Quelle / Rede vom 27. Juli 1932 (Adolf Hitler)
Wahlkampfrede Adolf Hitlers in Eberswalde am 27. Juli 1932
Volksgenossen und -genossinnen!
Wohin wir heute in Deutschland auch kommen, es ist überall dasselbe Bild einer Erhebung unseres Volkes, einer Erhebung, die zeigt, daß sich heute Millionen Menschen dessen bewußt geworden sind, daß in dieser kommenden Wahl mehr auf dem Spiele steht als sonst, daß nicht entschieden wird über irgendeine neue Koalition, ja, nicht einmal über eine neue Regierung, sondern daß entschieden wird über Sieg oder Niederlage zweier Richtungen in Deutschland, von denen die eine nun sechzig, siebzig Jahre lebte, 13 Jahre regierte und bewiesen hat, was sie kann und was sie nicht kann.
Von denen die eine aufbaut auf Vorstellungen internationaler Art, ganz gleich ob es sich hier um das Bürgertum handelt oder die marxistischen Parteien. Während die andere sich bewußt konzentriert auf die in unserem Volk selbst vorhandenen Kräfte. Auf das nationale Deutschland im besten Sinn des Wortes ohne Klassen, ohne Stände, ohne Konfessionen. 13 Jahre hat dieses eine Deutschland regiert, und wenn sie heute die Wahlpropaganda dieses Deutschlands ansehen, dann können sie an der Art dieser Propaganda die Verurteilung dieser 13 Jahre sehen. Wenn das Schicksal einem System 13 Jahre zur Verfügung stellt, um seine Fähigkeit zu beweisen, dann müssen Taten und Leistungen dafür sprechen. Diese Gegner müßten heute ihre Propaganda überhaupt nur damit führen, daß sie einzelne deutsche Stände aufrufen als Zeugen, daß sie den Bauern, die Arbeiter, die Angestellten, den Mittelstand, ja die ganze Wirtschaft aufmarschieren ließen als lebende Zeugen für ihr Wirken. Sie möchten statt dessen am liebsten überhaupt von diesen 13 Jahren nicht reden, sondern wollen am liebsten die ganze Wahlpropaganda beschränken auf eine Kritik der letzten sechs Wochen. Sie sagen: Dafür, für diese 6 Wochen seien die Nationalsozialisten verantwortlich. Ich sehe nicht ein, wieso! Denn das Kabinett Papen wurde ja nicht von uns berufen, sondern es wurde berufen vom Herrn Reichspräsidenten, der von der Sozialdemokratie und dem Zentrum ja selbst gewählt worden war. Wieso sollen wir verantwortlich sein? Aber wenn es sogar wäre, ich würde jederzeit die Verantwortung für diese sechs Wochen übernehmen! Aber die Herren sollen gefälligst die Verantwortung für die letzten 13 Jahre übernehmen! [...] daß sie jetzt plötzlich tun, als ob 13 Jahre lang sie alles Gute versucht hätten, aber nur durch uns verhindert worden wären. 13 Jahre lang haben sie wirtschaftlich, politisch bewiesen, was zu leisten sie fähig sind. Eine Nation wirtschaftlich zerstört, den Bauernstand ruiniert, den Mittelstand verelendet, die Finanzen im Reich, in den Ländern, in den Kommunen zerrüttet, alles bankrott und viele Millionen Arbeitslose. Sie können sich winden, wie sie sich winden wollen: dafür sind sie verantwortlich! Und es mußte ja so kommen. Glaubt man wirklich, daß eine Nation überhaupt irgendwelche Leistungen vollbringen kann, wenn ihr politisches Leben so zerfetzt und zerrissen ist wie unser deutsches.
Ich habe vor ein paar Stunden erst die Wahlvorschläge gelesen, z. B. in Hessen-Nassau: Vierunddreißig Parteien! Die Arbeiterschaft ihre eigenen Parteien, und zwar nicht eine, das wäre zu wenig, es müssen gleich drei, vier sein. Das Bürgertum, da es noch intelligenter ist, braucht daher noch mehr Parteien. Der Mittelstand muß seine Parteien haben, die Wirtschaft ihre Parteien, der Landmann auch die eigene Partei, und zwar auch gleich drei, vier. Und die Herren Hausbesitzer müssen ihre besonderen Interessen politischer Art, weltanschaulicher Art, auch durch eine Partei vertreten lassen. Und die Herren Mieter natürlich können da nicht zurückbleiben! Und die Katholiken auch eine eigene Partei und die Protestanten eine Partei und die Bayern eine Partei und die Thüringer eine eigene Partei und die Württemberger noch eine besondere Spezialpartei und so weiter. Vierunddreißig in einem Ländchen! Und das in einer Zeit, in der die größten Aufgaben dastehen, die nur gelöst werden können, wenn die ganze Kraft der Nation zusammengerissen wird!
Die Gegner werfen uns Nationalsozialisten vor, und mir insbesonders, daß wir intolerante unverträgliche Menschen seien. Wir wollten, sagen sie, mit anderen Parteien nicht arbeiten. Und [...] Politiker verschärft das noch indem er sagt: Die Nationalsozialisten sind überhaupt nicht Deutsch, denn sie lehnen die Arbeit mit anderen Parteien ab! Also ist es typisch Deutsch, 30 Parteien zu besitzen. Ich habe hier eines zu erklären: Die Herren haben ganz recht! Wir sind Intolerant! Ich habe mir ein Ziel gestellt: nämlich die 30 Parteien aus Deutschland hinauszufegen!
Sie verwechseln mich immer mit einem bürgerlichen oder einem marxistischen Politiker, der heute SPD und morgen USPD und übermorgen KPD und dann Syndikalisten oder heute Demokraten und morgen deutsche Volkspartei und dann [...] Wirtschaftspartei ... Sie verwechseln uns mit Ihresgleichen selbst! Wir haben ein Ziel uns gewählt und verfechten es fanatisch, rücksichtslos bis ins Grab hinein! Ich habe diese bürgerliche Mentalität der Einschätzung unserer Bewegung zu Recht vor einigen Monaten kennengelernt, da ein Reichsinnenminister sich sagte: Diese Menschen hier löse ich auf, die Uniformen ziehe ich ihnen aus und da mach ich einen neutral-pazifistisch-demokratischen Turn- und Sportverein. Da werden sie dann hereinkommen und dann habe ich sie und die nationalsozialistische Bewegung ist vorbei. Ein einfaches Rezept. So denken sie und haben nicht erkannt, daß es sich hier um etwas ganz anderes handelt als um eine gewöhnliche politische, parlamentarische Partei. Daß man das nicht mehr auflösen kann und daß jeder Druck die Menschen nur hart macht und daß dieses Deutschland, das sich jetzt in der Bewegung gefunden hat, nicht mehr zerrissen werden kann! Es gibt einen bürgerlichen Politiker, der sagt: Ich will mich jetzt etwas absondern, wenn sie abgewirtschaftet haben, die Nationalsozialisten, dann habe ich die Ausnahmestellung und dann strömen alle die Menschen zu mir wieder zurück. [...] So denken sie, weil sie gar nicht verstehen können, daß diese Bewegung von etwas gehalten wird, das gar nicht mehr bei ihnen kann.
Vor diesen 30 Parteien gab es ein deutsches Volk, und die Parteien werden vergehen und nach ihnen wird bleiben wieder unser Volk. Und wir wollen nicht sein eine Vertretung eines Berufs, einer Klasse, eines Standes, einer Konfession oder eines Landes, sondern wir wollen den Deutschen so weit erziehen, daß vor allem alle begreifen müssen, daß es kein Leben gibt ohne Recht und daß es kein Recht gibt ohne Macht und daß es keine Macht gibt ohne Kraft und daß jede Kraft im eigenen Volk sitzen muß.