Träger, Albert

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Albert Traeger)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Albert Träger (* 12. Juni 1830 in Augsburg; † 26. März 1912 in Berlin-Charlottenburg) war ein deutscher Schriftsteller und Politiker der Fortschrittlichen Volkspartei.

Leben

Er studierte von 1848 bis 1851 Rechts- und Staatswissenschaften in Halle und Leipzig und war ab 1862 als Rechtsanwalt und Notar in Cölleda und ab 1875 in Nordhausen tätig. 1891 zog er nach Berlin. Er war Herausgeber des „Jahrbuchs Deutsche Kunst in Bild und Lied“ und schrieb unter anderem für die Zeitschrift „Die Gartenlaube“ und das „Berliner Tageblatt“. 1912 war er Alterspräsident des Reichstags.

Nachruf:

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.
Albert Träger.jpg

Der deutsche Reichstag hat seinen Alterspräsidenten, die Fortschrittliche Volkspartei ihren Senior verloren. In den ersten Nachmittagsstunden, kurz vor 3 Uhr ist Albert Träger in einem Sanatorium im Grunewald gestorben, in das er sich vor wenigen Tagen erst begeben hatte, nur zu dem Zweck, der Unruhe des bevorstehenden Umzuges in ein neues eigenes Haus zu entgehen. Träger ist an der Krankheit des Alters, an Herzschwäche gestorben, ohne daß er eigentlich vorher krank und bettlägerig gewesen ist. Die Herzbeschwerden hatten sich in den letzten Wochen zuweilen stark fühlbar gemacht, er war an das Zimmer gefesselt, aber er hat bis zuletzt Besuche empfangen, ein aufrechter Mann, der sich des nahen Endes bewußt war und auch darüber mit feinem elegischen Humor sprach. Er hatte gestern noch einen recht guten Tag, heute Vormittag trat starke Atemnot ein und nach kurzem Todeskampf ist er im Beisein seiner Kinder und seines Schwiegersohnes, mit denen er in liebevoller häuslicher Gemeinschaft lebte, sanft entschlafen.

Ein Politiker von Geist und Charakterfestigkeit, ein bekenntnistreuer Demokrat, ein Vorkämpfer des Liberalismus aus jener Zeit, in der sich dieser Begriff mehr als jetzt in dem Ideal der persönlichen Freiheit konzentrierte, ein Sänger und ein Dichter, der Jahrzehnte hindurch durch die politische Lyrik als Sänger der damals auf ihrem Höhepunkt als Blatt des Bürgertums stehenden „Gartenlaube" großen Einfluß ausgeübt hat, und ein edler liebenswürdiger Mensch, ein vortrefflicher Freund, ein Mann von hoher Kunst der Rede, ein Frauenlob in festlichem Kreise, ist mit Albert Träger dahingegangen. Was heute der Präsident Kämpf im Reichstage ihm nachrief, daß dieser verehrte Mann zwar politische Gegner, aber nie einen persönlichen Feind gehabt hat, das ist richtig. Er war auch in den Zeiten scharf zugespitzter, nervös gereizter politischer Gegnerschaften einer der wenigen noch, die in der Vertretung, entschiedener Anschauungen doch nie die Formen des geistig hochstehenden Mannes verletzten. Das entsprang seiner ganzen vornehmen Gesinnung und er wurde dabei unterstützt von der auch seltener werdenden Gabe eines sehr feinen echten Humors. Es hat ihn jeder gern gehabt, der seiner Sitten Freundlichkeit erfahren. Und als er vor wenigen Wochen als Alterspräsident die Geschäfte des Reichstags leitete, da war's ein intimer Genuß, zu sehen, wie dieser liebe, feine, vornehme alte Herr es verstand, sogar die formelmäßigen Funktionen des Alterspräsidenten humoristisch zu veredeln. Der Reichstag hat ihn gern gehabt, diesen Alterspräsidenten, und in allen Parteien trauert man ihm ehrlich nach. Albert Träger hat ein glückliches Lebenbis in die letzten Tage geführt, glücklich durch die Liebe zweier Töchter und deren Gatten und der Enkelkinder, glücklich und erfolgreich in seinem Beruf, dem des Anwalts. Denn dieser Politiker und Parlamentarier und Dichter und kunstsinnige Mann war ein vielbeschäftigter Anwalt und Notar, ungewöhnlich fleißig und gewissenhaft, ein forensischer Verteidiger allerersten Ranges, eine Zierde des Anwaltstandes, glücklich auch als. Politiker und Volksvertreter, denn er ist seinen Idealen und ihm sind seine Wähler treu geblieben. In den Bauernstuben des Kreises Varel-Jever hängt das Bild des beliebten Vertreters. Und glücklich als Dichter, der ins Volk gedrungen ist, als ein später Romantiker, der ein weiches liebebedürftiges Herz schämig hinter Ironie versteckte. Es vervollständigt den romantischen Zug im Bilde des Menschen und Künstlers, daß er ohne jede konfessionelle Engherzigkeit ein gottgläubiger Christ war, ein Protestant, in dessen Zimmer aber ein schönes Muttergottesbild und auch eine ewige Lampe nicht fehlten.

Als heute der Präsident im Reichstag mit einer Stimme, die mit Tränen kämpfte, Trägers Tod in kurzem Nachruf mitgeteilt hatte, ging Herr v. Normann, der Führer der Konservativen, zu den Freisinnigen herüber und kondolierte Herrn Fischbeck, und Graf Praschma sprach dem Präsidenten Kämpf das Beileid des .Zentrums aus. Ein Mann ist gestorben, der mit Recht viel Liebe und Verehrung genossen hat. Die ihm als Freunde näher standen, betrauern den Verlust des besten Genossen und einer reinen Seele.

Quelle: Irenaeus Von August Stein, S. 78ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Werke (Auswahl)

  • Gedichte. Keil, Leipzig 1858 (PDF-Datei)
  • Übergänge. Novelle, C. F. Winter, Leipzig und Heidelberg 1860 (PDF-Datei)
  • Deutsche Lieder in Volkes Herz und Mund Hrsg. (1864) (PDF-Datei)
  • Deutsche Kunst in Bild und Lied. Original-Beiträge deutscher Maler, Dichter und Tonkünstler. Klinkhardt Verlag, Leipzig, Berlin, Wien 1865-1884
  • 1870. Sechs Zeitgedichte. Lipperheide, Berlin 1870 (PDF-Datei)
  • Lieder, Balladen, Romanzen: Harmonisch verbunden mit der bildenden Kunst durch Illustrationen (1871) (PDF-Datei)