Fylgja

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Die Fylgja (altnordischer Plural: Fylgjur, eingedeutschter Plural: Fylgjen) ist ein Folgegeist (altnord. fylgja = folgen) in der nordischen Mythologie, also eine Art Schutzgeist, der einen Menschen begleitet.

Die Fylgjur sind normalerweise in ihrer menschlichen Gestalt nicht sichtbar, doch sind sie schon bei der Geburt ihres Schützlings in beliebiger (Tier-)Gestalt anwesend. Wenn sie erscheinen, dann in Frauengestalt als Traumgesicht oder der Gestalt desjenigen Tieres, das der Seele des jeweiligen Menschen gleicht. So könnte ein kriegerischer Mensch einen Wolf oder Bär, Pferd oder Vogel zur Fylgja haben. Ihrem Schützling zeigt sie sich erst im Augenblick des Todes. An dieser Stelle ist sie wesensgleich mit der Walküre, deren schrecklicher Anblick den erwählten Krieger bannt und ihm somit den Tod bringt. In ihrer Frauengestalt tritt sie dann an sein Grab, belebt ihn durch ihre Liebe und den Lebenstrunk (alu, Bier), um ihn dann hoch zu Roß nach Walhall zu führen. Da die Fylgja ein begleitendes Wesen ist, kann man sie mit dem Schutzengel christlicher Vorstellung vergleichen, nicht aber mit der Seele.

Das Runenkästchen von Auzon (Franks Casket), stellt mit seiner Bilderfolge das Auftreten der Fylgja oder Walküre anschaulich dar: Auf dem Magierbild (Geburt) tritt sie als Wasservogel (Schwan?) an die Stelle des Engels. Im Wielandbild daneben erscheint sie – hier das Schwanenmädchen als Gefährtin und Helferin – verborgen von zwei floralen Runenzeichen, welche die Walküre kennzeichnen. Daß dieses Zeichen dem Abdruck eines Vogelfußes gleicht, wird kaum ein Zufall sein. Auf dem Bild von Romulus und Remus scheinen mit den zwei Wölfen deren Fylgjur dargestellt zu sein. Auf der Rückseite, dem Titusbild, finden sich unter einer Arkade drei Tierpaare (vermutlich Pferd, Wolf und Rabe, genug für eine ganze Armee), während das Kennzeichen der Walküre über dem Bogen der Arkade angebracht ist. Die Darstellung auf der rechten Seite zeigt einen Krieger, der seiner Walküre begegnet und dann im Grab von ihr aufgesucht wird. Wie bei entsprechenden Darstellungen auf gotländischen Bildsteinen kennzeichnen valknutr oder Wodanssknoten das Pferd am Grab, vermutlich Wodan (nordgerm. Odin) Sleipnir. Das Deckelbild schließlich zeigt einen Bogenschützen Ægil, vielleicht der Wielanbruder und ebenfalls mit einem Schwanenmädchen verbunden, hinter ihm, unter einem Bogen, eine Kampfhelferin, die ihm Pfeile zureicht. Hierbei wird es sich um die Verteidigung Walhalls (was auch hier die valknutr nahe legen) gegen die Reifriesen handeln. – Das Bildprogramm beschwört nach dieser Deutung den Lebenslauf eines hochgestellten Menschen von seiner Geburt bis hin zum Leben in Wodan/Odins Halle.

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Becker: Franks Casket. Zu den Bildern und Inschriften des Runenkästchens von Auzon (Regensburg, 1973)
  • Wolfgang Golther: Handbuch der Germanischen Mythologie. 1895; S.98ff

Verweise