Flaubert, Gustave
Gustave Flaubert ( 12. Dezember 1821 in Rouen; 8. Mai 1880 in Canteleu) war ein französischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Abitur begann er ein Jurastudium, mußte das Studium jedoch wegen einer Nervenkrankheit abbrechen. Anschließend widmete er sich der Schriftstellerei und bereiste Ägypten, den Nahen Osten und Griechenland.
Gustave Flaubert schrieb die „Madame Bovary“ in den Jahren 1850 bis 1856. Fast sechs volle Jahre arbeitete er an diesem Werk, das, sieht man von seinen früheren Arbeiten ab, die nur als Vorstudien zu werten sind, gewissermaßen sein Erstlingswerk war und seinen literarischen Ruf und Ruhm begründete.
Die Frau, deren Schicksal der Dichter hier schilderte, war eine Gestalt aus dem wirklichen Leben. Sie hieß Delphine Couturier, war die Frau eines Landarztes in Ry an der Lieure, einem Ort, der in der Nähe von Rouen liegt, und hatte, nachdem sie mit zwei Männern die Ehe gebrochen hatte und außerdem in große Schulden geraten war, die die Existenz ihres Mannes zu vernichten drohten, sich mit Arsenik vergiftet. Der Grabstein, den man ihr gesetzt hatte – sie war in dem kleinen Ort gestorben und auch begraben worden –, wurde später als öffentliches Ärgernis entfernt.
Flaubert hatte die junge Frau und auch die Menschen ihrer Umwelt gekannt, und die Vorgänge in der „Madame Bovary“ wie auch das Lokalkolorit — den Ort Ry nennt er in seinem Buch Yonville L'Abbaye — waren bis auf die Namen, die er den handelnden Personen gab, der Wirklichkeit entnommen. Als das Buch im Herbst 1856 in der Revue de Paris erschien, erregte es ungeheures Aufsehen. Man begrüßte den jungen, bis dahin völlig unbekannten Dichter enthusiastisch, dem mit seinem Roman der große Wurf gelungen war und der ein würdiger Nachfolger des wenige Jahre vorher verstorbenen großen Balzac zu werden versprach.
Aber zugleich erhob die kaiserliche Staatsanwaltschaft Einspruch gegen das Werk. Flaubert und mit ihm sein erster Drucker und Verleger wurden am 7. Februar 1857 vor der Sechsten Kammer des Zuchtpolizeigerichts in Paris wegen Verletzung der guten Sitten angeklagt. Der Prozeß nahm einen günstigen Ausgang für den Dichter; er wurde freigesprochen, und schon bald darauf konnte die erste Buchausgabe der „Madame Bovary“ erscheinen. Der materielle Ertrag dieser Veröffentlichung war sehr gering. Nach zeitgenössischen Berichten waren es kaum mehr als achthundert Francs.
Dennoch war und blieb „Madame Bovary“ der größte und weitreichendste Erfolg, den Flaubert in seinem an mühevollem Ringen reichen Schriftstellerleben errang. Zwar haben auch Werke wie „Salambo“ und die „Education sentimentale“ ein starkes Echo gefunden und ihm große Anerkennung eingetragen, aber immer wieder drang doch der Ruf zu ihm: „Geben Sie uns eine neue Bovary!“ Flaubert vernahm diese Aufforderung mit dem verbitterten Gefühl eines Vaters, der es nicht zulassen möchte, daß über einem seiner Kinder die anderen vernachlässigt werden, er begann den Erfolg der „Bovary“ geradezu als einen Fluch zu empfinden. „Das ging so weit“, erzählte ein Freund des Dichters, „daß er uns eines Tages ganz ernsthaft erklärte, wenn er nicht Geld brauchte, so hätte er das Werk längst aus dem Buchhandel zurückgezogen und neue Auflagen verhindert.“ Und der Freund fügte hinzu, ohne wohl zu ahnen, wie nahe er der eigentlichen Wahrheit mit diesen Worten kam: „Vielleicht empfand er auch in seinem romantischen Herzen einen tiefen Kummer, als er die Mode furchtbarer naturalistischer Ausschweifung wahr nahm, die sein Werk in der Literatur heraufbeschworen hatte.“
Flaubert hatte Grund genug, gerade weil er ein wirklich von seinem Werk besessener Künstler war, jenen Naturalismus abzulehnen, als dessen Haupt ihn seine „Schüler“ verehrten, die er nicht gerufen hatte und die, auch wenn es ihnen hier und dort gelingen mochte, seine Form nachzubilden, sein Wesen und das Geheimnis seiner Kunst kaum erahnten.
Schriften (Auswahl)
- Die Versuchung des heiligen Antonius (PDF-Datei)
- Frau Bovary (PDF-Datei)
- Die Schule der Empfindsamkeit (HTML-Version)
Verfilmungen
- Madame Bovary (1937)
Literatur
- Julie Wassermann-Speyer: Flaubert. Ein Selbstporträt nach seinen Briefen (1907) (PDF-Datei)
- Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 15, 11. April 1937