Der abt im wiltbad
Der abt im wiltbad (Nhd. Der Abt im Wildbad) ist ein Gedicht des Dichters, Meistersängers und Dramatikers Hans Sachs, welches er 1537 verfasste.
Text (Frühneuhochdeutsch)
- Ein abt war in dem Beierlant,
- sein abtei, die ist weit erkant
- und heißet zu Rauschhofen;
- Der aß und trank das allerbest
- das er wart feist und wolgemest,
- groß wie ein kachelofen.
- Zuletzt wurt im eng um die brust,
- und mocht gar nit mer eßen,
- allein het er zu trinken lust;
- groß forcht het in beseßen.
- nach rat der arzt er in ein wiltbad fure,
- das im geholfen wure;
- zwen münich nam er mit
- nach eines abtes sit.
- Als der abt fur durch einen walt,
- da sprenget in an aus eim halt
- selb drit ein edelmone,
- Sprach: „wer bistu und wo wilt hin?“
- er sprach: „ins wiltbad; her, ich bin
- ein geistliche persone.“
- Er fragt: „was wiltu im wiltbad?“
- er sprach: „ich mag nit eßen.“
- er antwort im: „ist das dein schad,
- so wil ich mich vermeßen,
- in drei tagen genzlich zu helfen dire.
- wolauf und far mit mire!“
- dem abt half gar kein bit,
- er must wol faren mit.
- Als er den abt bracht in das schloß,
- sperrt er den in ein kamer groß,
- sprach: „du must trucken baden.“
- Ein tag er im drei arbeiß gab.[1]
- der abt wart hungrig, nam ser ab
- und bat fast um genaden.
- Zu tisch lud in der edelmon,
- recht als ein wolf er fraße;
- achzg gulden schenkt er im zu lon
- und fur hin heim sein straße.
- also wer vol ist und nit eßen mage,
- versuch die kunst drei tage;
- dis wiltbad in purgirt,
- das er fein eßen wirt.