Rolands Karriere
Rolands Karriere ist ein Lied des deutschen Liedermachers Frank Rennicke, das 1996 auf dem Album „Trotz alledem“ erschien.
Text
Dies ist die Geschichte von Roland xxx, in früherer Jugend Bettnässer und Legastheniker, der später dann trotz Sprachfehler seine Vorliebe für technisches Gerät („Auto gut – brumm, brumm“) und mitmenschliche Verständigung („Das ist meine Schaufel“) zeigte. Roland xxx entwickelte sich, wenngleich verspätet, doch sehr zur Zufriedenheit seiner Eltern vom Einzelgänger („Ich bin mein bester Freund“) zum Liebling seiner Umgebung („Hallo Mutti – das sind Lea, Ruth, Sarah und Suleika“), was auch seine Vorliebe für Ungewohntes bewies („2 x Döner mit viel Zwiebel und ’ne Coke“). Mitten in der Pubertät („Oh, überall Pickel“) stand dann die Wahl des richtigen Berufes an, was aber durch seine Fähigkeiten („Schau mal, ich kann fahrradfahren – ganz freihändig ...uaaah...“), seine schnelle Auffassungsgabe („Also nochmal: Links war Kupplung – oder?!“) und seine freundliche Art im Umgang mit Menschen („Na Alter – traust dich wohl nicht über’n Zebrastreifen?“) und sein seit frühester Jugend ausgeprägtes Gemeinschaftsdenken („He, guck' nicht ab von meinem Blatt“) relativ einfach war – er war als überzeugter Bundesbürger und ganz den Geist der Zeit erfassender Demokrat („Wenn sie mich so direkt fragen, könnte ich vielleicht mit einem deutlichen Jein unter Umständen antworten, näh?!“) für eine Staatskarriere („Gell Mutti – und ich bin ein Beamter...“) berufen. Und so zog er in die weite Welt („One World – das ist alles eine Welt“) seinen Idolen („Cool, du, echt cool – Michael Jackson, Tina Turner und Django zahlt heute nicht“) nachzueifern. Dies ist die Geschichte von Roland xxx.
- Oh was wird denn meine Mutter sagen,
- wenn ich dann kehr’ zurück,
- und wenn ich eine Uniform dann trage –
- „Mein Sohn, was bist jetzt du?“
- Bin Polizist, falleri, fallera,
- mach’ jeden Mist, falleri, fallera,
- bin Polizist – mein Chef der Kanther ist!
- Bin Polizist, falleri, fallera,
- das ihr’s nur wißt, falleri, fallera,
- bin Polizist – mach’ jetzt Karriere mit List!
Und so schützte er diesen Staat, besonders wenn es gegen Rechte ging, mit ganz besonderer Hingabe, seinem Schlagstock und viel Fingerspitzengefühl („Aber natürlich, Herr Hauptkommissar, weiß ich vor Gericht, was ich zu sagen habe...“). Und nach einiger Zeit war ein Wechsel von der Schutzpolizei („Also rechts überholen ist nicht...“) über die Kripo („Nun zum letzten Mal, Herr xxx, das Dezernat Staatsschutz wird nicht mit abgekürzt!“) zur Garde seiner Vorgesetzten möglich: Männer und Frauen, jung, dynamisch, sportlich, flexibel („Auch geistig, hä, hä“).
- Oh was wird denn meine Mutter sagen,
- wenn ich dann kehr’ zurück,
- und wenn ich dann einen Trenchcoat trage –
- „Mein Sohn, was bist jetzt du?“
- Bin Staatsschutzmann, falleri, fallera,
- der auch was kann, falleri, fallera,
- bin Staatsschutzmann – wo man schnüffelt, geh’ ich ran!
- Bin Staatsschutzmann, falleri, fallera,
- der was ersann, falleri, fallera,
- bin Staatsschutzmann – mach’ Hausbesuche dann und wann!
Und so kam es, daß Roland xxx unaufhörlich die Karriereleiter emporstieg („Und es geht noch höher!“), immer mit Kollegen ein gutes Verhältnis hielt („Wollen wir heute abend nicht mal gemeinsam ausgehen – ich könnte ihnen dann auch meine Wanzensammlung zeigen?!“), in seiner Freizeit neben ausgedehnten Auslandsreisen („Sie glauben ja gar nicht, wie schön Israel sein kann – Sie wissen doch: Es sehen und dann sterben“) auch parteipolitisch ein gewisses Interesse zeigte („Mein Engagement soll den Menschen dienen...“). Da er sich als progressiver Konservativer der Mitte verstand und vor Ort ein Einstieg in eine bestimmte Partei stromlinienförmiger Gradlinigkeit von Vorteil war, („Nun mal ehrlich, Roland – wir brauchen hier Männer wie dich!“) er auch bei Zeiten sich ein politisches Grundwissen aneignete („Wer Noten liebt, der mache Musik – wer Banknoten liebt, der mache etablierte Politik“), war er für ein Amt berufen („Man muß nur wissen, wie man es zu halten hat – mal den Mund zu und mal die Hand auf!“). Und so ging er seinen Weg.
- Oh was wird denn meine Mutter sagen,
- wenn ich dann kehr’ zurück,
- und ich ’nen Diplomatenkoffer habe –
- „Mein Sohn, was bist jetzt du?“
- Politiker, falleri, fallera,
- ist gar nicht schwer, falleri, fallera,
- Politiker – bescheißen ist nicht schwer!
- Politiker, falleri, fallera,
- das bringt was her, falleri, fallera,
- die BRD, die liebe ich so sehr!
- Politiker, falleri, fallera,
- das ist nicht schwer, falleri, fallera,
- Politiker – bescheißen ist nicht schwer!
- Politiker, falleri, fallera,
- das bringt was her, falleri, fallera,
- die BRD, die liebe ich so sehr!
Literatur
- Frank Rennicke: Liederbuch: alle meine Lieder von Anfang an. Texte mit Gitarrengriffen, Selbstverlag, 1995