Adrastos (Argos)
Adrastos (altgr. Ἂδραστος) ist in der Hellenischen Mythologie der König von Argos.
Adrastos ist der Sohn des Talaos und der Lysimache, Tochter des Abas (Im Hyginus Mythographus wird jedoch als Mutter Eurynome, die Tochter des Iphitos bezeichnet, bei Pausanias ist es Lysianassa, Tochter des Polybos). Er wurde als König von Argos von Amphiaraos vertrieben und floh zu Polybos, nach Sikyon, wo er nach dessen Tod den Thron bestieg. Später söhnte er sich mit Amphiaraos wieder aus, gab ihm seine Schwester Eriphyle zur Gattin und kehrte nach Argos zurück. Seine Gemahlin war Amphithea.
Um einem Orakelspruch zu gehorchen, der ihm verkündet hatte, er würde seine Töchter einem Eber und Löwen geben, vermählte er die eine Tochter, Deïpyle, an Tydeus, die andere, Argeia, an Polyneikes, da er aus ihrem Kampf vor seinem Hause, entweder an den Fellen, die sie trugen, oder an ihren Schildzeichen erkannte, daß sie vom Orakel gemeint gewesen seien. Polyneikes war von seinem Bruder Eteokles aus Theben vertrieben worden, und Adrastos unternahm, um ihn in sein väterliches Erbe wieder einzusetzen, den Zug gegen Theben, der unter dem Namen des Zugs der Sieben gegen Theben bekannt ist. Von den Helden war Adrastos der einzige, der mit Hilfe seines Pferdes Areion davonkam. Zehn Jahre darauf unternahm er den zweiten Feldzug mit den Nachkommen der erschlagenen Helden, den sogenannten Epigonen, eroberte auch die Stadt, verlor aber dabei seinen Sohn Aigialeus. Aus Gram darüber starb er auf dem Rückweg in Megara, wo er begraben wurde. Adrastos, ursprünglich ein dem Dionysos entsprechender Gott, wurde in späterer Zeit noch an verschiedenen Orten als Heros verehrt.
Literatur
- Heinrich Wilhelm Stoll: Adrastos 1). In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 78–83 (Digitalisation)