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Georg Siebers

Georg Siebers (* 29. September 1914 in Bremen; † 1993) war ein deutscher Philosoph.

Leben

Er studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Biologie. Nach der Promotion zum Dr. phil. in Hamburg am 22. November 1943 (Die Lehre vom Charakter in der Philosophie Schopenhauers) war er von 1948 bis 1962 Lehrer an der Gelehrtenschule des Johanneums.


Untergang des geschichtlichen Denkens (Auszug)

Alle wesentlichen Betätigungen des Geistes hatten zum Beispiel im Mittelalter ·— aber ebenso im alten Griechenland und Rom — metaphysisch en Charakter. Die Metaphysik war gleichsam überall „immanent“ — nicht als klar abgrenzbare Wissenschaftssphäre zwar, doch, im Denken und Fühlen, nicht als System, sondern als Lebenswert. Sittlichkeit, Rechtsempfinden, politische und geistliche Autorität, Kunst und Philosophie hatten damals immer zugleich logischen bzw. ästhetischen und metaphysischen Charakter. Das Metaphysische bildete die Wurzel, die den Stamm und alle Äste speiste. Man besaß ohne Zweifel Kultur : aber man besaß kein Bewußtsein der Kultur oder gar der Kulturleistung ; denn Kultur war nichts in sich Abgeschlossenes, in sich Ruhendes und Absolutes, das als W ertgebiet bestimmbar gewesen wäre wie an einer historischen Werteskala. Jene Differenzierung aber, die seit dem Ende des Mittelalters eingetreten ist, hatte zur Folge, daß die metaphysischen Wurzeln abstarben und die Äste und Zweige des Baumes aus sich selbst lebten. Der Wert als solcher wurde wägbar — aus sich und in sich. Und der Wert nährt sich im modernen Lebensbewußtsein im Grunde aus vernunftgesetzten Zwecken.

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Diese Entwicklung spiegelt sich im modernen Leben auf vielfältige Weise. Es gibt kaum noch Werte, die einfach „d a“ sind: alles Tun, alle Dinge empfangen ihren Sinn und Wert von wägbaren Zwecken her. So lebt denn zum Beispiel gar manches Kunstwerk aus der Interpretation, nicht die Interpretation aus dem Kunstwerk, manches Kunstprinzip aus geistigen „Intentionen“ , nicht die „Intentionen“ im Kunstwerk. Und wie selten trifft man heute einen Künstler an, der „singet, wie der Vogel singt, der in den Zweigen wohnet“ , oder der über die Welt dichtet, einfach weil für ihn „ein Lied in allen Dingen schläft“ und weil er das „Zauberwort“ gefunden hat, das „die Welt klingen läßt“ (Eichendorff). Von der „Sendung“ des Künstlers sprechen wir — von irgendwelchen logisch wägbaren Zwecken. Danach müßte sich der Zweck des Künstlertums aus der jeweiligen Lage ergeben.

Schriften (Auswahl)

Die Krisis des Existentialismus. Hamburg-Bergedorf 1949, OCLC 745353977.

Die kausale Notwendigkeit und das kausale Werden. Untersuchungen zur heutigen Krisis des naturwissenschaftlichen und mathematischen Denkens. München 1951, OCLC 832360017.

Das Ende des technischen Zeitalters. München 1963, OCLC 83550843.

Der Mythos der siebziger Jahre oder die Selbstzerstörung des kritischen Bewusstseins. München 1972, ISBN 3-7863-0138-7.

Zeitalter im Rausch. Geistige Irrwege in der Gegenwart. Stuttgart 1973, ISBN 3-12-906960-7.

Psychologie der Revolution. Stuttgart 1976, ISBN 3-12-907160-1.

Untergang des geschichtlichen Denkens. [1]