Kamerad, du klagst
Kamerad, du klagst ist ein Lied des deutschen Liedermachers Frank Rennicke nach einem Text von Klaus Ewald, den dieser im November 1946 als 17jähriger im sowjetischen Kriegsgefangenen- und Arbeitslager Dnjeprodserschinsk schrieb. Es erschien 1996 auf dem Album „Trotz alledem“.
Text
- Kamerad, Du klagst was Du entbehrst,
- was Dein hartes Los Dir versagt,
- eh’ Du zurück in die Heimat kehrst,
- hast Du sicher zu Tod Dich geklagt.
- Wir alle tragen dieselbe Last
- und die Freude ist selten wie Gold,
- uns hat das Schicksal hart angefaßt,
- über viele ist es weggerollt –
- über viele ist es weggerollt!
- Wer hier nicht sein tapferes Herz bewahrt,
- der schwimmt nicht gegen den Strom!
- Wer sich in die Reihen der Schwachen geschart,
- hat schon bald seine Seele verlor’n!
- Denn dumpf und unrein ist ja die Luft,
- die zu atmen man hier uns vergönnt;
- wer sich nicht stündlich zum Kampfe ruft,
- unfehlbar ins Unglück rennt –
- unfehlbar ins Unglück rennt!
- Ein tapferes Herz ist der größte Schatz –
- wer ihn bewahrt, dem nimmt man ihn nicht.
- Und stünde er auf dem härtesten Platz,
- auf dem nichts gilt als Verzicht!
- Ich habe da drinnen mir aufgebaut,
- ein kleines Deutschland für mich.
- Es ist mir mit allem wohl anvertraut,
- und ich lasse, ich lasse es nicht,
- und ich lasse, ich lasse es nicht!
- Bin ich nicht treu, so ist das Verrat
- an mir selbst – und die Sünde allein
- wär’ vor mir selbst die schändlichste Tat,
- die kein Gott mir könnte verzeih’n!
- Ich gab ja alles, was Leben heißt –
- riß mir selbst das Herz aus der Brust.
- Umherirren müßte ich wie verwaist –
- das ist mir nun tief bewußt,
- das ist mir nun tief bewußt!
- Keine Heimat, kein Vaterland,
- auch keine Freuden mehr –
- Schmutz und Schmach und soviel Schand’
- machen das Leben schwer.
- Doch nicht fallen heißt die Pflicht,
- diese dunkle Zeit übersteh’n,
- was auch kommt, ihr brecht mich nicht,
- denn ich will die Heimat seh’n,
- denn ich will die Heimat seh’n!
- Einmal noch ein Deutschland fühl’n,
- einmal nur noch glücklich sein!
- Einmal noch die Freiheit spür’n
- und auch dieses Unrecht verzeih’n!
- Erst wenn dies alles ist vollbracht,
- erst dann werd’ von Deutschland ich geh’n,
- dann kann kommen die lange Nacht –
- ein and’rer wird für mich besteh’n,
- ein and’rer wird für mich besteh’n!
Literatur
- Frank Rennicke: Liederbuch: alle meine Lieder von Anfang an. Texte mit Gitarrengriffen, Selbstverlag 1995