Standfotograf

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Standfotograf bzw Atelierfotograf ist ein Filmberuf. Standfotografen stellen während der Dreharbeiten eigens zu Werbe- und Dokumentationszwecken angefertigte Fotos her, die einzelne Einstellungen nach Möglichkeit so wiedergeben, wie sie später im fertigen Film erscheinen.

Die bevorzugten Arbeitsgeräte der Standfotografen waren bis in die 1930er Jahre großformatige Plattenkameras der Maße 4 x 5 und vor allem 8 x 10 Zoll. Heute werden gewöhnlich sehr viel beweglichere Klein- und Mittelformatkameras eingesetzt, was insbesondere bei aktionsreichen Szenen erhebliche Vorteile bringt. Fotografiert wird während der Proben oder aber, nachdem eine Einstellung abgedreht ist, selten während der Aufnahmen selbst, da sich die Geräusche, die Verschluß und Filmtransport verursachen, auf der Tonspur störend bemerkbar machen könnten. Nur in Ausnahmefällen werden Standfotos direkt aus dem Filmnegativ gewonnen. Ein entsprechender Eingriff ins Originalmaterial ist heikel und teuer. Zudem gelten für das Standbild als unbewegtes Einzelbild andere ästhetische Anforderungen als für den Filmframe, der Teil eines Bildflusses ist.

Wissenswertes (Artikel zum Beruf des Standfotografen in den 1930er Jahren)

Quelle
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Dieser Filmberuf ist in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt, trotzdem sind diese Filmschaffenden, die fast nirgends Erwähnung finden, doch unentbehrlich.

Leider ist es so, daß der Standfotograf, dessen Arbeit doch so wichtig und unerläßlich ist, nicht nur in der Öffentlichkeit wenig beachtet wird, sondern auch seitens der Produzenten als sogenanntes „notwendiges Übel“ angesehen wird. Und dennoch wird von ihm außerordentlich viel verlangt.

Zu jedem Film muß eine Reihe von Fotos für Reklame- und Propagandazwecke geliefert werden. Diese Szenenfotos werden im Atelier während der Aufnahmen gemacht. Sache des Fotografen ist es, die richtige Auswahl der Szenen zu treffen, von denen er glaubt, ein wirkungsvolles Foto aufnehmen zu können. Er muß also nicht nur Fotograf sein, sondern bis zu einem gewissen Grad auch Sinn für Reklamewirkung besitzen. Es ist nicht damit getan, eine bestimmte Anzahl von Szenenfotos zu machen, sondern diese Bilder müssen auch den ihnen zugedachten Zweck der Werbewirkung im Schaukasten der Kinos erfüllen. Zu einem gewissen Teil werden diese vom Standfotografen aufzunehmenden Szenenbilder nach erfolgter Filmaufnahme, also direkt anschließend, nochmals „gestellt“. Mit der Atelierfotokamera (Bildgröße 18 X 24 cm) erfolgt diese Aufnahme. Wichtig für den Standfotografen ist die richtige Erfassung des wirkungsvollsten Augenblicks der Spieiszene, von der er ein Standfoto machen will. Das Arbeitspensum im Atelier gestattet ihm kein langes Überlegen und Ausprobieren. Kaum ist das „Aus“ des Regisseurs verhallt, muß er auch seine Kamera schon in Stellung gebracht haben. Noch ehe der Überbeleuchter das Signal zum Verlöschen der Lampen gegeben hat, muß sein Ruf: „Halt! Standfoto!“ durchs Atelier klingen.

Neben dieser Standfotoaufnahme muß der Atelierfotograf mit der Momentkamera während der Proben aber auch noch sogenannte „Schnappschüsse“ aufnehmen, Auch hier heißt es für ihn, die richtigen Momente der Spielszene blitzschnell erkennen und, was besonders wichtig ist, so geschickt aufnehmen, daß er die Probe nicht stört. Die besten solcher gelungenen „Schnappschüsse“ werden dann später ausgewählt und vergrößert und in den Satz der Reklamefotos mit eingereiht.

Auch der Atelierfotograf trägt einen großen Teil Verantwortung. Wenn die Aufnahmen beendet sind, muß er soundso viele Fotos vorlegen können, die nicht nur aufnahmetechnisch einwandfrei sind, sondern auch die erforderliche Bildwirkung haben. Bei dem Hetztempo, in welchem er seine Aufgabe erfüllen muß, ist das keine Kleinigkeit. Kein Produzent fragt nachträglich danach, unter welchen Umständen er seine Arbeit leisten mußte, er fragt nur, wie viele gute und wirkungsvolle Standfotos hat mir der Fotograf geliefert?

Aus all dem Gesagten ist schon zu erkennen, daß der Beruf des „Atelierfotografen“ auch nicht zu den leichtesten gehört. Wer diesen Beruf ergreifen will, muß sein Handwerk schon genau kennen. Für Experimente ist da keine Zeit und kein Geld da. Also, ein Anfänger der fotografischen Kunst kommt gar nicht in Frage. Der Atelierfotograf muß, ehe er Aussicht hat, bei einer Firma ein Engagement zu finden, vorher über eine gute fotografische Ausbildung und Praxis in einem Fotoatelier verfügen. Aus einem anderen Beruf in diese Sparte hinüberwechseln kann man nur, wenn man Zeit und Geld hat, vorher eine regelrechte praktische Lehrzeit bei einem Fotografen durchzumachen. Wer diese hinter sich hat und dabei gelernt hat, schnell zu arbeiten, für den besteht nunmehr die Schwierigkeit, in der Filmindustrie als Atelierfotograf festen Fuß zu fassen.

Es ist eben Sache der persönlichen Tüchtigkeit des einzelnen, den Produktionsleiter von seinem Können zu überzeugen, was er damit kann, daß er nachweist, wo er bisher tätig war, und anhand von vorzulegenden Fotos sein technisches Können unter Beweis stellt. Der Atelierfotograf muß aber auch ein sehr guter Portraitfotograf sein, denn er hat auch die Aufgabe, von den mitwirkenden Hauptdarstellern ausdrucksvolle und schöne Bilder herzustellen. Schon aus diesem Grunde ist eine Lehrzeit in einem Fotoatelier, wo er allein die Kunst der Portraitfotografie lernen kann, notwendig.

Da der Atelierfotograf zu den freien Berufen zählt und ein Dauerengagement bei einer Firma mit festen monatlichen Bezügen nicht üblich ist (mit einigen Ausnahmen), sondern immer nur eine vertragliche Bindung von Film zu Film, so ist es klar, daß nur derjenige sein Auskommen dabei finden kann, der wirklich etwas leistet.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 1, 6. Januar 1935