Dávila, Nicolás Gómez

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Nicolas Gomez Davila

Nicolas Gomez Davila (Lebensrune.png 18. Mai 1913 in Bogotá; Todesrune.png 17. Mai 1994 ebenda) war ein Schriftsteller und Philosoph aus Kolumbien.

Wirken

Er wurde als Sohn eines wohlhabenen Grundbesitzers geboren. Seine Erziehung erhielt Gomez Davila in Paris durch Privatlehrer. Er besuchte nie eine Universität. In den dreißiger Jahren kehrte er nach Kolumbien zurück. Berühmt wurde Gomez Davila vor allem durch seine Aphorismen, die ihn als einen der schärfsten Kritiker der Moderne auszeichnen.

In seinen Werken beklagt er den Verlust der Freiheit im modernen Staat, „der durch staatliche Integration die von der liberalen und demokratischen Mentalität zerstörte soziale Integration ersetzen will“. Am Ende wäre die Polizei „die einzige soziale Struktur in der klassenlosen Gesellschaft“.

Quelle
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Dávila um 1930

Der Schriftsteller, Privatgelehrte, Bankier und Denker Gómez Dávila, der aus der kolumbianischen Oberschicht stammte, erhielt neben dem Schulbesuch in Paris Privatunterricht, besuchte jedoch selbst keine Universität. Nachdem er in den dreißiger Jahren nach Kolumbien zurückgekehrt war, widmete er sich dem Aufbau seiner immensen Bibliothek, die das Zentrum seiner denkerischen und schriftstellerischen Existenz darstellte.

1948 unterstützte er die Gründung der Anden-Universität in Bogotá. 1954 veröffentlichte sein Bruder, offenbar ohne sein Einverständnis, erste Aufzeichnungen unter dem Titel „Notas I“ (ein zweiter Band erschien nie), die erst ein halbes Jahrhundert später in einer Buchhandelsausgabe publiziert wurden. 1959 folgte ein ebenfalls als Privatdruck verlegtes, schmales Buch mit Essays unter dem Titel „Textos I“ (kein zweiter Band erschienen). In diesem Band, der grundlegende anthropologische und „geschichtsphilosophische“ Überlegungen in oft literarischer Sprache enthält, äußert Gómez Dávila erstmals die Absicht, mit seinen Texten einen „reaktionären Flickenteppich“ zu erarbeiten, da die Wirklichkeit nicht in einem Denksystem erfaßt werden könne.

Nach dem Sturz des Militärdiktators wurde ihm 1958 der Posten eines Chefberaters des Staatspräsidenten angeboten, den er ebenso ablehnte wie das Angebot im Jahre 1974, Botschafter in London zu werden. Zwar unterstützte Gómez Dávila die Rolle Alberto Lleras, des späteren Präsidenten, in der Bewegung zum Sturz der Diktatur, enthielt sich jedoch selbst jeder politischen Tätigkeit, eine Entscheidung, zu der er bereits zu Beginn seiner schriftstellerischen Praxis gelangt war. Daraus resultiert seine Kritik nicht nur der linken, sondern auch der rechten oder konservativen politischen Praxis, auch wenn sich mannigfache Berührungspunkte mit konservativen Grundpositionen aufweisen lassen, wie z. B. in bezug auf seine skeptische, an Thukydides und Jacob Burckhardt geschulte Anthropologie sowie eine Affirmation hierarchischer Ordnungsstrukturen in Gesellschaft, Staat und Kirche.

Emphatisch kritisierte Gómez Dávila die Idee der Volkssouveränität, die ihm im Widerspruch zur Souveränität Gottes zu stehen schien. Kritik übte er desgleichen an der Anpassung der Kirche an die Welt im Gefolge des II. Vatikanums und beklagte den Verlust der lateinischen Liturgie. Ähnlich wie für Donoso Cortés resultierten auch für Gómez Dávila alle politischen Irrtümer im letzten aus theologischen Irrtümern, so daß sich seine Theorie als eine politische Theologie verstehen läßt. Die modernen Ideologien wie Liberalismus, Demokratie und Sozialismus unterzog Gómez Dávila einer ätzenden und scharfsinnigen Kritik, da ihm die von diesen geprägte Welt als verworfen und dekadent erschien. Sein weitgespannter Geist befaßte sich mit vielfältigen philosophischen und theologischen Fragen, mit Problemen der Literatur, der Kunst und Ästhetik, der Geschichtsphilosophie und Geschichtsschreibung sowie der Politik und Kulturkritik. Dazu bediente er sich mit hohem Stilbewußtsein einer literarischen Technik der Verknappung, die im Titel seines an die tausend Seiten umfassenden Hauptwerkes zum Ausdruck kommt (Escolios a un texto implícito; dt. in etwa: Glossen zu einem Text, der nicht explizit ausformuliert ist).

„Der Reaktionär“ als literarische Maske wurde von ihm zu einem herausgehobenen und unverwechselbaren Typus gestaltet, der sowohl eine einmalige literarische Figur als auch einen grundsätzlichen geistigen Habitus darstellt. In seinem späteren Werk sollte er darangehen, die Figur des „Reaktionärs“, mit dem er sich identifizierte, von vielen Seiten zu bestimmen. Gómez Dávila faßte den Begriff des Reaktionärs affirmativ und verstand darunter die Verkörperung einer Position jenseits von rechts und links, die auf der Basis eines katholischen Traditionalismus schärfste Modernitätskritik übte und Partei ergriff für eine „Wahrheit, die nicht stirbt“.

Er bemühte sich nicht um die Verbreitung seiner Schriften; jedes Streben nach Öffentlichkeitswirksamkeit war ihm fremd. Gómez Dávilas Werk, das aufgrund seiner kompromißlosen Modernitätskritik und seiner Bejahung des Stils quer zu allen philosophischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts steht, fand erst im Gefolge der deutschen Übersetzungen im Karolinger Verlag (sowie später italienischen und französischen, inzwischen auch polnischen Übersetzungen) stärkere Resonanz bei Dichtern und Philosophen wie Martin Mosebach, Botho Strauß, Reinhart Maurer, Ernst Jünger, Rolf Schilling, Heiner Müller, Robert Spaemann, Erik von Kuehnelt-Leddihn, Franco Volpi oder Asfa-Wossen Asserate.

Quelle: Till Kinzel: Staatspolitisches Handbuch, Band 3: Vordenker, Schnellroda 2012


Davilas Schriften werden mit denen von Rolf Peter Sieferle verglichen.

Zitate

  • „Wer das Vokabular des Feindes akzeptiert, ergibt sich ohne sein Wissen.“[1]
  • „Die geistigen Kriege werden nicht von den regulären Truppen, sondern von den Freischärlern gewonnen.“
  • „Die Idee der ,freien Entfaltung der Persönlichkeit’ scheint ausgezeichnet, solange man nicht auf Individuen stößt, deren Persönlichkeit sich frei entfaltet hat.“
  • „Nichts ist gefährlicher als die Vorurteile desjenigen zu verletzen, der behauptet, er habe keine.“
  • „Um den Patienten heilen zu können, den sie im 19. Jahrhundert verwundete, mußte ihn die Industriegesellschaft im 20. Jahrhundert verblöden.“
  • „Um die Argumente des Reaktionärs zu widerlegen, fällt dem Demokraten nur ein, daß es Argumente eines Reaktionärs seien.“
  • „Unnütz, jemandem einen Gedanken erklären zu wollen, dem eine Anspielung nicht genügt.“
  • „Die moderne Gesellschaft gestattet sich den Luxus, zu tolerieren, daß alle sagen, was sie wollen, weil alle heute grundlegend in dem übereinstimmen, was sie denken.“
  • „Der Schwachsinn wechselt in jeder Epoche sein Thema, damit er nicht erkannt wird.“
  • „Um sich mit ruhmreichen Namen brüsten zu können, muß die moderne Welt die ihrer Feinde ins Treffen führen.“
  • „Die Moderne hat dem Menschen das Recht erkämpft, sich in der Öffentlichkeit auszukotzen.“
  • „Der Hohlkopf glaubt, daß der feinfühlige Mensch auf alles, dem er aus dem Weg geht, ‚Verzicht‘ leiste.“
  • „Der moderne Staat wird sein Wesen verwirklichen, wenn die Polizei, wie Gott, allen menschlichen Akten beiwohnen wird.“
  • „Die Beimischung einiger Tropfen Christentums zu einer linken Gesinnung verwandelt den Trottel in einen perfekten Trottel.“[2]

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Aus: Einsamkeiten. Glossen und Text in einem, Wien 1987, S. 65
  2. Nicolas Gomez Davila: Auf verlorenem Posten: Neue Scholien zu einem inbegriffenen Text, Karolinger Verlag (1. September 1993), ISBN-13: 978-3854180531