Manteuffel, Kurt Zoege von

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Kurt Zoege von Manteuffel (Lebensrune.png 20. August 1881 in Reval; Todesrune.png 10. Januar 1941 in Konitz in Westpreußen) war ein deutscher Kunsthistoriker.

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Quelle
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Die Welt der Kunstwissenschaft wie der große Freundeskreis des Staatlichen Kupferstichkabinetts zu Dresden stehen erschüttert unter dem Eindruck der Nachricht von seinem plötzlichen Hinscheiden. Zwanzig Jahre intensiver Wirksamkeit am Kupferstichkabinett hatten den feinsinnigen Gelehrten und Forscher mit ungewöhnlichen Gaben des Geistes, des Geschmacks und des Charakters in ein Werk hineinwachsen sehen, zu dem ihn das Schicksal durch die Art seiner Begabung berufen hatte. Der Kunst als dem vielfältigen und vieldeutbaren geistigen Ausdruck der schöpferischen Kräfte der Menschheit war er zutiefst verpflichtet. Von diesem Lebensauftrag her, der sich nicht aneigenen [sic!] läßt, sondern nur gebieterisch nach Gestaltung verlangt, entwickelten sich alle Vorgänge seiner Arbeit, der in der Stille außergewöhnliche Erfolge reiften. In Reval 1881 geboren, in München, Berlin und Halle studierend, als Assistent am Städtischen Museum in Aachen und am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, seit 1919 in Dresden hat sein Leben eine weite räumliche Ausdehnung umspannt. Hatten die Jahre 1916 bis 1919 in Berlin unter dem Eindruck der gebieterischen Herrschaft Bodes über den geschichtlichen Bereich der Künste aller europäischen Kulturen gestanden, so hatte das Jahr 1914 bis 1915, in dem er als letzter Direktor vor Kriegsausbruch das Deutsche kunsthistorische Institut in Florenz führte, ihn mit dem Wesen der italienischen Kunst in engste Berührung gebracht. Sie befähigte ihn, das Werk von Seydlitz über Lionardo [sic!] da Vinci 1920 herauszugeben; von der Aachener Zeit spannt sich über den Zeitraum von fast dreißig Jahren die Beschäftigung mit der Kunst Rethels, die sich 1927 zu einer Studie und in den letzten Jahren zu einem abschließenden großen Werk über die Graphik des Meisters verdichtete, das der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft im nächsten Jahr erscheinen lassen wird. Die Abhandlungen über den deutschen Holzschnitt, den deutschen Kupferstich, die niederländische Radierung entstanden bereits in seiner Tätigkeit am Dresdener Kupferstichkabinett: in ihrer knappen Fassung sind sie grundlegend für die Beschäftigung mit der Graphik der germanischen Nationen geworden. Diese, wie andere zahlreiche Untersuchungen, die ihn auch als speziellen Kenner der vlämischen Kunst auswiesen, sicherten ihm einen führenden Rang unter den Gelehrten und Forschern seines Faches.
Erlesener Geschmack und ausgezeichnete Kennerschaft machten ihn zu einem ungewöhnlichen Sammler im Dienst am Kulturgut unseres Volkes. Unter seiner Direktion — Zoege von Manteuffel wurde 1924 Direktor des Staatlichen Kupferstichkabinetts in Dresden — wurden dem öffentlichen Besitz die Sammlung Friedrich Augusts II. und die Sammlung Lahmann zugebracht. Sie enthielten ungezählte Blätter ersten Ranges gerade auch der deutschen Kunst. Alles in allem wurden durch ihn ohne die Sammlung Lahmann über 11.000 Blatt, mit dieser über 20.000 Blatt erworben. Immer leitete ihn dabei der organisatorische Gedanke planvollen Aufbaus der wesentlichen Gruppen und Gebiete.
Aus der sicheren Erkenntnis der Notwendigkeit, in erster Linie das eigene Material des Kupferstichkabinetts der breiten Öffentlichkeit zu erschließen und damit erst zum geistigen Besitz des Volkes zu machen, entstand durch die Jahre seiner Leitung eine lebhafte Ausstellungstätigkeit. Sie gab immer wieder Gelegenheit, über ihre anregenden und fördernden Erscheinungen zu berichten: das in der Gegenwart zur Frage stehende betonend, gaben die Ausstellungen des Kupferstichkabinetts zu politischen oder biographischen oder landschaftlich-monographischen Themen Beiträge. Die Erwerbung der Sammlung Lahmann gestattete großartige Einzelausstellungen. Neben den Ausstellungen zum Gedächtnis Dürers oder Thomas, Hans Baldung Griens oder Caspar David Friedrichs, behalten die Ausstellung zum Gedächtnis Pöppelmanns und die der Kupferstiche und Radierungen deutscher Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts ihren bleibenden Wert durch grundlegende Ergebnisse für die Wissenschaft. Gemeinschaftsausstellungen anderer Museen fanden stets die weitestgehende Mitwirkung des Kupferstichkabinetts; einer der reizvollsten Beiträge ist die noch z. Zt. im Grünen Gewölbe ausgestellte Schau von Vorlageblättern und Ornamentstichen des Goldschmiedehandwerks vergangener Jahrhunderte.
Die unbeirrbare Klarheit seines Denkens und Handelns, wie die adelige Lauterkeit seines Wesens machten Zoege von Manteuffel in seltener Weise befähigt, die geistige Welt seiner Forschung mit der praktischen Arbeit in allen Fragen des Museumslebens in Einklang zu bringen. Seine stets lebendige Hilfsbereitschaft machte die Studien- und Ausstellungsräume des Kupferstichkabinetts zum Treffpunkt von zahllosen Freunden der graphischen Künste, sei es, daß sie in geschichtlichen oder daß sie in „aktuellen” Anliegen kamen. Ähnlich dem gedruckten Wort gehen von der gedruckten Darstellung die stärksten volksbildnerischen Kräfte aus. In tiefster Wesenserkenntnis dieser Rolle der Graphik wußte Zoege von Manteuffel sie in das Leben umzusetzen. Das Gefühl der Dankbarkeit wächst zugleich mit der Erkenntnis seiner Unersetzlichkeit gerade in dieser Hinsicht. Ein offener Blick für das noch unerkannte Lebensfähige ließ ihn seit langem sich für Gebiete einsetzen, die wie das 19. Jahrhundert der Gegenwart bedeutungsvoll wurden. Dresden besitzt durch seine Initiative eine der größten Sammlungen dieses Jahrhunderts. Unvergeßlich ist die Freude, mit der ihn noch zuletzt die Erwerbung eines Skizzenbuches Caspar David Friedrichs erfüllte.

Quelle: in: „Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst, Die Graphischen Künste“ — N.F. 6.1941 (Netzbuch)


Werke (Auswahl)

Verweise