Kostümbildner

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Kostümbildner entwerfen Kleiderung für die Bühne bzw. den Film.

Erläuterung

Wenn der Kostümbildner eine neue Aufgabe übernimmt, verzieht er sich stillschweigend mit dem Drehbuch unter dem Arm an seinen Arbeitstisch und liest erst einmal gewissenhaft durch, was der Auter auch für ihn geschrieben hat. Diesem eingehenden Drehbuchstudium entwachsen die Vorstellungen von der gesamten künstlerischen Anlage des neuen Films. Auf dieser Grundlage entwickeln sich dann die einzelnen Kostümkomplexe.

Besprechungen mit dem Spielleiter und dem Architekten folgen; sie dienen der Festlegung des Stils, das heißt: So, wie vom Autor und vom Regisseur her gesehen, jede einzelne Person für die Spielhandlung einen Sinn hat, so müssen auch die Bauten des Architekten und die Schöpfungen des Kostümbildners einen Sinn haben. In ihnen muß sich nicht nur die Zeit, in der der neue Film angesiedelt ist, widerspiegeln, sie müssen darüber hinaus das Wesen der Gestalten aufzeigen, ja, man könnte sagen: versinnbildlichen. Sinn aber ist die Einigung vieler positiver Gedanken, und diese Übereinstimmung in allen Fragen der Sinngebung gilt es, in den Besprechungen zwischen Spielleiter, Architekt und Kostümbildner herbeizuführen.

Nunmehr erst beginnt für den Kostümbildner die praktische Arbeit. Am Zeichentisch entstehen in Skizzen die ersten Kostümsilhouetten; sie sind der Niederschlag aller konstruktiven Überlegungen. Die Kleinzeichnung der Details und der modischen Ornamente schließt sich an, und erst dann zeichnet der Kostümbildner die endgültigen Figurinen.

Spielt der Film in der geschichtlichen Vergangenheit, kann er zwar einen orientierenden Blick auf die Figurinen werfen, aber verwerten kann er sie nur sehr bedingt, denn alle Kostüme der Vergangenheit müssen in unsere heutige modische Ausdruckssprache übersetzt werden. Würde man es wagen, die sklavische Nachbildung alter, noch so echter Originale in einem Film zu zeigen, so könnte es nicht ausbleiben, daß die Träger dieser Kostüme wie einem Museum entsprungen einherwandeln würden. Es wäre dem Zuschauer unmöglich, hinter diesen musealen Eindrücken an das Leben der Gestalten zu glauben, womit wiederum die künstlerische Zweckbestimmung des Films illusorisch sein würde.

Beim Entwurf historischer Kostüme wird es für den Kostümbildner also nur darauf ankommen, die Stilelemente der jeweiligen Epoche zu verwerten. Renaissance, Frühborock, Spätbarock, Rokoko und Biedermeier, ja selbst die Zeit der 1870er Jahre bis zur Jahrhundertwende hat ihre Eigenart, und diese Eigenart gilt es, in der Weise auszuwerten, daß der Kostümbildner bei der notwendigen Stilisierung auch die modischen Elemente jener Zeit verarbeitet. Selbstverständlich sind bei dieser Arbeit gewisse Rücksichten auf die Persönlichkeit desjenigen Schauspielers und derjenigen Schauspielerin geboten, die die Kostüme zu tragen haben werden.

Eine besondere Bedeutung kommt bei der Schöpfung neuer Filmkostüme der Farbe und der Stoffstruktur zu. Schon die Kamera der damaligen Schwarz-Weiß-Filme liebte die Kontraste; dementsprechend hatte der Kostümbildner kontrastreiche Stoffe zu wählen und ihre Gesamtwirkung auf Schwarz-Weiß abzustimmen.

Damit ist die Zeit der Vorbereitungen abgeschlossen, die Arbeit in den Schneiderateliers beginnt. Nach den Figurinen des Kostümbildners und seinen weiteren sachlichen Angaben entstehen nunmehr in schneller, planmäßiger Arbeit die Kostüme, und während hier die Nähmaschinen rasseln, richtet der Kostümbildner seine Aufmerksamkeit auf die letzte Vervollständigung des modischen Bildes, auf Schmuck und Schuhe, Taschen, Schals, Handschuhe, Hüte und was dergleichen bedeutsame Kleinigkeiten mehr sind. Mit den Kostümproben erreicht die praktische Arbeit des Kostümbildners ihren Höhepunkt. Nun wird sich erweisen, ob er stilgerecht und persönlichkeitsecht gedacht, gezeichnet und die Verwirklichung seiner Entwürfe überwacht hat.

Die Kostüme werden dann einer kompromißlosen Belastungsprobe unterzogen, wobei es sich oft genug als notwendig herausstellt, zugunsten der besseren optischen Wirkung von der festgelegten Figurine abzuweichen, ohne indes den Stil zu verletzen.

Der allerletzte Blick des Kostümbildners gilt dann der vom Maskenbildner geschaffenen Frisur, denn auch der Stil der Perücke gehört zum Kostüm und damit zum Verantwortungsbereich des Kostümbildners.

Und dann wird gedreht.

Wie schon vor dem Zweiten Weltkriege, so ist auch heute noch die Herstellungsfirma des Films Auftraggeberin und Eigentümerin der kostümlichen Ausstattung, wenn es auch gewisse Sonderfälle gibt, wo — besonders bei den männlichen Darstellern — die Filmschaffenden ihre eigenen Kleider tragen. Diese Fälle sind jedoch selten; normalerweise werden für jeden neuen Film neue Kostüme geschaffen, die nach Abschluß der Dreharbeiten dem Fundus der Herstellungsfirma überantwortet werden. Selbstverständlich vermotten sie nicht in den riesigen Magazinen, sondern bilden die stoffliche Grundlage für Schöpfungen, die in späteren Filmen gebraucht werden.[1]

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 41/42, 11. November 1942