Fliegerpfeil

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Fliegerpfeil.jpg

Fliegerpfeile wurden in den ersten beiden Jahren des 1. Weltkrieges aus Flugzeugen und Zeppelinen über den gegnerischen Stellungen abgeworfen und hatten eine verheerende Wirkung. Durch die Wucht des Aufpralls wurden sogar Stahlhelme durchschlagen.

Die Pfeile sind etwa 10-15 cm lang. Zur Stabilisierung der Fluglage hatten sie an ihren Enden ein gekerbtes Profil. Die ersten Fliegerpfeile (flechettes) wurden vom französischen Gegner abgeworfen. Das Deutsche Reich griff die Idee dieser weitgehend lautlosen und äußerst heimtückischen Waffe danach auf und setzte seinerseits ebenso Fliegerpfeile ein. Die Pfeile wurden zumeist in Bündeln abgeworfen, da die Trefferquote niedrig und eher zufällig war. Ein erfolgreicher Treffer war jedoch in der Regel tödlich. Nach dem Einsatz von treffsichereren Maschinengewehren von Flugzeugen aus und vor allem nach der Entwicklung der Maschinengewehrsynchronisation wurden die Pfeile nicht mehr eingesetzt.

Der Schriftsteller Robert Musil wurde im September 1915 in einem Schützengraben nahe Trient knapp von einem Fliegerpfeil verfehlt. Er beschrieb diese Erfahrung in seiner Novelle „Die Amsel“ folgendermaßen:

„Im toten Winkel einer Kampflinie in Südtirol, die sich von den Gräben der Cima di Vezzena an den Caldonazzo-See zurückbiegt, am Tag nach einer langen Nacht im Artilleriefeuer, an dem sie mit vergrößerten Augen und sonderbarem Gesichtsausdruck die Köpfe auf ihren Schultern unregelmäßig aufrichten wie ein niedergetretener Rasen, wagt eine Gruppe österreichischer Soldaten sich aus den Erdlöchern hervor und begibt sich auf einen der Hügel, die in der Herbstlandschaft daliegen wie Grabkränze. Ein feindlicher Flieger taucht auf, was selten geschieht, da das Gebirge mit seinen schmalen Luftrinnen zwischen befestigten Kuppen hoch überflogen werden muß. Seine dreifarbigen Tragflächen leuchten in der Sonne wie Kirchenfenster oder buntes Seidenpapier. Und es hätte, so heißt es, zu diesem Augenblick nur noch einer Musik von Mozart bedurft. Daß sie auf dem Hügel stehend ein gutes Ziel abgeben, ist den dort Versammelten bewußt, doch wollen sie nicht wie die Feldmäuse in ihr Erdloch fahren. Das Flugzeug wirft einen Fliegerpfeil ab. Keiner von ihnen sieht den Pfeil. Einer jedoch, der Erzähler, hört ihn kommen: In diesem Augenblick hörte ich ein leises Klingen, das sich meinem hingerissen emporstarrenden Gesicht näherte. Natürlich kann es auch umgekehrt zugegangen sein, so daß ich zuerst das Klingen hörte und dann erst das Nahen der Gefahr begriff; aber im gleichen Augenblick wußte ich auch schon: es ist ein Fliegerpfeil! [...] Ich war gespannt, und im nächsten Augenblick hatte ich auch schon das sonderbare, nicht im Wahrscheinlichen begründete Empfinden: er trifft! [...] Es war ein dünner singender, einfacher hoher Laut, wie wenn der Rand eines Glases zum tönen gebracht wird; aber es war etwas Unwirkliches daran; das hast du noch nie gehört, sagte ich mir. Und dieser Laut war auf mich gerichtet; ich war in Verbindung mit diesem Laut und zweifelte nicht im Geringsten daran, daß etwas Entscheidendes mit mir vor sich gehen wolle. Der Laut wird körperlicher, schwillt an, ein Singen, das sich plötzlich in einen irdischen Ton verwandelt. Im gleichen Augenblick ist es aber auch schon wieder weg, verstummt, von der Erde verschluckt, mitten unter uns. Wenn einer da gesagt hätte, Gott sei in meinen Leib gefahren, ich hätte nicht gelacht. Ich hätte es aber auch nicht geglaubt. Nicht einmal, daß ich einen Splitter von ihm davontrug, hätte ich geglaubt. Und trotzdem, jedesmal, wenn ich mich daran erinnere, möchte ich etwas von dieser Art noch einmal deutlicher erleben!“[1]


Fußnoten