Schwarz, Martin
Martin A. Schwarz ist ein deutscher, ehemaliger Betreiber der Weltnetzpräsenz Eisernekrone, die konservative Theoretiker darstellte und als Netztagebuch Bezug zu aktuellen Themen nahm.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Antworten von Martin A. Schwarz auf Fragen der Zeitschrift „Reakcjonista“
- 1.1 Über die Entstehung und Zielsetzung von „Kshatriya“:
- 1.2 Über die Quintessenz des „Traditionalismus“:
- 1.3 Über Brauchtum und Heidentum:
- 1.4 Über Evola und das Christentum:
- 1.5 Über den Islam als letzte Realisierung der Ur-Tradition:
- 1.6 Über Monotheismus/Polytheismus und die "Neue Rechte":
- 1.7 Über die Eiserne Krone:
- 1.8 Über das Projekt Eurasien-Islam:
- 2 Verweise
Antworten von Martin A. Schwarz auf Fragen der Zeitschrift „Reakcjonista“
Über die Entstehung und Zielsetzung von „Kshatriya“:
Eigentlich begann es ganz banal als ich vor ziemlich genau zehn Jahren erstmals Zugang zum Internet bekam und einfach einmal meine Texte, die ich auf der Festplatte hatte, ins Netz gestellt habe. Zunächst hieß das „San Casciano“, und als allmählich ein Konzept entwickelt wurde, wurde die Homepage in „Kshatriya“ umbenannt und kurz darauf, 1998, erstmals auch ein einfach kopierter Rundbrief publiziert. Ein Manko schien mir zu dieser Zeit das Fehlen einer Bibliographie der Schriften von und über Julius Evola und so war dies die erste darüber hinausgehende Publikation von uns. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist auch das Übersetzen von kurzen Evola- und in jüngster Zeit auch Guénon-Texten. Wenn die Verbreitung des Rundbriefes auch in sehr bescheidenem Maße erfolgt, so ist es doch vor allem gelungen, Personen mit unserer Tätigkeit in Verbindung zu bringen und weitere Projekte mit befreundeten Verlagen und Zeitschriften anzuregen, die wohl sonst nicht zustande gekommen wären. Grundsätzlich war auch immer die Absicht, hier einen harten Kern zu bilden, dessen Tätigkeit ausstrahlt in weitere Bereiche. Ein Haupthindernis ist die Beschränktheit auf jene Szene, die man als „rechtsextremistisch“ bezeichnet. Zum einen wird jede Beschäftigung mit Evola von den Hütern der Demokratie im deutschsprachigen Raum sofort auf diesen Begriff gebracht, und, was schlimmer ist, ist diese rechtsextreme Szene nichts als ein Abbild der dekadenten Gesellschaft im kleinen. Ich bin fast erfreut, daß in diesen Kreisen, die auf primitive Gewaltanwendung einerseits und auf parlamentarische Scheinerfolge andererseits orientiert sind, die Evola-Rezeption praktisch zum Erliegen gekommen ist, denn das kann für eine qualitative Beschäftigung mit Evola und der Tradition nur gut sein. Ursprünglich war daran gedacht, primär Julius Evola zu behandeln. Es hat sich aber gezeigt, daß gerade die Unkenntnis der Autoren der Tradition insgesamt ein großes Hindernis ist, das Spezifische an Evola zu erkennen, sowohl was seine Unterscheidung gegenüber den anderen Vertretern des traditionellen Weltbildes betrifft, als auch was eigentlich das Traditionelle an ihm im Vergleich zu neuheidnischen, konservativ-revolutionären oder faschistischen Personen ist. Daher wurde in letzter Zeit verstärkt versucht René Guénon bekannt zu machen, sowie die engeren Schüler wie Michel Vâlsan und Vasile Lovinescu. Mit der Schuon-Schule soll noch eine Auseinandersetzung folgen, da diese wohl die verbreiteste und etablierteste, wenn auch in mancher Hinsicht zweifelhafteste, Spielart der Tradition darstellt. Eine Besonderheit stellt noch Leopold Ziegler dar, der wohl nur am Rande "dazugehört" und zu stark in der protestantischen Geisteswelt verwurzelt ist, da er aber gerade der einzige "echte" deutsche Vertreter ist, und sein Werk gerade neu herausgegeben wird, befassen wir uns auch mit diesem Autor. Eine nicht philosophische, aber dennoch spirituelle Persönlichkeit, die uns sehr inspiriert, ist Corneliu Codreanu.
Über die Quintessenz des „Traditionalismus“:
Ich spreche nicht von „Traditionalismus“, da dieses Wort mißverständlich ist, insofern es das Anhängen an die Tradition anstatt die Tradition selbst bedeutet. Die Quintessenz der Tradition, wie wir sie verwirklichen möchten, ist die Realisierung des Absoluten in der Welt des Relativen. Insofern dies nicht passiv und rein kontemplativ (obwohl dieses auch) geschieht, sondern durch die Aktivität des "Handelns ohne zu handeln" (wei wu wei), also des Agierens ohne an den Früchten dieser Handlung zu haften, ordnen wir es der Leitfigur des „Kshatriyas“ zu, ohne darin einen grundsätzlichen Gegensatz gegenüber den anderen höheren Kasten zu sehen. Diese Tradition ist universal, aber nicht universalistisch und sollte uns vom Geistigen über das Seelische bis zum Körperlichen bestimmen. Sie ist nicht dialektisch und nicht dualistisch, sondern polar. Und obwohl die Tradition alle Qualitäten umfaßt, nimmt sie ihren Ausgang vom solaren, männlichen Prinzip, das daher das höchste Prinzip ist. Zwischen unterschiedlichen Formen dieser solaren Traditionen herrscht kein innerer Gegensatz, darum ist sie grundsätzlich tolerant gegenüber all ihren Erscheinungsformen.
Über Brauchtum und Heidentum:
Es ist sehr wichtig, zwischen Brauchtum und Tradition zu unterscheiden. Die meisten - oder so gut wie alle - europäischen Versuche, die heidnischen Religionen wiederzubeleben orientieren sich an Bräuchen, die entweder noch innerhalb oder außerhalb des Christentums weitergetragen wurden, oder die man überhaupt erst aus historischen Quellen neubeleben möchte. Wir haben es hier also mit Erscheinungen zu tun, die völlig auf der Ebene der Exoterik angesiedelt sind. Manche lassen es hiermit bewenden, andere spüren den Mangel an eigentlicher Einweihung, an Esoterik, und viele Gruppen - insbesondere im deutschen und englischsprachigen Raum - greifen hier auf okkultistische Quellen zurück, die in Wirklichkeit gar nicht europäischen Ursprungs sind, sondern eine verdrehte und reduzierte Art von Kabbalah, ob sich die Praktizierenden dessen bewußt sind, oder nicht. Beides, das rein Exoterische und das Okkultistische haben wenig bzw. nichts mit der Tradition zu tun. Da die Tradition sich auf die metaphysische Ebene bezieht und nicht auf äußerliche Gebräuche, ist es so, daß jemand der authentischen indischen Vedanta, persischen Sufismus oder ursprünglichen Buddhismus (wie er von Evola dargestellt wurde) praktiziert, der europäischen solaren Tradition weitaus näher ist, als mit äußeren Gebräuchen, denen ein finsterer oder lunarer Untergrund als Basis gegeben wird. Daß es dann möglich und sinnvoll ist, diese authentisch initiatische Praxis, wie sie leider nur mehr in außereuropäischen Traditionen lebendig gehalten wurde, mit einer exoterischen Praxis europäischen Gepräges, also Jahreszeitenfeiern und ähnlichem, zu ergänzen, möchte ich nicht ausschließen. Wir können aber sicher nur von einem evolianischen „Traditionalismus“ (Einschränkung siehe oben) sprechen, wenn die initiatische Ebene in einer tatsächlichen Weise verwirklicht wird. Die bloß folkloristischen Äußerungen des (Neu-)Heidentums hat Evola immer als bloßen Ausdruck des passiven Wunsches gesehen und von ihm ebenso verächtlich gesprochen wie von der spirituell leeren, bloß moralistischen Religiösität des heutigen Christentums. „Heidentum“ ist, wie Evola betont hat, ein Wort der Christen für alle Menschen, die nicht Christen und nicht Juden sind. Und obwohl Evola daher die Bezeichnung den größten Teil seines Lebens als nicht adäquat abgelehnt hat, ist doch diese Bedeutung die einzige, die für ihn ganz und gar zutrifft: nämlich nicht Christ zu sein, und in wechselndem Grade antichristlich und antijüdisch. In einem philosophischen Sinne war Evola Heide in dem Sinne, daß er nicht an die "Erlösung" glaubte, sondern an die "Befreiung" ("Erleuchtung"). Sicher hat er auch manche symbolischen Bezüge in sein Leben eingebaut, wie sein Wunsch stehend zu sterben. Trotzdem macht ihn dies nicht zu einem praktizierenden Heiden. Auf eine religiöse Ebene bezogen war Evola genausowenig heidnisch wie er auch nicht irgendeiner anderen Religion angehört hat. Wenn ich sagte, er sei im wechselnden Grade "antichristlich", so muß man sich vor Augen halten, daß er in „Orientamenti“ (Orientierungen) geschrieben hat, würde sich die Katholische Kirche auf den Syllabus, also die Verurteilungen der modernen Irrlehren, rückbesinnen und dies offensiv gegenüber der Welt vertreten, er sofort an ihrer Seite stehen würde. Dies offenbar nicht aus einer christlichen Motivation, sondern aus Feindschaft gegenüber der modernen Welt, wenn man so will selbst aus einer "heidnischen" Motivation. Man kann auch aus einer heidnischen Motivation heraus sich auf die Seite der Kirche stellen, wie Maurras. Das entscheidende war für ihn die nordische, solare Tradition, die nicht auf eine geschichtliche Erscheinungsweise reduziert werden kann. Andere Traditionen, mögen sie auch noch so "heidnisch" in Erscheinung getreten sein, wie die matriarchalen, lunaren Mittelmeerkulturen wurden von ihm entschiedener abgelehnt als die Kirche selbst. Ein Begriff, den Sie nicht ins Spiel gebracht haben, den man aber auch erwähnen sollte, und der für manche vielleicht auch schon "heidnisch" ist, ist der des Ghibellinentum, also der Anhänger des Kaisers, und in einem spezifischeren Sinne, derjenigen, die dem Kaisertum eine spirituelle Qualität zusprechen, unabhängig von der religiösen Autorität, also der Kirche. Dieser Begriff ist weitaus wichtiger als der des Heidentums, denn eine "heidnische Kirche", die Autorität gegenüber der imperialen Macht beansprucht, wie sie etwa in Deutschland Friedrich Hielscher erträumte, hätte Evola genauso scharf vom Standpunkt des Ghibellinentums abgelehnt. Hier liegt auch seine anscheinend tiefste und unüberbrückbare Differenz zu René Guénon, nicht darin daß dieser Katholik, Freimaurer und schließlich Muslim war.
Über Evola und das Christentum:
Zunächst muß ich vorausschicken daß wir leider über Evolas Kindheit zuwenig wissen. Ich kann mir, ohne psychologisieren zu wollen, seine übertriebene Abneigung gegen das Christentum nämlich sonst nur schwer erklären. Aus einer Kenntnis des notwendig zyklischen Ablaufes der Geschichte heraus, ist die Funktion des Christentums meiner Ansicht nach nämlich weder ausgesprochen negativ, noch auch positiv zu erklären, sondern einfach ein notwendiges Ereignis, gegenüber dem Gelassenheit am besten angebracht ist. Sicher ist Evolas Hauptvorwurf, daß das Christentum die römische heidnische Welt zerstört hat, durch eine eigentlich aus dem Judentum stammende Kraft der Zersetzung. Abgesehen davon, daß auch die Zersetzung ein notwendiger Teil des alchemistischen Zyklus ist, und auch Evola späteren Phasen des Christentums, das Hochmittelalter, durchaus positiv bewerten konnte, muß man doch sagen: wenn es das Christentum nicht gegeben hätte, so wäre dann immer noch das Judentum dagewesen. Tatsächlich so meine erste These, hat das Christentum Europa nicht mit dem Judentum durchsetzt, sondern dieses neutralisiert. Die zweite These ist, daß die Germanen das Erbe der Römer nicht hätten antreten können, weil ihnen die vereinigende geistige Idee gefehlt hat. Der Imperiums-Gedanke war den Germanen völlig fremd und der Rückfall in Stammeseinheiten in der Völkerwanderungszeit hätte schwer geschadet. Nur das Christentum hatte zusammen mit dem römischen Imperium und dem - rein militärischen - Mithraskult die Kraft eine neue solare Religion hervorzubringen: den römischen Katholizismus. Das soll nicht heißen, daß das Christentum nicht gravierende Mankos aufweist. Zuallerst die fehlende initiatische Qualität! Hier hat Evola völlig Recht. Und diese fehlende initiatische Dimension ist auch das Ergebnis der christlichen Intoleranz, die das Weiterbestehen der initiatischen Mysterien, die sich sicherlich äußerlich dem Christentum anzupassen in der Lage gewesen wären, verboten haben. Erst durch die Verbindung mit dem Orient und arabische Einflüsse in Spanien (Andalusien) und Süditalien konnte diese initiatische Dimension in Europa wiederbelebt werden (die Troubadure, Fedeli d´Amore, schließlich die Templer, die die Verbindung zum initiatischen Zentrum Jerusalem wiederherstellten). Der fehlenden christlichen Initiation, der Intoleranz gegenüber anderen Religionen, gesellt sich noch der Vorwurf der Feminisierung hinzu, die wohl Ausfluß des mediterranen Charakters ist und auch schon den einen, von Evola nicht geschätzten, Strang des Heidentums ausmachte, und der der Moralisierung des Lebens. Die "moralische" Interpretation der Welt, die Evola - Nietzsche folgend - dem Christentum vorwirft, ist zwar ein Faktum, aber ein solches das sich auch im Buddhismus (von Evola wurde der Mahayana-Buddhismus dementsprechend ja auch strikt abgelehnt) und sogar im zweifellos "heidnischen" Hinduismus durchgesetzt hat. Es ist mehr ein Signum der Zeit als daß hier dem Christentum ein großer Vorwurf gemacht werden dürfte. Tatsächlich hat man in unmittelbarer Zeit nach Jesu Tod seine Lehre mehrheitlich völlig anders gesehen! Man hat sie als eine spezifische Form der antiken Mysterienreligionen gesehen und als eine Lehre der Gnosis. Die von Evola kritisierte moralisiernde Religion hat sich erst Jahrhunderte später durchgesetzt. Und selbst Paulus war wohl ein Gnostiker, der die Gemeinde in „Psychiker“, deren Augenmerk den moralischen Geboten, also „dem Gesetz“, gelten sollte, und in "Pneumatiker" geteilt hat. Für letztere sind die moralischen Gebote aufgehoben, bereits "erfüllt", und ihr Leben muß der Überwindung dieser Welt gelten (was zumindest für die Zeit des Kali Yuga doch auch gerechtfertigt ist). Die Abneigung gegen die Materie und die Frau, die man Paulus im allgemeinen zuschreibt, und die sich gar nicht so sehr von der Weiningers und Evolas unterscheidet, kommt von daher und nicht von einem übertriebenen Moralismus, der für diesen Personenkreis gar keine Geltung mehr hat. Also sogar Paulus ist Evola weitaus näher als letzerer akzeptieren wollte. Sicherlich hat der Katholizismus die europäischen Elemente der Tradition aufgesaugt, allerdings nicht nur die römischen und die nordischen, sondern auch die mediterranen und lunaren, die von Evola nicht so geschätzt wurden. Mit der Orthodoxie hat er sich wohl nicht genügend auseinandergesetzt - trotz seiner Begegnung mit Corneliu Codreanu, die ihn offenbar tief beeindruckt hat - , sonst würde er wohl gesehen haben, daß hier ebenso europäische Traditionen bewahrt wurden und vielleicht eine organischere Verbindung mit dem Christentum eingegangen sind als im Katholizismus. Der Protestantismus hat gerade die Tradition abgestoßen und das zersetzende Element des Christentums bewahrt, das sich dann auch im Kapitalismus und in den niedrigen Formen des Nationalismus freie Bahn brach. Die Abneigung des Protestantismus gegen das Ritual sind ein Zeichen seiner Traditionsfeindlichkeit, wobei Evola gegen den Ritualismus ohne dahinterstehende initiatische Ebene natürlich nicht viel weniger schwere Vorwürfe erhob.
Über den Islam als letzte Realisierung der Ur-Tradition:
Der Islam ist nicht nur das letzte System der Tradition, sondern auch das umfassendste, insofern es alle früheren beinhaltet, und kommt der Idee der "integralen Tradition" am nächsten, gemeinsam mit dem ursprünglichen Vedanta. Sein Anspruch ist es, die "Arche der Tradition" zu sein. Evola hat wohl nirgends etwas gegen den Islam gesagt, dessen kriegerischen und männlichen Geist er bewunderte. Aber er hielt ihn fälschlich für eine dem semitischen Geist angepaßte Form. Dies ist aber nur in der historischen regionalen Ausprägung richtig, in Persien hat sich in ihm der iranisch-arische Geist durchgesetzt, wie sich in der Lichtmetaphysik Suhrawardis und der "ishraq-Schule" des Sufitums zeigt. In der Türkei der turanische (wie er auch den Ungarn zu teil war) in Verbindung mit dem Erbe von Byzanz. All dies ohne daß der Islam sich verleugnen hätte müssen. Man könnte noch von der Mogul-Kultur sprechen, von der Fähigkeit des Islam die schwarzafrikanischen Stämme auf ein höheres Niveau zu ziehen als dies dem Christentum gelungen ist. Kurz: es gibt keinen Grund, daß der Islam nicht auch für Europäer eine Alternative zur modernen Welt darstellt. Dies ist nicht bloße Behauptung, sondern hat auch einen metaphysischen Grund: die Unpersönlichkeit des islamischen Gottesbegriffes, seine reine monotheistische Form, die jede Vergegenständlichung des Gottes ablehnt, und dementsprechend auch die Abwesenheit einer Priesterschaft (die an einen persönlichen Gott gebunden ist. Claudio Mutti, derjenige „Evolianer“, der am meisten über den Islam zu sagen weiß, hat die Linie des "solaren Monotheismus" erforscht, die unsere europäischen Traditionen mit dem Islam verbindet. Dabei konnte er auf dem Werk von Franz Altheim aufbauen, das leider zuwenig bekannt ist, man könnte auch sagen, das verschwiegen wird. Eine Verbindungslinie zu Evola führt über den für Evola wichtigen Ludwig Ferdinand Clauss, der zum Islam übergetreten ist. Clauss´ Schülerin ist in gewissem Maße Sigrid Hunke, die den Unitarismus (also eben auch den "solaren Monotheismus") als die "eigene Religion Europas" bezeichnet und ebenfalls die starke Verwandtschaft zum Islam bestätigt hat. Hunke ist eine Autorin, die früher häufig von der Neuen Rechten genannt wurde, ohne daß dies offenbar auf das Polytheismus-Dogma der Neuen Rechten Einfluß gehabt hätte.
Über Monotheismus/Polytheismus und die "Neue Rechte":
Evola ist dem Theismus insgesamt fremd gegenüber gestanden. Insofern er „solar“ und „polar“ orientiert war, und auch nicht auf eine Harmonie zwischen verschiedenen Prinzipien, muß man von einem philosophischen Standpunkt ihn aber dem Monotheismus zurechnen. Aber die selbst auch nur geistige Vergegenständlichung des Absoluten in einem Gott, oder umgekehrt, die Auflösung in einem überall waltenden Pantheismus, hat er nicht gebraucht. Die transzendente Erfahrung in Aktion und Kontemplation sind es, die ihn bestimmt haben. Tatsächlich machen „Gott“ und „Götter“ nur einen Sinn, wenn man sie anbetet oder ihnen Opfer bringt. Das hat Evola, soweit wir wissen, nie getan. Ich möchte nicht in die Probleme der Diskussion zwischen Mono- und Polytheismus weiter eindringen, wenn sich auch verschiedene Äußerungen Evolas dazu zusammentragen lassen würden, da ich dies für typische Scheinprobleme halte. Tatsächlich ist dies, metaphysisch betrachtet, eine Frage auf welcher Stufe des Seins man seine Spiritualität ansiedelt, auf der Ebene der Manifestation des Vielen, auf der der Einheit des Seins, oder darüber hinausgehend auf der der "metaphysischen Null" (wie dies Guénon nennt). Für alle die wirklich Befreiung von der Welt des Seienden erlangen wollen, kann es nur dieses "Nirwana" sein, das angestrebt wird, und von dem Evola unter anderem in seinem Buch über die wirkliche Lehre des Buddha geschrieben hat. Ob man diese nun von einem poly- oder monotheistischen Ausgangspunkt erreicht, war schon Gautama Buddha egal, ebenso lehrte Shankara die Gleichgültigkeit der Götterwelt. Die französische Neue Rechte wollte - einer philosophischen These über das Heidentum folgend, die Evola völlig fremd ist - eine reduzierte Form des Heidentums für verbindlich erklären: den Polytheismus. Die Distinktion Monotheismus - Polytheismus hat überhaupt nichts mit dem Heidentum zu tun. Der solare Monotheismus eines Julian Apostata ist eindeutig heidnisch, während man sich fragen kann ob die christliche Trinität und die katholische Marienverehrung wirklich noch als monotheistisch bezeichnet werden kann. Da für die französische Neue Rechte der Polytheismus keine Nebenfrage war, sondern so etwas wie die philosophische Grundauffassung, stellt sich die Frage, ob sich auf so einem falschen Fundament etwas aufbauen läßt. Und wie sich dann weiters zeigt, hat man in einem bunten Mix völlig Unvereinbares verbunden. Vor allem der Einbezug der biologistischen, materialistischen Auffassungen des Menschen, Soziobiologie und Darwinismus (die antitraditionelle pseudoreligiöse Selbstauffassung des modernen Menschen), zeigt, daß die Neue Rechte keine Alternative zur modernen Welt darstellen wollte und Evola zu unrecht vereinnahmt hat. Inzwischen ist diesbezüglich ein gewisser Wandel eingetreten. Allerdings in doppelter Hinsicht. Ein Teil, Guillaume Faye und Robert Steuckers, haben ihre früheren Ansichten völlig widerrufen und vertreten de facto die Linie der amerikanischen Neocons (die zionistischen Neokonservativen) indem sie den Islam als Hauptgefahr Europas ausgerufen haben. Dieser ist jedoch nur eine Gefahr solange Europa an Israel und die USA gekettet bleibt. Demgegenüber hat Alain de Benoist eine gegenläufige Entwicklung durchgemacht, und ich kann ihm heute vielfach zustimmen, wenn er gegen eine Verengung der Rechten auf Xenophobie und kleinen Nationalismus eintritt. Allerdings hatte er in Deutschland nie eine richtige Aufnahme. Zuerst waren es alt-nationalistische Kreise, die im Grunde noch immer alle Nachbarn als Erzfeinde sehen, die sich nun ein bißchen einen europäischen Anstrich geben wollten. Danach und bis heute ist es ein christlich-konservativer Klüngel, der nicht wirklich rechts ist und schon gar nicht radikal zu denken bereit ist. Diese Leute wollen einfach zurück in die Fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Über die Eiserne Krone:
Die Eiserne Krone ist die Krone der Langobarden und obwohl Evola ausdrücklich diesen Aspekt in seinen Erläuterungen zum Orden der Eisernen Krone für nicht maßgeblich erklärt - sondern das Eisen das Eisen des Eisernen Zeitalters sein soll - , so glaube ich, daß es doch deren Funktion als italienische Reichskrone - seit Karl der Große die Krone von den Langobarden gewann - war, die einen, wenn nicht sogar den wesentlichen Aspekt ausmacht. Daß Napoleon und danach die Habsburger einen Orden der Eisernen Krone gegründet haben, mögen Zufälle sein, aber Evola wollte doch etwas Ähnliches: einen Orden für die übernationale Elite des Abendlandes, und zwar unabhängig von Konfessionen und äußerem Rang der Ordensmänner. Wenn ich sage "Evola wollte" so muß ich sofort eine Einschränkung machen: es wird gesagt, daß dieser Orden nicht auf die Initiative Evolas zurückging, sondern auf die einiger seiner Schüler - oder "Anhänger" - und daß Evola, der zu dieser Zeit, in den letzten Jahren seines Lebens, sehr pessimistisch war, eigentlich keinen Sinn darin sah und das ganze nicht ernst gemeint hat. Warum hat er es dennoch auf sich genommen, die Richtlinien zu entwerfen? Vielleicht weil er sah, daß sein Pessimismus nicht unbedingt mit dem Willen der Jugend auf einen Nenner zu bringen war. Tatsächlich wurde nicht viel aus dem Orden, aus "menschlichen Gründen", wie einer der Mitwirkenden sagte, also nicht deswegen weil die Prinzipien falsch gewesen wären. Diese Prinzipien sind im Grunde genommen diejenigen, die Evola auch in dem Abschnitt "Ein Europa - Form und Voraussetzungen" von "Menschen inmitten von Ruinen" dargestellt hat. Und dort erklärt er das "Problem einer geistigen Grundlage für ein organisch einheitliches Europa" als die ungelöste Frage. Ich vermute daß gerade dieses Problem zunächst im kleinen Rahmen eines Männerbundes anzugehen, der Sinn ist, den ein solcher Orden haben kann.
Über das Projekt Eurasien-Islam:
Der Begriff "Projekt Eurasien-Islam" stammt von der nationalrevolutionären Gruppe "Avanguardia" in Italien. Er beruht auf der Annahme, daß alle systemfeindlichen Kräfte sich in einem Pol vereinen müssen gegenüber der von "Avanguardia" als "Usurokratie" bezeichneten Weltordnung, die von den USA und den Zionisten beherrscht wird. Die islamischen Kräfte sind hierbei die heute aktivsten und revolutionärsten, wobei an Hisbollah und Hamas, nicht an die von Saudiarabien unterstützten wahhabitischen Terroristen gedacht wird. Der Unterschied zu unserer Verwendung des Begriffes ist, daß "Avanguardia" einen "kommunistisch-spartanisch-aristokratischen" Staat anstrebt, während wir linke, rechte und islamische Kräfte unterstützen, die zur Unabhängigkeit des Großraums Eurasien von den Einflüssen der USA und Israels beitragen können. Ich gebe jedenfalls meinen evolianischen Standpunkt nicht auf, auch wenn er im Moment weit von einer Verwirklichung entfernt erscheint. Die zumeist auf einem gewissen Machiavellismus, wenn nicht sogar Zynismus beruhenden Anschauungen der Geopolitiker müssen durch traditionelle geistige Prinzipien ergänzt werden. Diese wiederum sind ohne Raum nur Ideen, die eine Verwirklichung erwarten. Im Bündnis mit dem revolutionären Islam werden auch den anderen Religionen Freiräume erkämpft, die sie in der materialistischen, auf Konsum ausgerichteten Welt nicht finden können. Daß sie sich dazu auch selbst bewähren und beweisen müssen, um nicht in dem "Clash of Civilizations" zwischen dem Westen und dem Islam zerrieben zu werden, versteht sich von selbst. Sie müssen zeigen, daß sie noch eine Verbindung zu der primordialen Tradition besitzen und diese nicht für eine Anpassung an die moderne Welt geopfert haben, ansonsten werden sie mit dieser untergehen.
Am 1. Juli 2010 heißt es zum Ende des Netztagebuchs
- Beendigung dieses Blogs
- Das kommende Gesinnungsgleichschaltungsgesetz würde uns zu einer Durchforstung bzw. Löschung eines großen Teils der Inhalte dieses Blogs zwingen. Dazu kommt seit längerem das wachsende Unbehagen ein globales krakenartiges Unternehmen namens Google zu benutzen, bzw. von diesem benutzt zu werden, um seine Geschäftspraktiken voranzutreiben. Das zuletzt erfolgte Coming Out ihrer eindeutig subversiven Agenda zeigt die Inkompatibilität mit den Zielen der Eisernen Krone. Wir werden daher alle Google-Konten löschen - soweit möglich - bzw. zumindest stillegen.
- In welcher Weise es sinnvoll ist sich an einem inzwischen immer mehr verzwitscherten Internetz nach 15 Jahren noch weiter zu beteiligen, wird noch zu überlegen sein. Jedenfalls nicht an diesem Ort.
- Good bye, Google!