Kant, Hermann
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Hermann Kant ( 14. Juni 1926 in Hamburg; 14. August 2016 in Neustrelitz) war ein deutscher Schriftsteller in der DDR und Kulturfunktionär.
Besonders in der Wendezeit seit 1989 profilierte der fest etablierte DDR-Systemkünstler Hermann Kant sich mit unablässigen, moralisch belehrenden Interviews und Aufsätzen in den Feuilletons westdeutscher Zeitungen. Dieses propagandistische Verfahren bedeutet, einen erfahrenen Einpeitscher des DDR-Berufsverbandes abhängiger Künstler (offiziell: „Schriftstellerverband“)[1] gegen sein Wissen und gegen sein eigenes Interesse einzusetzen: Indem Kant – von der hohen Warte des rechthabenden (wenn auch abgesetzten) Kunstfunktionärs – seine früheren DDR-Künstlerkollegen notorisch in Sachen politischer Moral öffentlich belehrte, zerstörte er deren Botschaft so nachhaltig, wie dies auf keine andere Weise möglich gewesen wäre.
Künstler wie Christa Wolf (1929–2011) und andere, die – seit der Wende vom November 1989 – ihren alternativen Sozialismus „mit menschlichem Antlitz“ in der Öffentlichkeit propagierten, machte der abgesetzte Kunst-Funktionär Hermann Kant mit seinen polit-korrekten, parteiförmigen Rechthabereien unfehlbar zu öffentlichen Witzfiguren.
Speziell bei Christa Wolf traten noch extrem naive Stasi-Berichte aus ihrer Feder als junges Mädchen hinzu – aber dennoch war es hauptsächlich das Wirken von Hermann Kant, das die gesamte Szene der sozialistischen Pro-DDR-Demonstrierer vom 4. November 1989[2] in der BRD kaltstellte.
Keiner, der für eine revolutionär-linkssozialistische Politik eintrat, hat in der BRD noch jemals politische Resonanz finden können. Sogar Wolf Biermann selber, der als Kind jüdischer Eltern 1953, nach Stalins Tod, in die DDR übergesiedelt war, versank in seinem West-Exil ab 1976 in der politischen Bedeutungslosigkeit. Sein künstlerischer Rang ermöglichte es ihm dann, ab 1989 noch mehrfach als essayistischer Grantler publizistisch zu wirken, aber seine linkssozialistisch-revolutionäre Botschaft war komplett erloschen. Die verbeamtete Szenerie der kulturmarxistischen Top-down-Sozialisten,[3] die – mit dem Hebel von „UN-Richtlinien“, Umweltvorgaben, Begriffen wie „Klimagerechtigkeit“ usw. – linksradikal-egalitäre Politik durchsetzen, haben ihren eigenen revolutionären Flügel, von Rudolf Bahro (1935–1997) bis Christa Wolf, erfolgreich mundtot gemacht (→ Kulturmarxismus).
Werke
- Ein bisschen Südsee, Erzählungen, 1962
- Die Aula, Roman, 1965
- Das Impressum, Roman, 1972
- Eine Übertretung, Erzählungen, 1975
- Der Aufenthalt, Roman, 1977
- Der dritte Nagel, Erzählungen, 1981
- Zu den Unterlagen, Publizistik, 1957-1980
- Bronzezeit, Erzählungen, 1986
- Die Summe, Satire, 1987
- Abspann, Erinnerungen, 1991
- Kormoran, Roman, 1994
- Escape, Ein WORD-Spiel, 1995
- Okarina, Roman, 2002
- Kino, Roman, 2005
- Die Sache und die Sachen, Gespräch mit Irmtraud Gutschke, 2007
- Kennung, Roman, 2010
Verfilmungen
- Mitten im kalten Winter (DDR-Fernsehen, 1968)
- Der Aufenthalt (DEFA, 1983)