Fischer, Köbi
Jakob „Köbi“ Fischer ( 1960[1]) ist ein ehemaliger Lehrer und Sexualverbrecher. Er arbeitete in der Gemeinde Möriken-Wildegg im Schweizerischen Kanton Aargau und hat zwischen 1983 und 1994 mehrere Mädchen im Alter zwischen 7 und 19 Jahren sexuell ausgebeutet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Anfang der 1980er-Jahre zog er nach Möriken-Wildegg. Er trat im selben Dorf eine Stelle als Primarlehrer an.[1]
Fischer war aktiver und erfolgreicher Kunstturner des Turnvereins SATUS Möriken-Wildegg.[2] Daneben engagierte er sich als Trainer der Satus-Turnerinnenriege.[3]
1997 war er verheirateter Familienvater, lebte im Zürcher Oberland und war beim SATUS-Verband als Ausbilder tätig.[1]
Sexuelle Übergriffe auf Kinder
Bereits 1991 versuchte Ruth Ramstein, die damalige Schulpflegerin, vergeblich, das sexuell auffällige Verhalten von Köbi Fischer gegenüber ihrer Tochter und anderen Kindern zu thematisieren. 1995 kündigte Fischer seine Stellung als Lehrer trotz Einfamilienhaus mit großem Trainingsraum und großer Beliebtheit im Dorf.
Im April 1997 brachen drei Mädchen auf den Fernsehsendern Tele M1 und Tele Züri das Schweigen. Sabine, Nicole und Linda redeten in der Sendung „Aktuell“ darüber, wie „Köbi F.“ nach dem Sport zum Duschen zu ihnen kam, bei den Trainingslagern in ihr Bett schlüpfte und sich an ihren Genitalien vergriff. Die TV-Sender deckten auch auf, daß besorgte Eltern bereits 1992 einen Brief mit acht Vorwürfen an die Schulpflege adressiert hatten. In einer ersten schriftlichen Reaktion bestritt Fischer die Vorwürfe. Das Bezirksgericht Lenzburg nahm die Ermittlungen auf.
In den darauffolgenden Tagen meldeten sich weitere Mädchen beim Regionalsender, die von Köbi Fischer sexuell mißbraucht worden waren. Es sprachen auch Personen, die in der Turnhalle oder in der Badi Verdächtiges wahrgenommen hatten: Fischer hätte die Mädchen in den Hintern gebissen oder über sein Glied abrollen lassen. Auch zwei Mütter betroffener Mädchen sagten in der „Aktuell“-Sendung vom 16. April anonym und mit verfremdeter Stimme aus. Langsam bröckelte die Unterstützung der Schulpflege. „Nach den neuesten Enthüllungen sind wir der Meinung, daß alles gelöst werden muß, der Polizei gemeldet und der Lehrer zur Rechenschaft gezogen wird“, sagte der Schulpflegepräsident in die Kamera. Beim Bezirksamt Lenzburg hatten sich bis zu jenem Zeitpunkt zehn Opfer gemeldet, zwei davon machten eine Anzeige.
Am 17. April äußerte sich Fischer erstmals in den Medien in einem knapp dreiminütigen Interview. Er stritt alles ab.
Auch später vor Gericht zeigte er sich uneinsichtig. Die Mädchen wären einverstanden gewesen mit den Berührungen und dem Geschlechtsverkehr. Das Aargauer Obergericht war anderer Meinung und verurteilte ihn im Jahr 2000 in zweiter Instanz wegen sexueller Handlungen mit Kindern und sexueller Nötigung zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus und belegte ihn mit einem fünfjährigen Berufsverbot. Dies bestätigte später das Bundesgericht. Die Mädchen hätte er sich „hörig und gefügig gemacht“, hieß es in der Urteilsbegründung.
2012 war Köbi Fischer wieder auf freiem Fuß und lebte außerhalb des Aargaus.[4]
Varia
Ruth Ramstein erlebte für ihr Vorgehen gegen Fischer Anfeindungen innerhalb der Gemeinde. Sie trat aus der Schulpflege aus und zog mit ihrer Familie weg.[5] Nachdem die Ermittlungen aufgenommen wurden, erhielt sie 1998 den Prix Courage.[6] Sie äusserte sich 2013 auch zum Fall „Tibor B.“.[7]