Der Mai ist gekommen
Der Mai ist gekommen gehört seit seiner Entstehung zu den populärsten deutschen Frühlings- und Volksliedern. Der Text (1841, veröffentlicht 1842) stammt von Emanuel Geibel (1815–1884), die Vertonung (1842, veröffentlicht 1843) von Justus Wilhelm Lyra (1822–1882).
Das Gedicht erfuhr in der Vertonung Lyras eine breite Rezeption, die bis heute ungebrochen ist. Das Lied erfreute sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in studentischen Kreisen großer Wertschätzung. Auch in das Männerchor-Repertoire fand es Aufnahme, etwa durch den Satz Friedrich Silchers (zuerst in „XII Volkslieder“, 8. Heft op. 50, Tübingen 1846). Im 20. Jahrhundert war „Der Mai ist gekommen“ als Frühlings- und Wanderlied, daneben auch als Schul- und Kinderlied allgemein beliebt. Das Lied war in Preußen vor dem Ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der fünften Klasse vorgeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Text
- Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
- Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
- Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
- So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
- Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt!
- Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht!
- Es gibt so manche Straße, die nimmer ich marschiert,
- Es gibt so manchen Wein, den nimmer ich probiert.
- Frisch auf drum, frisch auf drum, im hellen Sonnenstrahl
- Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
- Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all,
- Mein Herz ist eine Lerche und stimmet ein mit Schall.
- Und abends im Städtlein da kehr’ ich durstig ein:
- „Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
- Ergreife die Fiedel, du lust’ger Spielmann du,
- Von meinem Schatz das Liedel sing′ ich dazu.“
- Und find’ ich keine Herberg’, so lieg’ ich zu Nacht
- Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht:
- Im Winde die Linde, die rauschet mit Gemach,
- Es küsst in der Früh’ das Morgenrot mich wach.
- O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
- Da weht Gottes Odem so frische in die Brust;
- Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
- Wie bist du so schön, o du weite, weite Welt!
Das Lied zum Anhören
Der Mai ist gekommen, gesungen von Werner Hollweg
Literatur
- Karl Reisert: Der Mai ist gekommen, In: ders.: Aus dem Leben und der Geschichte deutscher Lieder, Freiburg i. Br. 1929, S. 124–129 (Zitat Geibel 1878 S. 126)
- Wilhelm Stahl: Emanuel Geibel und die Musik, Berlin 1919 (zu „Der Mai ist gekommen“ S. 49–51)
Weiterführende Literatur
- Emanuel Geibel: Gesammelte Schriften, Bd. 5, Stuttgart 1883
- Max Bär / Fr. Ziller: Justus Wilhelm Lyra, der Komponist des Liedes „Der Mai ist gekommen“, Leipzig 1901
Das Lied wurde außerdem u. a. veröffentlicht in:
Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) • Deutsches Armee Liederbuch • Feuerwehrliederbuch (ca. 1880) • Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) • Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907) • Schulgesangbuch für höhere Lehranstalten (1912) • Deutsches Lautenlied (1914) • Berg frei (1919) • Sport-Liederbuch (1921) • Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) • Weltkriegs-Liedersammlung (1926) • Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) • Wander-Liederbuch (1927) • Schlesier-Liederbuch (1936) • Wie's klingt und singt (1936) • CC Liederbuch (1940) • Bergmännisches Liederbuch (1956)