Coleman Mc Gregor, Francis
Francis Emanuel Coleman MacGregor of Inneregny (* 10. September 1783 in Hamburg; † 3. Dezember 1876 in Tiköb) war ein deutscher Naturforscher, Autor und Konsul.
MacGregor fühlte sich als Deutscher, als Engländer und als Däne zugleich, denn dorthin hatte er familiäre Beziehungen. Stammvater der Familie ist Lord Petrus Alexander MacGregor of Inneregny, 1704 in Schottland geboren.
Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und siedelte 1818 im Alter von 35 Jahren auf die Kanarischen Inseln, um im Weinhandel tätig zu werden. 1825 wurde MacGregor zum Britischen Konsul in Teneriffa ernannt; außerdem war er Konsul von Ernst August I., König von Hannover.
Inhaltsverzeichnis
Konsul und Forscher auf den Kanarischen Inseln
Er erforschte die Insel La Palma sowie die umliegenden Inseln. Er blieb auf der Insel, wo er u.a. sehr freundschaftliche Beziehungen zu Sabin Berthelot (geb. 1794) unterhielt, dem seinerzeit wichtigsten Naturgelehrten und Kanariasforscher. Beide unternahmen gemeinsame Exkursionen und Experimente.
Sein Buch
Er behielt sein Amt als Konsul bis 1830. Mac-Gregor verfaßte im Jahre 1831 das Buch „Die Canarischen Inseln nach ihrem gegenwärtigen Zustande, und mit besonderer Beziehung auf Topographie und Statistik, Gewerbefleiß, Handel und Sitten. Mit Karten, Kupfern und Tabellen.“ das bei der heute noch existierenden „Hahnschen Buchhandlung" in Hannover erschien. Es wurde kürzlich erstmals ins Spanische übersetzt. Seine statistischen Angaben sind die umfangreichsten in Berichten aus dieser Zeit. Es ist die Quelle mit Informationen aus erster Hand, die seine Sicht auf das Land, die Menschen und ihre Bräuche enthüllt. Der Inhalt bringt einen kompletten Überblick über die Insel, die mit einer Reihe von Berichten über die Landschaft und ihre Früchte, die Menschen und der Wirtschaft verbunden ist. Ihn erstaunte vor allem, daß auf den sieben Inseln, die mit vielen natürlichen Schätzen gesegnet sind, damals so viel Armut herrschte. Mac-Gregor beschrieb in dem Werk nicht nur Natur, Kultur und Sitten der Inseln, sondern analysierte auch die gesellschaftliche Struktur, die seiner Meinung nach eine Ursache für die desolate wirtschaftliche Situation auf den Inseln war. Die Kanaren waren zu dieser Zeit eine Provinz, die zu Andalusien gehörte und auf denen die Gesetze des spanischen Königreiches galten.
Zur Bevölkerung schreibt er: „Die Volksmenge auf sämtlichen Inseln betrug 1802 194 570 Seelen, obgleich zu vermuten steht, daß diese Angabe zu geringe ist, indem die Lokalbehörden, um der Raubsucht des Fiskus zu entgehen, nur allzugeneigt sind, den wahren Stand der Bevölkerung zu verheimlichen.„ Zum Weinbau: „Die Fässer, worein man ihn füllt, werden aber vorher nicht gehörig gespült und ausgebessert; in den Weinlagern selbst sieht es oft eben so unreinlich aus.„Zur Fischerei: „Die Fische, welche sie den Tag über fangen, werden abends geöffnet, ausgenommen und gewaschen, hierauf abgetrocknet und gesalzen, und im Raume des Schiffes aufgehäuft. Weil man aber versäumt, sie zum zweitenmale zu waschen und zu salzen, wie auf den Bänken von Newfoundland geschieht, so halten sie sich höchstens nur ein paar Monate. „ Außer dem Ein- Drei- und Viertagefieber kommen noch gastrische Fieber, Wechselfieber, Schleim-, Gallen- und Faulfieber in verschiedenen Formen und Abänderungen; ferner das schleichende Nervenfieber und die Brust- und Bauchwassersucht vor. Bei allen Krankheiten, „die mit Schmerzen im Unterleibe verbunden sind, nehmen die Quacksalber auf dem Lande bei ihren Kranken so anhaltende und starke Reibungen des Unterleibes mit dem Daumen vor, daß oft die Haut aufspringt und sich die Entzündung in dem Grade erhöht, daß sie den Tod zur Folge hat. Diese unsinnige Operation nennen sie: arrancar el bocado oder llamar el pomo!“ Nach langem Aufenthalt auf den Kanaren ist er zur Erkenntnis gekommen, daß die Kanarischen Inseln „auf den Ehrennamen der glückseligen Inseln schon seit langer Zeit alle Ansprüche aufgegeben haben„.
MacGregor’s Buch über die Kanareninseln ist im Original mit schönen Kupferstichen von Alfred Diston ausgestattet. Es gehört zu den fast unerschwingliche teueren Rarissima bei internationalen Auktionen. In der Universitätsbibliothek von La Laguna befindet sich ein gut erhaltenes Exemplar, mit Widmung des Autors, dem „Elsinore en Dinamarca“ (1834). Durch das Humboldt-Projekt wurde das Buch als „Weltkultur“ online verfügbar.
In Kopenhagen
Im Herbst 1834 kehrte Coleman MacGregor von den Kanarischen Inseln nach Kopenhagen zurück. Dort beschäftigte sich MacGregor, wie aus einer Publikation von 1842 hervorgeht, mit Handels- und Steuerfragen. Er schenkte am 1.10.1834 seinem spanischen Freund Don Antonio Pereira Pachete y Ruiz sein Buch, und unterzeichnete seine Widmung mit „Elsinore en Denmarca“.
Konsul in China
Die nächste Station des Forschers war China. Nach einem Bericht des Foreign Office vom 5. März 1844 wurde Francis Coleman MacGregor britischer Konsul in „the City and District of Canton, in the Province of Kwangtung. China“. Das ist Kanton (Guangzhou), nicht weit von Hongkong. Ein wichtiger Außenposten der Briten, die im Jahre 1711 durch die Britische Ostindien-Kompanie einen Handelsposten in Giangzhou errichtet hatten. Lange Zeit bestand hier die sogenannte „Seidenstraße auf dem Meer“, für den Handel mit Indien und Arabien. Ab 1757 konnten Ausländer vertraglich zugesichert Handel betreiben. Zwei Jahre vor der Ankunft MacGregors, nach dem ersten Opiumkrieg, wurde China der Vertrag von Nanking oktroyiert (1842). In diesem ging die Insel Hongkong „auf ewig“ in britischen Besitz über; außerdem wurden neben Guangzhou noch weitere vier Häfen bestimmt, über die sich Großbritannien das exklusiv-Recht zum Opiumhandel sicherte. Heute ist „Guanzhou“ (in China wird die Stadt auch Yangchang genannt: Stadt der Ziegen) eine 3-Millionen Metropole - und Hauptstadt der Provinz Guangdong. Ob Coleman MacGregor in Guanhzou den Zweiten Opiumkrieg (1856-1860) noch miterlebte, ist nicht bekannt, denn seine Lebensdaten seiner letzten Jahre sind spärlich.
Familie
Colemann heiratete am 27. Juni 1813 Susanna (genannt Suzette) Johanna Elisabeth Backmeister (* 30. Oktober 1796 in Hamburg † 9. Mai 1864 in Reinbek), und hatte eine Tochter, Agnes geboren 1815, gestorben am 1. März 1883.