Loki

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Loki mit dem von ihm erfundenen Fischernetz. Isländisches Manuskript aus dem 18. Jahrhundert.

Loki (oder Loche; auch Loptr; bei Dichtern gelegentlich auch „Brîsîngs Þiofr“[1]) ist eine Gottgestalt aus der germanischen Mythologie. Nicht unumstritten wird Loki manchmal als identisch mit Ve bzw. Lodur identifiziert und wie Wodan und Hönir zu den Schöpfungsgöttern gezählt. Er ist das Kind zweier Riesen, dennoch einer der Asen. Sein Vater ist Farbauti, seine Mutter Laufey (Laubinsel) oder Nal (beide mütterlichen Namen sind erwähnt), seine Brüder sind Byleist und Belblindi, seine Frau ist Sigyn. Durch „Blutsbrüderschaft“ steht er in besonderer Beziehung zu Wodan (bzw. nordgerm. Odin). Zu Unrecht wird Loki, ähnlich wie Hel, häufig gänzlich negativ thematisiert.

Beschreibung anhand einiger Mythen

„Loki ist schmuck und schön von Gestalt,
aber bös von Gemüt und sehr unbeständig.
Er übertrifft alle andern in Schlauheit und in jeder Art von Betrug.”
- Gylfaginning, 33

Loki ist der Gott der Strategie, List und Erfindungen. Er besitzt Schuhe, mit denen er durch Luft und über Wasser gehen kann.[2] Da Loki halb Ase, halb Riese ist, scheint sein Verhältnis zu den Asen auch zwiespältig zu sein. Doch von Wodan (Odin) wird er geachtet; die beiden schließen sogar Blutsbruderschaft. Außerdem hilft Loki dem Donar (nordgerm. Thor) durch eine List bei der Wiederbeschaffung seines Hammers Mjöllnir, der von den Riesen gestohlen wurde. Loki gilt je nach mythologischer Begebenheit einerseits als Freund und andererseits als Feind bestimmter Gottheiten. Erst nachdem er Hödur durch eine List dazu brachte, seinen Bruder Balder zu töten, verbannt ihn Wodan.

Die Riesin Sigyn gebar ihm Narfi; mit der Riesin Angurboda zeugte er drei, mitunter als Feinde der Asen, auftretende Nachkommen:

  • Die Midgardschlange (Jörmungand), welche Donar (Thor), den Freund der Menschen, zum Ende aller Zeiten töten wird
  • Die Todesgöttin Hel
  • Den Wolf Fenrir (Fenriswolf), der beim Weltende den Göttervater Odin verschlingen wird

Außerdem brachte er selbst Sleipnir (Das achtbeinige Pferd Wodans) zur Welt: Er verwandelte sich in eine Stute, um Savadilfari, den Hengst des Riesen, der die Götterburg errichten sollte, von der Baustelle zu locken, damit der Riese den vereinbarten Termin nicht einhalten konnte. Einige Monate nach diesem Ereignis wird Sleipnir geboren. Loki schenkte das Fohlen Wodan.[3]

Vor allem ist Loki der Feind Balders und der Erzfeind Heimdalls. Am Tod Balders, des „Feindes allen Unrechts“, hat Loki als Ratender (an. radbani) Anteil, indem er den blinden Hödr veranlasst, einen Mistelzweig zu werfen, so zu lesen in den Träumen Balders (an. Balders Draumar). Mit dieser Tat leitet Loki den Untergang der Götterwelt ein.

Loki ist ein Gestaltenwechsler, ein Meister der Metamorphose, der sich in die verschiedensten Tiere und Menschen verwandeln kann. In den überlieferten Mythen ist er Adler, Stute, Lachs, eine Fliege oder ein altes Weib. Denn er wechselt auch sein Geschlecht, erlebt Schwangerschaft und Geburt, trägt in Gestalt einer Stute das achtbeinige Ross Wodans, Sleipnir, aus, wie die Sage vom Riesenbaumeister erzählt. Das wird von den germanischen Göttern für einen Mann als schändlich betrachtet. Es ist „eines Argen Art“, sich als Mann wie ein Weib aufzuführen: „Unter der Erde acht Winter warst du / Milchende Kuh und Mutter/ denn du gebarest da / das dünket mich eines Argen Art“.[4]

Loki, der mythologische Erfinder des Fischnetzes, wurde mitunter auch zum Opfer seiner eigenen Erfindungen: So hatte er die Asen in seinen Zankreden (Lokasenna) derart erzürnt, daß er sich vor ihnen verstecken musste. Auf einem Berg schuf er sich ein Haus mit vier Türen, so daß er nach allen Seiten sehen konnte. Tagsüber verwandelte sich Loki von Zeit zu Zeit in einen Lachs, um sich im Wasserfall Franangr zu verstecken. Einmal, als er so alleine da saß, nahm er Flachsgarn und verflocht es zu Maschen, „wie man seitdem Netze macht“. Da sah er, daß die Asen nicht weit von ihm waren, und er sprang schnell als Lachs ins Wasser, um sich zu verstecken. Die Asen fanden das Netz, und einer von ihnen kam auf die Idee, daß es ein gutes Mittel sei, Fische zu fangen. Als Loki von dem Fischnetz in die Enge getrieben war, sprang er darüber. Donar griff nach ihm und bekam ihn auch in der Mitte zu fassen, aber er glitt ihm aus der Hand, so daß er ihn erst am Schwanz wieder festhalten konnte.[5] Es heißt, daß daher und seitdem der Lachs hinten spitz zuläuft.

„The Punishment of Loki“, Gemälde von James Doyle Penrose (1862–1932)

Der gefangene Loki wurde, zur Strafe für den Tod des Baldur, mit den Eingeweiden seiner Söhne auf spitze (dreikantige) Felsen gefesselt. Über seinen Kopf hing man eine giftige Schlange, die ätzenden Speichel tropfen ließ. Seine Frau Sigyn fing diesen Speichel in einer Schüssel auf. Nur wenn sie die Schüssel wegzog, um sie zu leeren, trafen ein paar Tropfen auf Lokis Gesicht. Er schüttelte und wand sich so gewaltig unter seinen Schmerzen, daß dadurch die Erdbeben entstanden.[5]

In der Ragnarök (Schicksal der Götter) ist er der Anführer der Vernichtung von Götter- und Menschenwelt. Dann wird er die Toten, das Gefolge seiner Tochter Hel, zur Schlacht auf die Ebene Wigrid führen.[6] Er soll auch das Schiff Naglfar kommandieren, das die Unholden befördern wird.[7] Loki und der Gott Heimdall töten sich in der Ragnarök gegenseitig.

Theorien zur Gestalt Lokis

Lokis Handlungen lassen erkennen, daß diese Schlechtes wie auch Gutes bewirken (letzteres oft auch gegen seine ursprüngliche Intention) wie es auch die Natur des Feuers ist, dessen Gottheit er darstellt. Oft wird Loki wegen seiner Listigkeit und seiner Kreativität von den anderen Gottheiten herangezogen, um aussichtslose Situationen zu bewältigen, was er auch immer schafft. Ebenso lässt er sich durch diese verpflichten, durch seine Schalkhaftigkeit angerichteten Schaden wieder gut zu machen.

Eine der Theorien über die Gestalt des Loki besagt, daß die Beschreibung seines Wesens als böse oder destruktiv als ausschließlich christliche Sichtweise erkannt werden muss. Da nahezu alle schriftlichen Belege über Loki aus dem Hoch- und Spätmittelalter stammen, kann nicht ganz zweifelsfrei behauptet werden, daß Loki in der beschriebenen Weise tatsächlich ein germanischer Gott war. Eine weitere und, von einigen Historikern vertretene, Theorie führt an, daß Loki eine christliche Erfindung sei und der germanischen Götterwelt erst lange nach deren Verdrängung durch das Christentum zugedichtet worden sei.

Dennoch scheint gerade die Ambiguität Lokis ein Hinweis auf eine authentische vorchristliche Gestalt zu sein, die eine alleinige Zuschreibung des nur Guten und nur Bösen nicht kennt. Es ist davon auszugehen, daß die bösen Seiten Lokis in christlicher Zeit nicht hinzugefügt, sondern die guten Wesenszüge und Taten weitgehend getilgt und die übriggebliebenen bösen betont wurden.

Rezeption

Die Christen setzten Loki mit dem Luzifer gleich.[8] Jacob Grimm befand eine Ähnlichkeit des nordischen Loki zu den griechischen Sagengestalten Prometheus und Hephaistos.[9] In der Fesselung und Qual Lokis finden sich auch Parallelen zum Typhon.

Es sind verschiedene Redensarten und Benennungen mit Loki bekannt: in Skandinavien heißt es Loki fer yfir akra („Loki fährt über die Äcker“) oder Locke dricker vand („Loki trinkt Wasser“), womit brennende Sonne und Feuer gemeint sind. Wenn die Späne (Loka spœnir) im Feuer knistern, heißt es „Loki schlägt seine Kinder“. Lokkens havre ist die Bezeichnung für das besonders unerfreuliche Unkraut (Polytrichum comm). Lokabrenna heißt der Stern Sirius.[10] Auf Island sagt man auch „Da ist ein Loki drin“, wenn ein Faden sich verwickelt hat.[11]

Siehe auch

Verweise

Literatur

  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. K. W. Schütz- Verlag, Coburg, ISBN 3-87725-133-1 (Überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1943 nach dem Exemplar des Verlagsarchives)
  • Georges Dumézil: Loki. Darmstadt 1959
  • Folke Ström: Loki: Ein mythologisches Problem. Stockholm 1956
  • Yvonne S. Bonnetain: Der nordgermanische Gott Loki aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Göppingen 2006, Göppinger Arbeiten zur Germanistik Nr. 733, Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 2005, ISBN 3-87452-985-1

Fußnoten

  1. Vgl: den Artikel →Brisingamen; und Jacob Grimm: Deutsche Mythologie I., Seite 254
  2. Skaldskaparmal, Strophe 61
  3. Gylfaginning, Strophe 42
  4. Lokasenna (Lokis Zankreden), Strophe 23
  5. 5,0 5,1 Gylfaginning, Strophe 50
  6. Gylfaginning, Strophe 51
  7. Völuspa, Strophe 43
  8. BELLINGER, 1997, S. 280
  9. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie, I., S. 200
  10. Deutsche Mythologie, I., S. 200f.
  11. BELLINGER, 1997, S. 280