Moldenhauer, Paul

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Prof. Dr. jur. Paul Moldenhauer

Paul Moldenhauer (Lebensrune.png 2. Dezember 1876 in Köln; Todesrune.png 1. Februar 1947 ebenda) war ein deutscher Jurist, Versicherungswissenschaftler, Ökonom, Hochschullehrer, Politiker (DVP), Mitglied des Reichstages, Reichswirtschaftsminister und schließlich Reichsminister der Finanzen.

Leben

Reichskabinett Brüning, 30. März 1930 bis 7. Oktober 1931; 1. Reihe sitzend v. l. n. r.: Dr. Joseph Wirth (Inneres), Hermann Robert Dietrich (Wirtschaft), Dr. Heinrich Brüning (Reichskanzler), Dr. Julius Curtius (Äußeres), Georg Schätzel (Post); 2. Reihe stehend v. l. n. r.: Gottfried Reinhold Treviranus (Besetzte Gebiete), Johannes Viktor Bredt (Justiz), Adam Stegerwald (Arbeit), Paul Moldenhauer (Finanzen), Theodor von Guérard (Verkehr). Reichswehrminister Wilhelm Groener und Martin Schiele (Landwirtschaft) fehlen auf dem Bild.
„Das Versicherungswesen“, Bahd I, 1905
M. studierte 1896-99 Rechts-, Staats- und Versicherungswissenschaft in Bonn und Göttingen, promovierte 1899 zum Dr. iur. mit einer Arbeit über die laufende Versicherung und legte die Diplom-Prüfung als Versicherungsverständiger ab. Neben einer praktischen Tätigkeit bei Versicherungsunternehmen in Aachen und Köln habilitierte er sich 1901 an der neu errichteten Städtischen Handelshochschule in Köln für Versicherungswissenschaft. Ein eigener Lehrstuhl für dieses Fachgebiet wurde ihm 1903 als beamtetem Dozenten, 1907 als o. Professor übertragen. Mit dem Übergang der Handelshochschule auf die Univ. Köln setzte er 1919 sein Ordinariat, dem 1920 ein Seminar für Versicherungslehre angegliedert wurde, an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät fort. Auf diesem ältesten deutschen versicherungswissenschaftlichen Lehrstuhl entfaltete M. eine umfassende Tätigkeit, die auch Vorlesungen für Teilnehmer aus der Praxis und den Bereich der Sozialversicherung einbezog. Mit Unterstützung der Versicherungswirtschaft wurde eine Bibliothek angelegt, aus der sich seither eine der größten europ. Spezialbibliotheken entwickelt hat. M. gehörte in den 20er Jahren zu den führenden deutschen Versicherungswissenschaftlern; auf sein Wirken geht die versicherungswissenschaftliche Tradition der Kölner Universität zurück. Sein in der Sammlung Göschen erschienenes zweibändiges Lehrbuch „Das Versicherungswesen“ (1905/12, I, 41925, II, 21923) fand weite Verbreitung. Bereits 1918 hatte sich M. der Politik zugewandt.
Er trat der Deutschen Volkspartei bei und war 1919-21 Abgeordneter der preuß. Landesversammlung, 1920-30 Mitglied des Reichstages. Regelmäßig kommentierte er politische Tagesfragen in der Kölnischen Zeitung und sprach sich für eine enge Verbindung von Rheinland und Westfalen aus. Hinsichtlich der besetzten Rheinlande vertrat M. zwar die Ansicht, eine Loslösung von Preußen und dem Reich sei unannehmbar, hielt aber die deutsche Souveränität für so weit ausgehöhlt, daß besondere Vollmachten für die besetzten Gebiete erforderlich seien. Am 11.11.1929 wurde er als Reichswirtschaftsminister in das Kabinett H. Müller berufen und übernahm am 23.12.1929 als Nachfolger R. Hilferdings das Amt des Reichsfinanzministers, das er auch unter H. Brüning behielt. Streitigkeiten – gerade auch mit der eigenen Partei – über die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung und die Sanierung des Reichshaushalts führten zu seinem Rücktritt am 20.6.1930. Wenn die Ministertätigkeit M.s auch nur von kurzer Dauer war, hat sie doch ihren Niederschlag in den Memoirenwerken zahlreicher Politiker (H. Brüning, H. Luther, A. Möller) gefunden. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung kehrte M. nicht auf seinen Kölner Lehrstuhl zurück, sondern lehrte 1931-43 als Honorarprofessor für Versicherungswissenschaft an der TH und der Univ. Berlin. Daneben war er als Berater für die Versicherungswirtschaft, u. a. den Gerling-Konzern, tätig und nahm 1933 als Mitglied der deutschen Delegation an der Genfer Abrüstungskonferenz teil. Schließlich wurde er nach dem 2. Weltkrieg mit der Regelung der Pensionskassen im Zuge der Liqudierung der I. G. Farben betraut. M. war Mitglied im Beirat beim Reichsaufsichtsamt für Privatversicherung (1920–36) und im Sachverständigenausschuß für Fragen der Sozialversicherung beim Internationalen Arbeitsamt in Genf (1926–33).[1]

Familie

Paul war der Sohn von Franz Moldenhauer (1849–1917) aus Stettin, Gymnasialprofessor und liberaler Politiker in Köln, Verfasser einer Geschichte des Höheren Schulwesens der Rheinprovinz, und dessen Frau Elise, geb. Morsbach. 1903 heiratete Paul in Köln seine Verlobte Maria Richartz (Lebensrune.png 1878), Tochter des vermögenden Kaufmanns Konrad Richartz und der Luise, geb. von Warendorff. Aus der Ehe sind zwei Kinder (ein Sohn und eine Tochter) entsprossen, Tochter Hilde (1904–1941) heiratete den wesentlich älteren Nationalökonom Christian Eckert (1874–1952).

Schriften (Auswahl)

  • Die Aufsicht über die privaten Versicherungsunternehmungen, 1903
  • Die industriellen und landwirtschaftlichen Haftpflichtversicherungsverbände, 1907
  • Internationale Fortschritte der Sozialversicherung, 1912
  • Von der Revolution zur Nationalversammlung – Die Frage der rheinisch-westfälische Republik, Bonn 1919
  • Die Rheinische Republik, Berlin 1920
  • Grenzgebiete zwischen Feuer- und Transportversicherung, 1921
  • Beziehungen zwischen Körperformen und Milchergiebigkeit bei 200 Kühen des schwarzbunten Niederungsviehs, von denen Abschlüsse von Kontrollvereinen vorliegen, Gießen, 1922
  • Das Londoner Abkommen und die deutsche Volkswirtschaft, Berlin 1924
  • Die Regelung der Aufwertungsfrage, Köln 1925
  • Reichshaushalt, Berlin 1925
  • Der künftige Kurs der deutschen Sozialpolitik, 1926
  • Internationale Sozialpolitik, Leipzig 1927
  • Gutachten über die wirtschaftliche Bedeutung der Zeitschriften bezw. Zeitungsabonnementversicherung und die Anwendung des § 56 der Gewerbeordnung auf diese Abonenntenversicherung, Berlin 1929
  • Die neuen Allgemeinen Feuerversicherungs-Bedingungen, Berlin 1930

Verweise

Fußnoten

  1. Peter Koch: Moldenhauer, Paul, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 722 f.