Quelle / Rede vom 11. Oktober 1942 (Joseph Goebbels)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Joseph Goebbels' Rede anläßlich des deutschen Dichtertreffens am 11. Oktober 1942 in Weimar

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Deutsches Schrifttum im Lärm der Waffen

Wenn ich heute im Rahmen des Deutschen Dichtertreffens und der Arbeitstagung der europäischen Schriftstellervereinigung in Weimar, der Stadt unserer Dichterfürsten, das Wort ergreife, so nehme ich dabei die willkommene Gelegenheit wahr, mich mit einigen grundlegenden Ausführungen an das geistige Deutschland von heute zu wenden. Es liegt in der Natur des Krieges, vor allem, wenn er einen so überdimensionalen Umfang annimmt wie der gegenwärtige, daß er eine mehr als normal erträgliche Versachlichung aller öffentlichen Arbeit mit sich bringt. Er nimmt Zeit und Kraft eines Volkes so voll in Anspruch, daß davon für die Zwischentöne in den Beziehungen der Menschen untereinander nicht mehr viel übrig bleibt. Wir leben heute alle in einer körperlichen, seelischen und geistigen Anspannung ohnegleichen. Viele von uns hätten es früher gar nicht für denkbar gehalten, eine derartige physische und psychische Anstrengung auf längere Dauer zu ertragen. Und doch ist das notwendig und deshalb auch möglich.

Es wäre gänzlich verfehlt, in diesem gigantischen nationalen Krafteinsatz nur eine physische Leistung unseres Volkes sehen zu wollen. Ebenso stark, wenn nicht noch stärker, treten besonders bei der längeren Dauer des Krieges die geistigen und seelischen Leistungen der Menschen in Erscheinung. Sie haben ein Maß und einen Umfang angenommen, die nur bei stärkster Anspannung aller Kräfte durchgehalten werden können. So wichtig das rein materielle Potential eines Volkes für die erfolg- und siegreiche Fortsetzung des Krieges ist und bleiben wird, ebenso hoch müssen die moralischen Kräfte veranschlagt werden, die diesen materiellen Einsatz begleiten und ihm erst eine tragfähige Basis geben. Der geistige Kampf um eine Neugestaltung unseres nationalen Lebens und damit um die sinnvolle Ordnung eines sonst im Chaos zu versinken drohenden Kontinents ist deshalb nicht nur von einer ausschlaggebenden Bedeutung; er gibt darüber hinaus dem Kampf der Waffen erst einen realen Hintergrund und ein moralisches Profil. Der Krieg müßte auf die Dauer unerträglich werden, wenn ihm nicht eine höhere Zielsetzung zugrunde läge, die dem blutigen Handwerk seine tiefere Bedeutung verleiht. Es ist kein Wort darüber zu verlieren, welch einen hervorragenden Anteil an der Voraussetzung zur erfolgreichen Durchführung des Krieges unsere Arbeiter und Bauern haben. Ohne ihren rastlosen und opfervollen Einsatz wäre der Kampf der Waffen ohne Frage sehr bald vor das furchtbarste Dilemma gestellt. Weniger aber machen wir alle uns klar, welch eine Last von Mühe, Sorge und Verantwortung auch der geistige Arbeiter in diesem Schicksalskrieg unseres Volkes zu tragen hat. Leistungen des geistigen Schaffens sind statistisch schwerer erfaßbar als solche der materiellen Arbeit. Und trotzdem sind sie wirksam, und zwar in einem Umfang, der uns erst zu Bewußtsein kommen würde, wenn sie erlahmten oder einschrumpften. Es ist oft genug davon gesprochen worden, daß das deutsche Volk nicht nur seinen Lebensraum, sondern auch seine Jahrhunderte alte Kultur verteidigt. Ihr gilt neben unserer rein materiellen Existenzbasis der Angriff unserer Gegner, weil sie mit Recht in ihr die eigentliche Wurzel unserer Standhaftigkeit und unverwüstlichen nationalen Vitalität erkennen.

Der ungeheure wirtschaftliche und soziale Aufstieg des Reiches seit 1933 hatte seine geistigen Ursachen. Er ging aus von einer im Weltanschaulichen begründeten seelischen Umgestaltung des deutschen Volkes, seines Empfindens und Denkens, das damit in eine Bahn gelenkt wurde, die uns erst diese bis dahin noch nicht da gewesene Entfaltung unserer nationalen Kraft gestattete. Nur ein kurzsichtiger Beobachter kann diese Zusammenhänge übersehen. Es wäre mehr als töricht, in der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus nur einen Regierungswechsel erblicken zu wollen. Es hat hier ein System- und Anschauungswandel stattgefunden, der deshalb von unseren Feinden zum Gegenstand ihres frevelhaften Angriffs gemacht wurde, weil er mit einer unabwendbaren Zwangsläufigkeit jene Konzentration unserer nationalen Kraft heraufführte, die Ursprung und Anlaß unserer völkischen Wiedergeburt war.

Man drehe die Dinge, wie man will, man wird nicht an der Erkenntnis vorbeikommen, daß jede echte Revolution sich einmal wird bewähren müssen, wenn sie sich in einer Welt der Gegensätzlichkeit behaupten will. Erst dadurch gewinnt sie die Freiheit ihrer vollen Entfaltung. Entweder gibt sie sich gegenüber der sie umgebenden feindlichen Welt selbst auf, oder aber sie verteidigt ihre Anschauung und damit ihre Lehre im Kampfe. Wir stehen deshalb in diesem Kriege nicht nur für unsere materielle, sondern auch für unsere geistige Existenz ein. Die vor allem ist gemeint, wenn unsere Feinde sich in blut- und rachegierigen Wutphantasien gegen uns ergehen; auf sie zielt ihr Stoß, weil sie genau wissen, daß hier die eigentliche Wurzel unserer sich stets erneuernden nationalen Kraft liegt. Unsere Zeit ist gewissermaßen einem Geburtsakt zu vergleichen, der in der Stunde der neuen Lebensschöpfung auch von der höchsten Gefahr umgeben ist. Seine Schmerzen sind die Vorboten seiner Beseligung. Im Stadium zwischen Leben und Tod erst beweist ein Zeitalter seine Daseinskraft. Versagt es hier, dann hat es seine moralische Berechtigung verloren.

Es mag dem, der zu dieser Zeit keine innere Beziehung gewinnen kann, bitter erscheinen, nun schon ein Menschenleben lang an ihren Belastungen teilnehmen zu müssen. Das ändert nichts an der Tatsache, daß er ihr verpflichtet ist. Das Schicksal fragt nicht viel nach der Bereitwilligkeit des Einzelnen, ihm zu dienen. Es geht, einmal gerufen, den ihm vorgeschriebenen Weg und wird erst dann zum Stillstand kommen, wenn es sein Ziel erreicht hat. Die sind die von ihm Bevorzugten, die sich ihm ergeben. Sie empfinden neben seiner drückenden Last auch seine Beglückung und suchen ihren höchsten Lohn in der Mitgestaltung einer Zeit, die ebenso unser Produkt ist, wie wir ihre Produkte sind. Wir sind Kinder dieser Zeit, aber auch sie ist unser Kind. Im Geiste geformt, gestaltet sie sich unter unseren Antrieben Jahr um Jahr und Zug um Zug. Sie wäre ohne uns nicht so, wie sie ist, wie wir ohne sie nicht so wären, wie wir sind. Ich halte die Gelegenheit für gegeben, in diesem Zusammenhang einem weit verbreiteten Irrtum zu steuern, der offenbar auf einer Begriffsverwechslung beruht, aber immerhin geeignet erscheint, gewisse Teile unserer nationalen Intelligenz unnötig zu alarmieren und ihnen zum Teil sogar die vorbehaltlose Mitarbeit am Aufbauwerk unserer Zeit zu verleiden. Es gehört zu den Üblichkeiten der nationalsozialistischen Propaganda, einen bestimmten Typ von Intellektualismus auf das schärfste unter Beobachtung zu nehmen und ihn hin und wieder einer beißenden öffentlichen Kritik zu unterziehen, von der sich oft ehrbare und durchaus gutgesinnte Zeitgenossen getroffen fühlen, die gar nicht gemeint sind. Es wäre ja auch absurd, damit überhaupt die nationale Intelligenz zum Gegenstand des öffentlichen Spottes zu machen, zu der auch wir uns rechnen, die heute genau dieselbe Bedeutung besitzt wie ehedem und der das Reich gerade jetzt im Kriege Höchstleistungen an Erfindungen, bahnbrechender wissenschaftlicher Pionierarbeit und konstruktiver Forschertätigkeit zu verdanken hat. Wer wollte uns in den Verdacht nehmen, gerade auf diesen unentbehrlichen Faktor unseres Staats- und Volkslebens den öffentlichen Unmut lenken zu wollen? Die großen Wissenschaftler unserer Zeit mögen hier und da, und zwar vor allem deshalb, weil sie zu stark in ihre Spezialarbeit verwoben waren und darum sich schwer daran taten, den Blick auf das Ganze zu richten, nur langsam den Weg zu uns gefunden haben. Es hieße aber ihre Intelligenz beleidigen, wollte man von ihnen annehmen, sie ständen dem Schicksalskampf unseres Volkes, der heute vom Nationalsozialismus getragen wird, auch nur mit Reserve gegenüber.

Hier ist ganz etwas anderes gemeint. Unter Intellektualismus verstehen wir eine Art von Halbbildung, die zu viel weiß, um aus Instinkt, und zu wenig weiß, um aus Erkenntnis zu glauben. Sie ist nicht bis zu jener inneren Harmonie der geistigen Arbeit vor- gedrungen, die ihr Wesen darin ausdrückt, daß sie Wissen und Charakter in eine sinnvolle Übereinstimmung bringt. Einer kann wenig wissen und doch seine Kraft im Glauben und im Vertrauen finden. Seine Waffe ist der Instinkt. Einer kann viel wissen und auf der Erkenntnis aufbauen. Nur wer mitten zwischen beiden steht, dem nimmt das halbe Wissen den Instinkt und dem vorenthält der Mangel an Wissen die Erkenntnis. Eine innere Belastung hindert ihn daran, gläubig auf die Zeit zu vertrauen und ihren Aufgaben zu dienen; aber seine Intellektualität reicht nicht aus, seinen Charakter an ihr zu schulen und damit unanfechtbar zu machen.

Es wäre ein nationales Unglück für unser Volk, wenn dieser Typus Mensch mit seinen ständigen Zweifeln die öffentliche Meinung ansteckte. Er ist unfruchtbar im Denken und gerade deshalb steril im Handeln. Man kann sich keine schlimmere Verirrung des menschlichen Geistes vorstellen. Sie muß demaskiert und der öffentlichen Verachtung preisgegeben werden. Je stärker man sich aber von ihr absetzt, um so deutlicher muß man sie von jener geistigen Arbeit unterscheiden, die ihrem Volke in ernstem Schaffen und gläubigem Ringen mit dem spröden Stoff der Forschung dient oder die ihren Zoll an das nationale Leben in jahrelangem entsagungsvollem Einsatz entrichtet, mit den ungezählten Belastungen zersorgter Tage und durchwachter Nächte, in eisiger Einsamkeit verbracht, in ewigem Kampf mit nagenden Zweifeln und peinigenden inneren Anfechtungen. Vor ihr nehmen auch wir den Hut ab. Sie verdient die bewundernde Achtung eines Volkes, dessen Leben und Zukunft auch ihr schöpferisches Wirken geweiht ist.

Die Kilometersteine der Straße der menschlichen Entwicklung sind von ihr gesetzt worden. Unsere moderne Kultur und Zivilisation sind Ergebnisse ihres stillen geistigen Heldentums, das sich mehr in Leistungen als in Worten manifestiert. Ich sehe im Geiste vor mir das unabsehbare Heer deutscher Forscher, Gelehrter, Künstler, Dichter, Maler und Baumeister, einen langen Zug deutscher Tonschöpfer und Gestalter in Stein und Marmor, die Genien des guten und edlen Lebens einer Nation, die erst in ihren Schöpfungen ihre Verewigung findet. Sie haben die Sonne angezündet über unseren Häuptern. Als ärztliche Forscher haben sie die moderne Menschheit von den Geißeln mittelalterlicher Krankheiten der Pest und Cholera befreit. Sie zogen in unentdeckte Erdteile, nicht um zu nehmen, sondern um zu bringen. Wo stände die Menschheit heute, wollte man sich ihr Leben ohne die Errungenschaften deutscher Forschertätigkeit vorstellen! Es ist mir an diesem Tage mitten im Kriege, den wir auch nur siegreich bestehen können aufgrund der Beherrschung der modernen Technik, die wiederum das Resultat unserer Wissenschaft ist, ein tiefes und herzliches Bedürfnis, mich mit unserem ganzen Volk ehrfürchtig und dankbar zu verneigen vor dem ewig suchenden, die Materie bis in ihre letzten Geheimnisse durchdringenden Geist der deutschen Forschung, die, wo sie echt ist, aus der Einsamkeit des Laboratoriums und der Studierstube doch immer wieder den Weg zur Gemeinschaft des Volkes sucht und findet.

Wo anders als hier hätte auch der Dichter und Schriftsteller seinen Platz? Der nationalsozialistische Staat hat ihm eine Funktion zugewiesen, die weit über seine frühere rein individualistisch bestimmte Zweckarbeit hinausreicht. Ich selbst habe in meinem Leben zu viel geschrieben, um nicht zu wissen, wie schwer man für diese schönste und beglückendste aller menschlichen Passionen zu bezahlen hat. Der Stil ist eine Sache, die nicht gelernt werden kann. Man hat Stil, oder man hat ihn nicht. Er ist nicht nur eine Angelegenheit des Schreibens, sondern ebenso sehr auch eine des Lebens. Nur Snobs schreiben um des Schreibens willen. Der echte Schriftsteller, und der Dichter ist der höchstgestimmte aller Schriftsteller, schreibt, um einem Zweck zu dienen. Er hat nur Verachtung für eine rein ästhetische Kunst, die ausschließlich die Kunst will. Der Schriftsteller ist der geistige Bahnbrecher seiner Zeit. Wer neben oder hinter seiner Zeit lebt, verliert damit auch das moralische Anrecht, zu seiner Zeit zu sprechen. Die geistige Sprache einer Zeit hegt unausgedrückt in ihrem Fluidum und in ihrer Atmosphäre. Der Dichter hat die Aufgabe, Fluidum und Atmosphäre faßbar zu machen. Seine Arbeit ist die einer seelischen Verdichtung; daher rührt sein Name. Nichts ist für die Zeitgenossen beglückender, als an einem Menschen ihrer Generation zu erleben, wie er das, was alle fühlen und in dumpfer Ratlosigkeit empfinden, in Worte kleidet. Er schlägt wie mit einer Wünschelrute die geheimsten Quellen des Reichtums einer Volksseele an.

Die deutsche zeitgenössische Dichtung ist eine wirkende Kraft in unserem Volke geworden. Sie hat seit der Machtübernahme und der Beseitigung der jüdisch-bolschewistischen Verfallsliteratur Raum genug zu freier Entfaltung gefunden. Unsere Dichter haben Jahr für Jahr aus innerer Volksnähe und künstlerischer Verantwortung heraus zahlreiche wertvolle Werke geschaffen, in denen unser Volk sich wiederfindet und zu denen es in Stunden der Sammlung und Vertiefung immer wieder zurückkehrt.

Diese volkhafte deutsche Dichtung ist aus besten Quellen genährt und würdig der wertvollen Traditionen unserer Dichtungsgeschichte. Sie hat jedoch vorläufig erst im Bereiche des lyrischen Schaffens den unmittelbaren breiten Anschluß an die deutsche Gegenwart gefunden. Unsere zeitgenössische Epik dagegen stößt nur in einzelnen Büchern zaghaft zu gegenwärtigen Stoffen und Motiven durch. Wir haben durchaus Verständnis für die Zurückhaltung, die sich in dieser Tatsache zeigt. Je größer eine Zeit ist, je gewaltiger ihre Aufgaben die Zeitgenossen packen und erfüllen, desto schwieriger ist es für den künstlerischen Menschen, das Übermaß des Erlebens in sich zu ordnen, zu klären und in Worte zu fassen. Dies gilt vor allem für die Jahre seit der Machtübernahme, in denen die deutsche Führung in einem atemberaubenden Tempo Entscheidungen des Friedens und des Krieges von weltgeschichtlicher Bedeutung aneinandergefügt hat und unser Volk nunmehr in einem gigantischen Ringen um seine Zukunft steht. Es gehört schon hoher Mut und große Verantwortungsfreudigkeit dazu, sich als Künstler der geschichtlichen Gegenstände unserer Tage zu bemächtigen. Dies gilt insbesondere für die mit dem Kriegserleben und Kriegsgeschehen von heute befaßte Dichtung.

Wenn der Dichter Stoffe dieses Krieges im Wort darstellen will, so wird er sich entscheidend bestimmen lassen müssen durch den vom Führer und vom Nationalsozialismus geprägten neuen nationalsozialistischen Soldatentyp, durch seine Haltung und seine Leistungen. Die künstlerischen Mittel, die er dabei anwendet, müssen notwendig diesem Stoff angepaßt und im eigentlichen Sinne modern sein. Mit einer überzüchteten Psychologie und einer sezierenden Seelenzeichnung, wie sie gestern üblich waren, wird es niemals gelingen, den lebensbejahenden, wirklichkeitsverbundenen deutschen Soldaten der Gegenwart im dichterischen Bilde zu fassen. Es kommen bei solchen Bemühungen nur Zerrbilder heraus, die der Größe und den Opfern der Zeit nicht angemessen sind und daher den Zeitgenossen niemals das Wesen unseres ewigen Soldatentums vermitteln. Hier gilt größte Verantwortung und Ehrfurcht vor unserem Volke in seiner höchsten Bewährung. Die Berufenen werden sich dieser schwierigsten Aufgabe ihres Künstlertums gerade deshalb erst recht annehmen, wie es eine stattliche Zahl wertvoller Dichtungen aus dem letzten Jahre beweist.

Aus dem Umkreis der deutschen Wirklichkeit von heute sind im übrigen in unserer Dichtung große Stoffgruppen, wie etwa die der Stadt oder des Arbeiters, außerordentlich stiefmütterlich behandelt. Gerade in ihnen aber spielen sich bedeutsamste Lebensvorgänge der deutschen Gegenwart ab. Auch bergen sie stofflich und psychologisch größte Anreize, die unsere Dichter locken sollten, sich auch dieser Aufgaben anzunehmen. Hier gilt es neben dem Willen zum Miterleben der Zeit Verantwortungsfreude und geistigen Mut zu zeigen, wenn es gelingen soll, in unserer Dichtung ein Bild des ganzen Volkes zu geben. Die deutsche Schrifttumsführung ist bemüht, unseren Dichtem diesen Mut zur Gegenwart zu stärken. Sie wird in der Zukunft noch mehr als bisher Sorge dafür tragen, daß der Wille zur Zeit in unserer Dichtung nicht durch Engherzigkeit, Kleinlichkeit und Schulmeisterei von außen her gelähmt und damit den Autoren die Freude an der Gestaltung unserer Gegenwart vergällt wird.

Neben der Dichtung, die unserem Volke die edelsten Werte seiner Seele erschließt, kommt seit Kriegsbeginn der unterhaltsamen Literatur die größte Bedeutung zu. Unser Volk, das in unermüdlicher täglicher Arbeit seine ganze Kraft in den Dienst der Kriegführung stellt, braucht nach des Tages Last Lösung und Entspannung. Diese bietet ihm ein leichtes, fesselndes Schrifttum, das keinen großen seelischen Aufwand erfordert, sondern unaufdringlich vom Alltag hinwegführt. Inhalt wie Sprache müssen der breiten Masse unserer Volksgenossen und unserer Soldaten ohne weiteres zugänglich sein, ein frischer und fortschreitender Fluß der Handlung ohne langatmige Ausdeutungen und Betrachtungen soll den Leser fesseln und ihn in den Bannkreis des Buches ziehen.

Wir haben auf dem Gebiete des unterhaltsamen Schrifttums früher sehr unerfreuliche Zustände zu verzeichnen gehabt. Unsere Bemühungen galten deshalb schon im Frieden zunächst der Zurückdrängung des kitschigen Schmökers mit seiner verlogenen, lebensfremden Scheinromantik. An seine Stelle sollte ein frisches und unmittelbares Buch ohne Überspanntheiten, aber mit allen Reizen eines fesselnden Geschehens und einer schlichten Menschenzeichnung in einer guten Sprache treten. Ein solches Unterhaltungsbuch kann durchaus dichterischen Einschlag haben. In den erzählenden Werken unserer Klassiker finden wir zahlreiche Beispiele, in denen sich alle Vorzüge bester unterhaltender Literatur mit einer sorgfältigen Formung der Handlung und der Sprache vereinigen. Gerade diese Erzählungen sind es, die seit Kriegsbeginn wieder und wieder von der Wehrmacht und vom Volk in der Heimat begehrt werden. Eine wachsende Zahl zeitgenössischer deutscher Dichter hat sich neuerdings dieser Aufgabe mit schönen Erfolgen zugewandt. Bei manchem unter ihnen begegnet man jedoch noch der Auffassung, daß Bücher leichter und entspannender Art zu schreiben unter ihrer Würde und jenseits ihrer Aufgabe liege.

Dazu ist zu sagen, daß im nationalsozialistischen Staat alle Aufgabe vom Volke her kommt und jede kulturelle Leistung ihre Würde dadurch gewinnt, daß sich das deutsche Volk zu ihr bekennt. Der deutsche Dichter muß es sich zur Ehre anrechnen, zukünftig neben den großen Werken der reinen Dichtung unserem Volke Bücher zu schenken, die ihm die wenigen Stunden der Erholung auf schlichte Weise verschönen und ausfüllen. Er darf dieses im Kulturleben wichtige Gebiet nicht den Dilettanten und Nichtskönnern überlassen, die wesentlich für die früheren Mißstände verantwortlich sind. Er befindet sich bei der Arbeit an dieser Aufgabe in der besten Gesellschaft führender Namen unserer Schrifttumsgeschichte.

Ich habe zur Förderung des guten unterhaltsamen Buches vor wenigen Wochen ein großes Preisausschreiben erlassen. Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb rufe ich vor allem auch unsere Dichter auf. Sie erscheinen in erster Linie berufen, das teilweise noch vorhandene Schlechte durch Besseres zu ersetzen und unserem Volke die gerade heute dringend verlangte gesunde literarische Kost zu geben.

Auch auf dem Gebiet der politischen Literatur und des Berichtsschrifttums über den Krieg haben wir im letzten Jahr die ein- geschlagene planmäßige Ordnung weitergeführt. In bedeutenden Büchern von zum Teil bleibendem Rang wurden die Mächte dargestellt, die zum letzten Kampf gegen das Reich des Führers aufgestanden sind: Judentum, Bolschewismus, Plutokratie und Amerikanismus. Nach wie vor kommt einem Schrifttum, welches den Gang der großen Politik auf sachlicher Grundlage und in einfacher Zusammenfassung unserem Volke erklärt, seine wichtige Rolle im Zeitschrifttum zu. Jedoch ist früher auf dem Gebiet der Produktion mittelmäßiger Broschüren und Darstellungen aus dritter Hand zu viel getan worden. Es wurde dafür Sorge getragen, daß zukünftig nur noch Werke herauskommen, die wirkliche Leistungen darstellen und mit dem Interesse einer breiten Öffentlichkeit rechnen können. Auf dem Gebiet der Bücher über die Kriegserlebnisse an allen Fronten haben wir dafür gesorgt, daß nur die besten Darstellungen erscheinen und dieses Schrifttum im ganzen seinem Range nach den gewaltigen Leistungen angemessen ist, die der deutsche Soldat vollbringt. Im Blick auf diese Produktion dürfen wir mit Freude feststellen, daß auch das vergangene Jahr eine große Anzahl ausgezeichneter und fesselnder Berichtbücher über den Krieg gebracht hat.

Das deutsche Schrifttum ist seit Kriegsbeginn in eine noch engere Verbindung mit dem unmittelbaren Leben unseres Volkes getreten. Unter der Einwirkung des Krieges sind zweifellos die Fragen schwieriger, vielgestaltiger und komplizierter geworden. Ich habe aber die Gewißheit, daß in enger Zusammenarbeit zwischen der Schrifttumsführung und den Schrifttumsschaffenden auch in Zukunft alle aktuellen Fragen gemeistert werden.

Inzwischen sammelt sich die ganze Kraft der Nation auf den Sieg. In seinem Dienst hat sich unser Schrifttum auf seine eigentliche Aufgabe besonnen und dem deutschen Volke jene Kenntnisse und seelischen Kräfte vermittelt, die es zur Bewältigung der großen Aufgaben der Zeit benötigt. Unsere Soldaten haben in unzähligen Feldpostbriefen von dem Glauben Kenntnis gegeben, der ihnen durch deutsche Bücher gestärkt worden ist. Unsere Arbeiter greifen selbst nach anstrengendster Tätigkeit im Dienste der Rüstung zum deutschen Buch, wie es ihnen vor allem die Volks- und Werkbüchereien zur Verfügung stellen. In den neu- gewonnenen Gebieten hält das deutsche Buch kurze Zeit nach den Waffen seinen Einzug als Künder vom Geiste des wiedererstandenen Reiches. Auf all dies dürfen die am Buch Schaffenden, vom Autor angefangen über den Verleger und Buchhändler bis zum Setzer und Buchbinderlehrling, in dieser Stunde stolz sein. Sie legen durch ihre gemeinschaftliche Leistung Zeugnis ab vom Lebenswillen und Lebensrecht des ganzen deutschen Volkes, das sich in seiner Kulturleistung dokumentiert und uns dadurch mehr als durch alles andere die innere Gewißheit des Sieges gibt.

Ich komme zum Schluß. Selten hatte ich so stark wie heute an der Schwelle des vierten Kriegsjahres das Bedürfnis, mitten im Lärm der Waffen mich zur geistigen Arbeit zu bekennen. Ich weiß nicht, was ich ihr vor allem in den vergangenen drei Jahren persönlich zu verdanken habe. Wie oft greift man in späten Nachtstunden nach einem arbeitserfüllten und zersorgten Tag zum Buch, dem treuesten Weggenossen durch eine schwere Zeit! Es gibt einem geistig schaffenden Menschen, der Gefahr zu laufen droht, im ewigen Kampf des Alltags sich selbst zu zerfasern, doch immer wieder die Kraft, den Blick über die Beschwernisse einer spannungüberladenen Zeit hinweg nach den ewigen Sternen zu richten! Sie ziehen ihre Bahn über uns Menschen. Sie sprechen in einer stummen Sprache kristallener Klarheit zu uns. Nur der Mensch wird weiterleben im Gedächtnis seines Volkes, der in seinem Wirken und Dichten immer wieder, wenn auch in oft fruchtlosem Bemühen, nach ihnen greift.

So wie sie ihrer Gesetzlichkeit gehorchen und nur den Weg gehen, der ihnen vorgeschrieben ist, so tragen auch wir unser Gesetz in uns und gehen nach der Vorschrift, die die große Zeit uns stellt. Möge Gesetz und Vorschrift, die uns Schicksal und Berufung sind, unser Denken, Dichten und Handeln bestimmen. Dann wird das Wort eine Waffe sein im Geisteskampf unseres Jahrhunderts und das Buch ein Schwert, das den Nebel, der noch über unserer Epoche liegt, zerschneidet.

Das ist mein Wunsch und meine Bitte an alle Arbeiter des Geistes im Reiche, wenn ich ihnen vom deutschen Dichtertreffen im vierten Jahre unseres großen Krieges 1942 auf dem Boden des klassischen Weimar Gruß und Dank der ganzen Nation entbiete. Wir verneigen uns in Ehrfurcht und Liebe vor dem Führer, der unserer geschichtlichen Zeit Ziel und Inhalt gab. Unsere heißesten Wünsche gelten dem Gigantenkampf, den er mit seinen Soldaten Seite an Seite mit unseren Verbündeten um die Zukunft unseres Landes und damit unseres Erdteils durchficht. Von hier aus soll eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte beginnen. Wer wollte nicht glücklich sein in dem Gefühl, dabei sein und die Kräfte seines Geistes und seiner Arbeit der großen Sache schenken zu dürfen?

Quelle: Joseph Goebbels: Der steile Aufstieg – Reden und Aufsätze aus den Jahren 1942/43, Zentralverlag der NSDAP, 1944