Diskussion:Gefährliche Himmel – Bombenkrieg über Österreich

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Seltenes Filmmaterial von Starregisseur William Wyler

Am 12. September 1944 wurde Wien erstmals von den westlichen Alliierten schwer bombardiert, 60 Jahre später zeigt ORF 2 am Freitag, dem 17. September 2004, um 21.20 Uhr die Dokumentation "Gefährliche Himmel - Bombenkrieg über Österreich" von Helene Maimann. Wie erlebten die Österreicher diesen Luftkrieg? Und wie erinnern sich heute Besatzungsmitglieder der ehemaligen US-Crews an die verheerenden Angriffe? Der Film erzählt von Menschen und Maschinen im Krieg: von den US-Soldaten, die die Besatzungen der schweren Bomber bildeten; von den Spezialisten, die jeden einzelnen Angriff bis ins Detail planten; von den Menschen, die in Bunkern ausharrten.

"Mir ist es vor allem darauf angekommen, die Menschen zu zeigen, die diesen Krieg erlebt haben - und zwar auf beiden Seiten", erklärt Helene Maimann. "Ich glaube, man muss dem ehemaligen Gegner zuhören, um die damalige Situation nach 60 Jahren überhaupt verstehen zu können. Dieser Krieg wurde ganz unterschiedlich erlebt. Daher haben wir mit Zeitzeugen in Österreich und in den USA gedreht - auf amerikanischer Seite vor allem mit den Bombenschützen. Denn die haben die Bomber während der Angriffe geführt."

In verschiedenen Interviewsequenzen berichten die Zeitzeugen von ihren Erlebnissen im Bombenkrieg. "Wenn dein Einsatz nach Wien ging, war es zweifelhaft, ob man überlebte", sagt Bob Reichard von der 456. Bombergruppe. Und auch James Alter von der 780. Bombergruppe erinnert sich: "Das waren gefährliche Himmel!" Die große Angst der Amerikaner war 1944 nicht mehr die Luftwaffe - die war kaum mehr existent - sondern die deutsche Flak. Der Alltag unter dem Bombardement war hart und entbehrungsreich. "Wir sind ja kaum schlafen gegangen, ist schon wieder der nächste Alarm gewesen", so Frau Seitl. Erinnerungen an das stundenlange Herumirren nach einem Angriff in den unterirdischen Katakomben Wiens, bis man wieder herauskam. An das Leben der jugendlichen Flakhelfer, die aus den Schulen direkt an die Geschütze einberufen wurden. An den Arbeitseinsatz der Frauen, die die Männer ersetzen mussten. An die Angst vor Terror, KZ, Spitzeln und der Gestapo, die bei den Verfolgten des NS-Regimes weitaus größer war als die Angst vor den Bomben. Und an die Furcht vor Verrat, die auch die Familien selbst spaltete. "Der Großvater ist ein Nazi geworden", erzählt Frau Fischer. "Darum haben nur meine Mutter, meine Großmutter und ich die BBC gehört. Den Großvater haben wir schlafen geschickt ... Immer ist man beobachtet worden. Da haben Sie nichts dagegen sagen dürfen, das war der Tod."

Helene Maimann verwendete für ihren Film unter anderem Material aus den National Archives in Washington, das in dieser Form bisher in Österreich nicht zu sehen war. "Es gibt sehr viel und gut erhaltenes Filmmaterial von den Luftangriffen, teilweise in Farbe", sagt Helene Maimann. "Das ist auch ein Thema des Films: Die US-Amerikaner haben ihre Angriffe aus den Flugzeugen mitgefilmt. Etablierte Hollywoodregisseure wurden eingezogen und haben den Krieg dokumentiert. Wir haben Material von William Wyler verwendet, der bei der Air Force gewesen ist. Und dann gibt es Tausende Aufklärungsfotos, die nach den Angriffen aufgenommen worden sind, um das Ergebnis festzustellen. Denn die Amerikaner wollten einen präzisen und effizienten Luftkrieg gegen strategische Ziele führen. Das ist aber nur teilweise gelungen. Viele Tausend Bomben sind in die Wohngebiete rund um die Industrieanlagen und Verkehrsknotenpunkte gefallen. Das, was man heute Kollateralschäden nennt, wurde in Kauf genommen und nicht weiter registriert. Aber viele unter den US-Veteranen legen heute Rechenschaft ab, was sie unter der Zivilbevölkerung angerichtet haben." Wie Bill Neutzling, der in "Gefährliche Himmel" sagt: "Wir haben das damals nicht gesehen. Aber wir haben es später herausgefunden."

ORF-Sendetermin:

"Gefährliche Himmel - Bombenkrieg über Österreich"

Freitag, 17. September 21.20 Uhr, ORF 2

Spurensuche in Luftschutzkellern und Flaktürmen

Der Luftkrieg wurde aus großer Höhe - 5.000 bis 7.000 Meter - geführt. Schon vor dem 12. September 1944 wurden die Industriezentren von Wien, Wiener Neustadt und Linz massiv getroffen. Die Mur- und Mürzfurche, Steyr, Graz, Klagenfurt und Eisenbahnknotenpunkte wurden immer wieder angegriffen und - wie Attnang-Puchheim - fast vollständig zerstört. Der Film geht auf Spurensuche in Keller, Flaktürme und Luftschutzkeller. 1943 kam Österreich - damals Teil des Deutschen Reichs - mit dem Vorrücken der Amerikaner in Italien in die Reichweite der 15. US-Luftflotte. Um Foggia, nahe dem italienischen Stiefelsporn, etablierte die 15. Air Force ihre zweite Luftflotte, legte einen Flugplatz neben dem anderen an und stationierte Tausende Maschinen und die dazugehörenden Besatzungen. Am 12. September 1944 startete der erste Großangriff auf Wien mit 350 Bombern - B 17 und B 24. Ab Ende des Jahres erreichte der Luftkrieg über Österreich seinen ersten Höhepunkt - bis zum Kriegsende Ende April 1945 fielen rund 120.000 Tonnen Spreng- und Brandbomben.

Gegen Kriegsende wollten die Amerikaner die barocken Schlösser in Salzburg - Leopoldskron, Kleßheim - und die Feste Hohensalzburg zerstören, weil sie dort die Schlupfwinkel der NS-Führung vermuteten. Glücklicherweise kamen sie in letzter Minute davon ab. Im April 1945 hatte der Bombenkrieg der Amerikaner sein Ziel erreicht: Die kriegswichtige Industrie und die Rohstoffversorgung waren zerstört, die einrückenden Alliierten konnten - wenn man vom Kampf um Wien absieht - das Land relativ rasch befreien. Der Bombenkrieg hatte wesentlich dazu beigetragen, die Niederlage des NS-Regimes zu beschleunigen.