Biographie
Eine Biographie (oder Biografie; spätgriechisch βιογραφία biographía, von βίος bíos „Leben“ und -graphie, zu: gráphein „schreiben“) ist die meist in chronologischer Form ausgeführte Darstellung des Lebens einer Person und umfaßt sowohl deren äußere Geschichte wie innere geistige und sittliche Entwicklung. Sie unterscheidet sich darum von dem bloßen Lebenslauf (lat. curriculum vitae), der die Ereignisse eines Lebens nur äußerlich aneinanderreiht, sowie von dem Nekrolog, der über Geburt, wichtigste Erlebnisse und Ende eines Dahingeschiedenen meist in noch äußerlicherer Weise handelt.
Die Biografik, als ein Zweig der Geschichtsschreibung, kann nur auf Personen von allgemein menschlicher Bedeutung, die durch ihre Schicksale und ihre Tätigkeit eine geschichtliche Stellung einnehmen, Anwendung finden. In jedem Falle ist die genaueste Kenntnis der Lebensumstände des Dargestellten und des gesamten Zeitalters, dem er angehörte und dessen Einflüsse seinen Strebungen Richtung gab, außerdem ein streng der Wahrheit verpflichteter und soweit wie möglich parteiloser Standpunkt für den Geschichtschreiber (Biographen) erforderlich.
Eine besondere Art der Biographie ist die Autobiographie oder Darstellung des eigenen Lebensganges, wofür Augustinus' „Confessiones“ und Jean-Jacques Rousseaus „Confessions“ bekannte Beispiele sind. Zu dieser Gattung gehören zum Teil auch die Memoiren. Zur Abfassung solcher Selbstschilderungen gehört ein hoher Grad von Selbsterkenntnis und Wahrheitsliebe, und somit Eigenschaften, die nur von dem zu erwarten sind, der es sich in einem angemessenen Gefühl seines Werts auch erlauben darf, Schwächen und Fehler ohne Beschämung zu bekennen. Von der Charakteristik unterscheidet sich die Biographie insofern, als sie das Menschenleben in allen seinen Verhältnissen ausführlich entwickelt, während die Charakteristik nur in einzelnen hervorstechenden Zügen versucht, das innere Wesen und die Leistungen eines Menschen darzustellen. Diejenigen Werke, die das innere Leben und den Entwicklungsgang eines bedeutenden Menschen unter dem Gesichtspunkt künstlerischer Wirkungen zur Anschauung bringen, wie z. B. „Dichtung und Wahrheit“ von Goethe, kann man nur bedingungsweise den biographischen Darstellungen zuzählen, da sie wohl ideale, aber nicht streng geschichtliche Wahrheit anstreben.
Siehe auch
Literatur
- Rainer Schmitz: Was geschah mit Schillers Schädel? Alles, was Sie über Literatur nicht wissen, Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-8218-5775-6 [1.828 Kolumnen, zahlreiche Abbildungen; das umfassende Lexikon sammelt Kuriosa und wenig bekannte biographische Verbindungen und Umstände zur gesamten Literaturgeschichte]