Diskussion:Solschenizyn, Alexander/Archiv/2008

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Meldungen

Der Tod des Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn findet Beachtung in den Medien weit über die Grenzen von Russland hinweg.

"Viele hegten den Verdacht, dass Alexander Solschenizyn unsterblich ist", spekuliert LA STAMPA aus Turin. "Er hat alles überlebt: die Revolution, den Krieg, den Gulag, den Krebs, den KGB, das Exil - all die schlimmen Dinge, die einem Menschen - und besonders einem Russen - im vergangenen Jahrhundert widerfahren konnten. Ihm schien kein gewöhnliches Schicksal beschieden, und sicherlich hätte Alexander Solschenizyn in den langen Jahren seines persönlichen Kampfes gegen den Kommunismus nie gedacht, dass er einmal so sterben würde: In Moskau, in seinem Haus, im Alter von 89 Jahren", bemerkt LA STAMPA aus Italien.

http://www.dradio.de/presseschau/20080804120000/ 04. August 2008


Solschenizyn , meint NEPSZABADSAG aus Budapest:

"Er war kein begabter Schriftsteller. Wenn auch die Handlung in seinen Büchern abwechslungsreich sein mag, so bleiben doch die Charaktere zu wenig differenziert, oft schematisch. Sein letztes Werk hat einen Skandal verursacht:

Die zwei Bände '200 Jahre zusammen' über russische Juden sind ein aus antisemitischen Stereotypen zusammengeschnittenes, pseudowissenschaftliches Werk.

Eine von Solschenizyns Grundthesen ist, dass die russische Revolution das Werk Fremder, Zugereister gewesen sei, ein brutaler Eingriff in Russlands Entwicklung.

Mit seinem hetzerischen letzten Werk hat er sich aus dem Kreis der Intellektuellen ausgeschlossen. Kann man einen intoleranten Schriftsteller etwa tolerieren?", fragt das ungarische Blatt NEPSZABADSAG.

http://www.dradio.de/presseschau/20080805120000/ 2008-08-05


(...)..Die Entwicklung Russlands im globalen Kapitalismus sah Solschenizyn voller Bitterkeit und Resignation als katastrophalen nationalen "Absturz" - wie es der Titel seines Buchs von 1998 ausdrückt - und er begrüßte deshalb die Wiederherstellung eines starken Staates durch Putin. Gegen die materialistische ökonomische Sicht, die die geistigen Fundamente seines Landes zerstört, beschwor er wieder und wieder die russische Geistigkeit. Er wurde zunehmend zur Repräsentationsfigur der antiwestlichen Nationalkonservativen in Russland. Sein voluminöses zweibändiges Werk "Zweihundert Jahre zusammen" über die "jüdische Frage" und die gemeinsame russisch-jüdische Geschichte ist das materialreiche Werk eines prätentiösen, ressentimentgeladenen Laienhistorikers, das - auch wenn es nicht, wie viele unterstellen, antisemitisch ist - seinem hohen Anspruch in keiner Weise genügt. Obwohl Solschenizyns in den letzten Jahren noch einige Erzählungen und autobiographische Schriften über sein Leben im Exil veröffentlichte, ist sein Lebenswerk schon im vorigen Jahrhundert zum Abschluss gekommen. Uns bleibt der kritische Respekt vor einer beeindruckenden Persönlichkeit von historischer Bedeutung und einem großen Unzeitgemäßen!..(...)

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/826593/ 04.08.2008

Audio - http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/08/04/dlf_20080804_1610_2880c549.mp3

Archiv Suche: http://www.dradio.de/suche/?action=search&uri=suche%2F&sp0=1&sp1=1&sp3=1&q=Solschenizyn+