Tenbruck, Friedrich

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Friedrich Tenbruck)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Friedrich Tenbruck (* 22. September 1919 in Essen; † 9. Februar 1994 in Tübingen) war ein deutscher Soziologe.

Leben

Er studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik und wurde 1944 mit einer Arbeit über Kants „Kritik der reinen Vernunft“ im Fach Philosophie zum Dr. phil. promoviert.

Die Entwicklung der Soziologie – Tenbruck sprach von einem »beispiellosen Aufstieg« – führte ihn zu einer Außenseiterposition. Er ging zwar nicht so weit wie Helmut Schelsky – der »Anti-Soziologe« –, aber seine Kritik des Fachs hatte doch etwas Prinzipielles, ging über das Beklagen von Vereinnahmung oder Verfall des Niveaus in Forschung und Lehre hinaus. Was Tenbruck unter der Überschrift »Die unbewältigten Sozialwissenschaften oder die Abschaffung des Menschen« behandelte, war eine Zurückweisung des Anspruchs seiner Disziplin, mit Hilfe von Schematisierungen die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erfassen, während es doch nur darum ging, durch Begriffe wie »Herrschaft«, »Schicht«, »Rolle«, die Wirklichkeit zu verstellen und der Soziologie einen Deutungsanspruch zu verschaffen, der mit Machtausübung viel, mit Wissenschaft sehr wenig zu tun hatte.

Das Ethos der Wissenschaft war es, das Tenbruck trieb, ein Widerwille gegen die Ideologisierung, jenen Prozeß, den er in seiner Zeit als Assistent Max Horkheimers in Frankfurt während der sechziger Jahre genau beobachtet hatte und für fatal hielt. Fatal auch deshalb, weil in allen »neuen Lagen … die alten Fragen« stecken, die die Linke erledigt geglaubt hatte, und die sich nicht erledigen lassen. Wahrscheinlich erklärt diese Einsicht, warum Tenbruck in seinen letzten Jahren immer deutlicher zur Verteidigung des Christentums oder doch der christlichen Tradition überging. Ein Weg, der sich schon angedeutet hatte, als er 1978 auf dem Kongreß »Mut zur Erziehung« sprach und dort erklärte:

Ohne erzogene Menschen ist kein Staat zu machen, und ohne die eingeübte Vertrautheit mit überlieferter Kultur ist nicht zu erziehen.

Friedrich Tenbruck hat Ralf Dahrendorfs Rezeption der Rollentheorie in einem einflussreichen Artikel (1961) kritisiert und aufgezeigt, wie die strikte Gegenüberstellung von Individuum und Gesellschaft in einem weiter gefassten Ansatz überwunden werden kann. […] Die Persönlichkeit des Positionsinhabers lässt sich nach Tenbruck nicht auf internalisierte Verhaltensnormen reduzieren. Jede Rolle ist eine grobe Verhaltensvorschrift, die erst durch die Gestaltung des Rolleninhabers zu sozialem Handeln wird. Das individuelle Rollenspiel lässt sich nicht aus äußeren Sanktionen oder verinnerlichten Normen erklären, sondern basiert auf der Identifikation des Trägers mit seiner Rolle. Dieses Engagement öffnet dem Rollenträger neue Handlungsmöglichkeiten und Freiraum für Spontaneität.[1]

Werke (Auswahl)

  • Das Werk Max Webers. Methodologie und Sozialwissenschaften
  • Die unbewältigten Sozialwissenschaften oder die Abschaffung des Menschen
  • Die Sozialwissenschaften als Mythos der Moderne
  • Geschichte und Gesellschaft
  • Die kulturellen Grundlagen der Gesellschaft. Der Fall der Moderne
  • Perspektiven der Kultursoziologie. Gesammelte Aufsätze

Fußnoten

  1. Bernhard Miebach: Soziologische Handlungstheorie, 3. Auflage, Wiesbaden 2010, S. 51