Mendelssohn, Franz von (der Jüngere)

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Franz von Mendelssohn (links außen) beim Festbankett der Anwälte im Marmorsaal des Berliner Zoologischen Gartens (1930)

Pierre Franz Walther von Mendelssohn, auch bekannt als Franz von Mendelssohn der Jüngere (Lebensrune.png 29. Juli 1865 in Berlin; Todesrune.png 13. Juni 1935 ebenda), war ein jüdischer Bankier und Wirtschaftsfunktionär in Deutschland.

Werdegang

Er war Sohn des Bankiers Franz von Mendelssohn (1829–1889) und dessen Gattin Enole (geb. Biarnez). Mendelssohn studierte Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin. Nach dem Studium trat er in das Familienunternehmen Bankhaus Mendelssohn & Co. ein. Mendelssohn heiratete 1889 Marie Clara Westphal (1867–1957). Im Unternehmen war er seit 1892 Mitinhaber. Seit 1917 war er der Seniorchef des Hauses.

Er leitete das 1795 gegründete Bankhaus Mendelssohn. 1902 wurde er in das „Kollegium der Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin“ aufgenommen, dessen Präsident schon sein Urgroßvater war. Kaiser Wilhelm II. berief Franz von Mendelssohn 1913 ins Preußische Herrenhaus.[1] 1914 wurde der christlich getaufte Bankherr Präsident der Handelskammer, 1921 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages und 1931 zugleich Präsident der Internationalen Handelskammer.[1]

Bernt Engelmann erinnert in „Deutschland ohne Juden“ daran, wie es mit den Mendelssohns in Berlin einst begonnen hatte:

„An einem denkwürdigen Tage des Jahres 1743 wurde ein blasser, kleiner und verwachsener Junge aus Dessau durch das Rosenthaler Tor nach Berlin eingelassen – von einem bezopften Wachtposten, der in sein Journal zunächst die genaue Anzahl Rindvieh und Schweine notierte, die an jenem Tage in die Stadt getrieben worden waren, und erst diesem Eintrag hinzufügte: ,1 Jude' nämlich Moses Mendelssohn.“

Es handelte sich bei dem „Neuberliner“ um den berühmten jüdischen Philosophen.[1]

Neue Deutsche Biographie

„M. absolvierte 1884-88 juristische Studien in Bonn und Berlin und trat 1889 nach Ablegung der ersten juristischen Staatsprüfung in das Bankhaus Mendelssohn & Co. ein. Dort war er seit 1892 Mitinhaber und seit 1917 Seniorchef. Vor dem 1. Weltkrieg war M. vor allem im internationalen Anleihengeschäft tätig. Die eigentlichen Bankgeschäfte überließ er in den 20er Jahren jedoch dem Mitinhaber →Rudolf Loeb (1877–1966), während er selbst verstärkt in der Leitung deutscher und internationaler Wirtschaftsgremien Einfluß auf das wirtschafts- und finanzpolitische Geschehen der Weimarer Republik nahm. 1901 erfolgte seine Wahl zum Ältesten der Berliner Kaufmannschaft. 1902-03 war er zweiter Vizepräsident der 1902 gegründeten Industrie- und Handelskammer Berlin, 1904-13 erster Vizepräsident der Kammer und seit 1914 deren Präsident. 1920 vollzog sich unter seinem Präsidium die Verschmelzung der Kammer mit der Corporation der Kaufmannschaft und der Potsdamer Kammer. Nachdem M. bereits seit 1906 dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) angehört hatte, berief ihn dieser 1921 an seine Spitze. Außerdem wurde M. Vorsitzender des Ausschusses des DIHT für Kredit-, Bank- und Geldwesen sowie des Landesausschusses der preuß. Industrie- und Handelskammer. Es war das Verdienst M.s als Präsident des DIHT, daß innerhalb der Gesamtwirtschaft den offiziellen Vertretungen von Industrie und Handel eine einflußreichere Stellung zukam. Bewußt machte er die Vollversammlung des DIHT zu einem politischen Forum, auf dem führende Repräsentanten der Weimarer Republik als Redner auftraten. Besonders war M. um Ruhe und Kontinuität in der Wiederaufbauarbeit und um die Wiederherstellung der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit, vor allem im Bereich der Internationalen Handelskammer bemüht. So wurden zur Vollversammlung des DIHT im September 1924 erstmals nach dem Kriege die Vertreter der deutschen Auslandskammern nach Berlin geladen, um das weithin monarchisch-nationalistische Auslandsdeutschtum für den neuen Staat zu gewinnen. Die 1925 neugebildete deutsche Gruppe der Internationalen Handelskammer berief M. im selben Jahr zu ihrem Präsidenten, 1931 wurde er als erster und letzter Deutscher an die Spitze der Konferenz der Internationalen Handelskammer gewählt. M. nahm außerdem als Mitglied des Generalrats der Reichsbank (1924–33) und des vorläufigen Reichswirtschaftsrats (1922–31) wesentlichen Einfluß auf den wirtschaftlichen Aufbau nach dem 1. Weltkrieg. 1922 wählte ihn auch der Verwaltungsrat für das deutsch-niederländ. Finanzabkommen zum Präsidenten. Ende 1931 trat M. von seinen Ämtern als Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, des DIHT und der Internationalen Handelskammer aus gesundheitlichen Gründen zurück. Alle drei Institutionen ernannten ihn 1932 zum Ehrenpräsidenten. Neben seiner wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Tätigkeit engagierte sich M. in besonderem Maße für Künste, Wissenschaft und Wohlfahrtspflege, so als Schatzmeister der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, des Vereins der Freunde der Preuß. Staatsbibliothek und des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins sowie als Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Orientgesellschaft. Er war seit 1913 Mitglied des Preuß. Herrenhauses.“[2]

Mitgliedschaften/Ämter

Ehrungen

  • Die IHK Berlin verleiht eine Franz-von-Mendelssohn-Medaille für besonderen sozialen Einsatz.
  • Am Haus Bismarckallee 23 erinnert eine Gedenktafel an Mendelssohn.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Mendelssohn, Franz von, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 61 f.