete Männer in Marsch gesetzt und Lebensmittel über tausend Meilen transportiert werden, summieren sich die Kosten für die Front und die Etappe, die Ausgaben für die Abgesandten, die Materialien der Instandhaltung sowie die Pflege und Wartung der Wagen und Geräte auf tausend Stück Gold am Tag.“
Daraus werden zwei Schlußfolgerungen gezogen:
- „Es heißt daher, daß selbst der unbedarfte Feldherr auf einen schnellen Erfolg aus ist; noch nie hat man erlebt, daß ein geschickter Befehlshaber einen Feldzug in die Länge gezogen hätte. Daß ein Staat Nutzen aus einem langwierigen Krieg gezogen hätte, ist noch nie dagewesen.“
- „Daher ist der weise Feldherr bemüht, sich auf Kosten des Feindes zu verpflegen. Ein Fuder Verpflegung aus den Händen des Feindes wiegt zwanzig Fuder aus eigenem Proviant auf.“ und „Die Gefangenen sind gut zu behandeln und zu versorgen. Das nennt man durch den Sieg über den Feind an eigener Stärke zu gewinnen.“
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