Neubau des Deutschen Reiches
Titel: | Neubau des Deutschen Reiches / Oswald Spengler |
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Autor: | Oswald Spengler |
Verleger: | München : C. H. Beck |
Erscheinungsjahr: | 1924 |
Umfang: | III, 104 S. Seiten |
ISBN: | ISBN 978-3926370358 |
Verweise | |
Verweis zur DNB: | d-nb.de |
Neubau des Deutschen Reiches ist eine Schrift von Oswald Spengler, die 1924 im C. H. Beck Verlag München veröffentlicht wurde. Spengler prangert darin die Erbärmlichkeit an, in die Deutschland durch die sogenannte Weimarer Republik geraten ist und rechnet schonungslos mit der sogenannten „Demokratie“ und dem Parlamentarismus ab. Das Buch ist eine Vorausschau zur Überwindung der Weimarer Katastrophe mit dem Ziel der Wiederherstellung eines neuen Reiches.
Inhaltsverzeichnis
Auszüge aus den Kapiteln
Der Sumpf
- Wenn ein ungeheures Unglück über einen Menschen hereinbricht, zeigt sich, wieviel Starkes und Gutes in ihm war. Wenn das Schicksal ein Volk zermalmt, offenbart es seine innere Größe oder Kleinheit. Erst die äußerste Gefahr gestattet keinen Irrtum mehr über den geschichtlichen Rang einer Nation. Uns blieb in dem größten aller Kriege das Soldatenglück versagt. Wir hatten dank unserer Energie, Arbeitskraft und Organisationsgabe einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebt, wie er wenigen Völkern vergönnt und auch nur möglich war. Wir haben vier Jahre gekämpft und geduldet wie vielleicht überhaupt kein Volk zuvor, aber die Niederlage offenbarte plötzlich eine Erbärmlichkeit, die in der Weltgeschichte ohne Beispiel dasteht. Glühende Scham müßte uns ergreifen, wenn wir Fremden vor Augen treten mit dem Gedanken an das, was wir waren und was wir sind.
Staatsdienst und Persönlichkeit
- Ein Volk ist das, was man aus ihm macht. Für sich allein ist jedes Volk unfähig die Bedingungen zu erfüllen, welche die Weltlage seit Jahrhunderten stellt, wenn es sich durchsetzen oder auch nur behaupten will. Sein Schicksal hängt aber nicht von Ansichten ab, sondern von Menschen, also nicht von Theorien oder Beschlüssen darüber, wie dies oder jenes sein soll, sondern von Persönlichkeiten, die das tun und tun können, was getan werden muß. Ein leitender Typus ist notwendig, der die schöpferischen Eigenschaften des Volkes im Hinblick auf seine geschichtliche Lage zusammenfaßt und herausbildet.
Die Erziehung - Zucht oder Bildung
- Es kann nicht meine Absicht sein, an dieser Stelle den Entwurf eines künftigen Erziehungswesens vorzulegen. Ich hoffe, das später einmal gründlich tun zu können und dann vielleicht nicht ohne praktischen Anlaß. Ich habe diesen Fragen selbst einige Jahre sehr nahe gestanden und glaube die tiefen Vorzüge und die ebenso großen Schwächen vor allem des Alters in dem damals Bestehenden zu kennen. Da Krieg und Revolution auch hier alles verwüstet und vergiftet haben, die Tradition, den Geist, die Menschen, die Methoden, so erzähle ich in einigen Worten, wie ich mir den Aufbau, den Neubau für spätere Zeiten denke; wie Deutschland sich künftig einmal einrichten muß, wenn es seine jungen Leute anders, sehender, klüger in die Welt senden will, als wir gesandt worden sind.
Das Recht als Ergebnis von Pflichten
- Im Recht sollte die Weltanschauung eines Volkes, seine Seele, rein und ungetrübt zum Ausdruck kommen. Recht ist die gewollte äußere Form des Daseins, so wie es in den Grenzen eines geschichtlich bewegten Ganzen, einer Nation, eines Staates verläuft. Aber diese äußere Form ist stets, wenn sie echt sein soll, das Ergebnis nicht nur der geschichtlichen Entwicklung, sondern vor allem der inneren Form dieses Daseins, also des Charakters einer Nation. Der Römer braucht ein anderes Recht als der Athener, der Deutsche ein anderes als der Engländer. Ein allgemein richtiges Recht gibt es nur in den Köpfen lebensfremder Gelehrten und Schwärmer.
Die deutsche Währung
- Obgleich der »Rentenmarkfriede« es heute vielen überflüssig erscheinen lassen wird, über Fragen der Währung ernsthaft nachzudenken, scheint es mir doch notwendig, die Geschichte des Todeskampfes der deutschen Mark noch einmal zu überblicken, denn die Rentenmark war von Anfang an als Zwischenlösung gedacht und ist nichts anderes, und die Lösung der unlösbaren Reparationsfrage wird das Problem unserer Zukunftswährung aufs neue stellen, und zwar in ernstester Form.
- Die Geschichte der Papiermark ist von der des Parlamentarismus unserer Direktorialzeit nicht zu trennen. Die Unwissenheit seiner verantwortlichen Vertreter, der bezeichnende Materialismus, mit welchem die Währung als technisches Spezialproblem aufgefaßt wurde, die Feigheit und Unaufrichtigkeit in den einzelnen Maßregeln oder dem Mangel an solchen haben es bewirkt, daß man die Dinge erst bis zu erschreckenden Zuständen treiben ließ, um dann in plötzlicher Angst einzugreifen, ohne daß man sich den tieferen Sinn der Katastrophe vorher klargemacht hätte.
Gegen den Steuerbolschewismus
- Die Steuer ist beinahe das einzige Gebiet, an das sich eine höhere Betrachtungsweise nie herangewagt hat. Es scheint, daß es sich hier um das Alltäglichste handelt, daß lediglich Geldeingänge eine Rolle spielen, die dem geschäftlichen Leben entzogen werden, gleichviel wie und wo. Die Finanzwissenschaft beschränkt sich auf den Vorgang selbst und seine Technik – und trotzdem gibt es eine Philosophie des Steuerwesens; man muß sie nur zu sehen wissen. Das Problem hat eine sittliche und eine sachliche Seite.
Arbeit und Eigentum
- In der gegenwärtigen Wirtschaftswelt ist die Industrie das wichtigste Element. Seitdem sie durch die Verwendung von Naturkräften zur Leistung von Arbeit die Arbeitskraft des Menschen ins Unbegrenzte gesteigert hatte, vermochte sie eine stärkere Bevölkerung in den betreffenden Gebieten zu erhalten, als es der Landwirtschaft und dem Handwerk bis dahin möglich war. Da aber die Industrie bei wachsender Ausdehnung zur Bedienung ihrer Maschinen immer mehr menschliche Arbeitskräfte brauchte, so entwickelte sich ein Kreislauf, in welchem zuletzt jedes Menschenleben kostbar wurde und die Entwicklung der modernen Hygiene nach sich zog, weil die Wirtschaft auf kein einziges verzichten konnte, und gleichzeitig die Maschine kostbar wurde, weil sie für den Unterhalt dieser Menschenmasse nicht mehr zu entbehren war.
Zur Weltlage
- Ein Volk, dessen Wille aus der Weltpolitik gänzlich ausgeschaltet ist und dessen verantwortliche Vertretung den Verzicht auf Politik als ihre Aufgabe betrachtet, in der Meinung, sich damit den Folgen der Politik entziehen zu können, scheint nichts weniger nötig zu haben als über die Weltlage nachzudenken. Und in der Tat beschäftigt sich ja der deutsche Bürger, soweit er nicht Parteistandpunkte verteidigt oder bekämpft, unter dem Namen Politik mit Fragen, die sich auf den provinzialen Egoismus der Länder und Ländchen beziehen.
- Trotzdem sehe ich nicht, wie wir zu einer Stellung kommen sollen, die uns wieder den Rang und die Handlungsfreiheit eines selbständigen Staates verschafft, wenn wir nicht sehr aufmerksam den Gang der Weltdinge verfolgen, die mit großer Unruhe und wachsender Spannung unbekannten Verwicklungen entgegentreiben.
- Auch wenn man es sich verbietet, bestimmte Möglichkeiten offen auszusprechen, so ist doch schon ein Blick auf die Verhältnisse selbst von Nutzen, denn er zeigt, auch ohne Eingreifen von irgendeiner Seite, die Heraufkunft solcher Möglichkeiten. Die Tugend besiegter Völker ist die Geduld, nicht die Resignation.
Verweise
- HTML-Version des Buches auf Zeno.org
- eingeschränkte Vorschau des Nachdrucks auf Google-Bücher, Nachdruck im Arnshaugk Verlag, ISBN 978-3926370358
- Bestellmöglichkeit im Sammelband „Politische Schriften 1919-1926“