Blutsonntag (Irland 1920)

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Am 21. November 1920, einem Sonntag wurden bei einer konzentrierten Aktion irischer Kommandoeinheiten (Squad) in Dublin elf britische Geheimdienstmitarbeiter der Polizei und Armee getötet. Bei der britischen Reaktion wurden vierzehn Zivilisten getötet. Hinzu kommen noch einige britische Hilfssoldaten und IRA-Mitglieder.

Opferliste des Polizeiberichts
Beerdigung von Hauptmann Fitzgerald in Dublin

Michael Collins, zu diesem Zeitpunkt offiziell Finanzminister, eigentlich Chef des Geheimdienstes der IRA, ordnete die zeitgleiche Liquidierung einer größeren Anzahl britischer Agenten an.

Ende 1920 waren die Briten soweit, der IRA die Initiative in Dublin zu nehmen. Die Dublin Brigade von McKee besaß keine aktive Einheit (ASU - active service unit) und konnte neben den Zivilberufen, der Sicherung von IRA-Gebäuden und IRA-Führungskräften und mit der verhängten Ausgangssperre kaum noch operieren. Collins Squad war so die einzige aktionsfähige Truppe in dieser Zeit.[1] Wie bei ASU-Mitgliedern üblich brauchten sie kein Geld durch Arbeit zu verdienen. Für die Rund-um-die-Uhr Bereitschaft (24/7) wurden sie mit vier Pfund zehn Schilling die Woche entlohnt um in der Regel mit einem Kommando aus zwei Schützen (falls eine Waffe versagt), drei Mann zur Absicherung und dem Kommandeur zur Zielidentifizierung feindliche Agenten und Verräter zu töten.[2] Alleine im Juli 1920 wurden 15 RIC-Offiziere getötet.[3]
Über Sechs Wochen wurde jede Quelle ausgewertet, Daten zu Ausgangsgenehmigungen und bis in den Morgen erleuchtete Häuser gesammelt, zu Fremden die unregelmäßig arbeiten oder von zu Hause zu arbeiten schienen. Bei der Ausgangssperre zur Nacht konnte man sich eigentlich nur mit einer Ausgangsgenehmigung bewegen. Die britischen Agenten besaßen solche Genehmigungen und zeigten sie bei Polizeikontrollen sorglos vor. Da viele Polizisten der RIC (Royal Irish Constabulary) zur IRA standen landeten die Ausweisdaten sofort bei Collins.
Wie schon der Sonntag zum Osteraufstand 1916 wurde auch 1920 zur Tarnung ein Sonntag genommen an dem etwas großes, ein GAA-Wettkampf (Gaelic Athletic Association) stattfand. Mehrere dutzend Ziele wurden ausgewählt, am Ende mußte man aber vor den eigenen Ressourcen kapitulieren und so blieben noch zwanzig Agenten an einer Handvoll Orten übrig, da sie gewöhnlich auch noch in Wohngemeinschaften lebten. Die Einheiten bestanden gewöhnlich aus acht Mann der Dublin Brigade und wurden von einem erfahrenen Mitglied der Squad und einem Nachrichtenoffizier geleitet.[4] Wohlwissend, daß die Zielpersonen am Sonntag ausschlafen, wurden die Tötungen auf den Vormittag angesetzt und nicht wie oft behauptet am Abend durchgeführt. Stichworte: Ausgangssperre und Papierkram bis in die Nacht erledigen (siehe oben: "bis in den Morgen erleuchtete Häuser").[5] Insgesamt fanden vierzehn Personen den Tod, elf (vermeintliche) Nachrichtenoffiziere der Polizei und Armee, zwei Hilfspolizisten und ein IRA-Mitglied. Rechnet man die Totgeburt einer an dem Tag gemachten Witwe hinzu bleiben fünfzehn Opfer zurück. Einige Zielpersonen waren schon aus dem Haus oder wurden vom Squadkommandeur nach Verhör und Datenauswertung als illegitimes Ziel verschont.
In einer Reaktion auf die Mordtaten suchten die RIC und Auxiliary Division in der Zuschauermenge des GAA-Spiels im Crooke Park nach den Tätern. Nach Schüssen und einer unvermeidlichen Massenpanik blieben auch hier vierzehn Tote zurück, ausschließlich Zivilisten. Eine Reaktion, die in ihrer Art nicht weiter herausstach und sich vielfach ankündigte. Schon zuvor gingen speziell die britischen Hilfsverbände der Black and Tans und der Auxiliary Division nach Attentaten zu Vergeltungshandlungen über. Nach der Tötung von zwei Polizisten Juli 1920 in Tuam, Landkreis Galway, randalierten deren Kollegen durch die Stadt entglasten, bombten und brannten nieder. Am 27. September 1920 wurde ein Head Constable (Feldwebel?) in Balbriggan erschossen. Die Black and Tans verwüsteten sofort den Ort und töteten zwei Einwohner usw. Collins war sich im Klaren, daß er mit seinem Befehl auch zivile Opfer unter den Iren genehmigt.

Fußnoten

  1. Foy, Michael: Michael Collins’s intelligence war – the struggle between the British and the IRA 1919 – 1921. 2006. S. 141.
  2. Foy. Michael. S. 53f.
  3. Foy. Michael. S. 91.
  4. Foy. Michael. S. 150.
  5. http://www.berliner-zeitung.de/archiv/die-queen-besucht-das-stadion-croke-park--in-dem-einst-britische-soldaten-anhaenger-der-irischen-unabhaengigkeit-ermordeten-auf-blutgetraenktem-rasen,10810590,10787514.html