Schrumpfköpfe

Die Schrumpfköpfe waren ein 1946 vor dem ersten Nürnberger Prozeß von den US-Amerikanern als Greuelpropaganda präsentierter „Beweis“ für die Pathologie der - so bezeichneten - „Nazi-Kultur“ im Deutschen Reich und die vermeintliche moralische Überlegenheit der Demokratie. Dinge wie die Schrumpfköpfe rechtfertigten alle Taten der Alliierten während des Zweiten Weltkrieges, wie bspw. den Bombenterror, denn nur der selbstlos herbeigeführten Befreiung vom Nationalsozialismus und der darauffolgenden Umerziehung sei es zu verdanken, daß die Deutschen heute keine Schrumpfköpfe als Souvenirs verschenken, sondern nach Aberziehung ihres Barbarentums nun endlich doch vollwertige Mitglieder der westlichen Wertegemeinschaft geworden sind.
Das deutsche Verbrechen

Am 13. Dezember 1945 präsentierte US-Ankläger Thomas J. Dodd vor dem Nürnberger Tribunal Beweisstück US-254 mit den Worten:
- „Wir wünschen nicht, bei dieser pathologischen Phase der Nazi-Kultur lange zu verweilen, fühlen uns aber gezwungen, ein zusätzliches Beweisstück vorzulegen.“[1]
Es handelte sich dabei um einen menschlichen Kopf, aus dem der Schädelknochen entfernt und der dann eingeschrumpft, ausgestopft und präpariert wurde. Über die Herkunft diese Schrumpfkopfes offenbarte Dodd:
- „Die Nazis köpften eines ihrer vielen Opfer, nachdem sie es vorher erhängt hatten, wahrscheinlich wegen seines Verkehrs mit einer deutschen Frau, und machten aus dem Kopf dann dieses schreckliche Dekorationsstück.“[1]
Und kurze Zeit später erfuhr das Gericht aus einem offiziellen Bericht der amerikanischen Armee, daß es sich bei diesem Schrumpfkopf keineswegs um ein Einzelstück handelte:
- „Dort habe ich ebenfalls die eingeschrumpften Köpfe zweier junger Polen gesehen, die gehängt worden waren, weil sie mit deutschen Mädchen Beziehungen gehabt hatten. Die Köpfe hatten die Größe einer Faust, das Haar und die Spuren des Seiles waren noch vorhanden.“[1]
Dodd schließt seine kleine Exkursion über die „Nazi-Kultur“ dann mit den Worten:
- „Wir können nicht genau abschätzen, wie viele Menschen in diesen Konzentrationslagern ihr Leben verloren haben, und vielleicht wird es nie jemand erfahren, aber wie das Beweismaterial, das dem Gerichtshof bereits vorliegt, beweist, haben die Nazi-Verschwörer im allgemeinen genau Buch geführt.“[1]
Etwa zur gleichen Zeit wurde über das Medium, das die Nationalsozialisten kurz zuvor noch für ihre Propaganda genutzt hatten, auch dem ahnungslosen Rest der Welt die beiden polnischen Schrumpfköpfe vorgestellt. Der Film „Nazi Concentration Camps“ des Filmemachers George Stevens, der zuvor am 29. November 1945 schon als Beweismittel vor dem Nürnberger Tribunal diente und in dem neben den beiden Schrumpfköpfen auch der zukünftige Präsident der USA, Dwight D. Eisenhower, mitspielte, war ein voller Erfolg in und außerhalb Deutschlands.[2] Es dauerte deshalb nicht lange, bis Hollywood sich erneut des Stoffes annahm und Stanley Kramer 1961 den Spielfilm „Judgment at Nuremberg“ nach einem Drehbuch von Abby Mann drehte, in dem die beiden Schrumpfköpfe eine kleine, aber wichtige Rolle neben solchen Größen des Schaugeschäfts wie Spencer Tracy, Burt Lancaster, Marlene Dietrich, Maximilian Schell und Judy Garland erhielten.[3]
Unglücklicherweise sind die zwei Schrumpfköpfe seither verschollen, und so wundert es nicht, daß es Menschen gibt, die diesen Umstand nutzen, um trotz aller Offenkundigkeiten an der Authentizität der beiden Beweisstücke zu zweifeln.
Standbild aus dem Film „Nazi Concentration Camps“. An diesem Tisch mußten Weimarer Einwohner 1945 vorbeidefilieren
Das US-amerikanische Vorbild

Während das Herstellen von Schrumpfköpfen aus Polen als unangemessen und mit demokratischen Werten unvereinbar zu betrachten ist, entspricht es vollkommen dem American Way of Life, der Frau seines Herzens einen mit „Das ist ein guter Jap – ein am Strand von Neu Guinea aufgelesener Toter“ beschrifteten und von 18 weiteren Soldaten signierten Schädel eines gefallenen Japaners als Liebesbeweis zu senden. Wie das damals wohl auflagenstärkste Wochenmagazin der USA, „Life“, in seiner Ausgabe vom 22. Mai 1944 seinem Publikum auf dem seitengroßen „Bild der Woche“ zeigte, ist es nicht nur vereinbar mit dem Verhaltenskodex der US-amerikanischen Armee, sondern bringt dem dieses Geschenk machenden Soldaten sogar noch einen Brief des Dankes der Geliebten ein.[4]
Und nicht nur Schädel dürfen von dem guten Demokraten zu Souvenirs verarbeitet werden. Aus den Knochen getöteter Japaner wurden bspw. auch Federhalter und Brieföffner hergestellt,[5][6] und manche Soldaten schnitten den Gefallenen sogar die Ohren und Nasen ab, um sie als Trophäen mitzuführen oder suchten in den Mündern der Toten nach Goldzähnen, die sie in einem Säckchen sammelten.[7]
- Demokratische Tradition