Alles schweige! Jeder neige

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Alles schweige! Jeder neige ist ein deutsches Vaterlandslied aus dem 18. Jahrhundert. Der aus verschiedenen Quellen entstandene Text stammt teilweise aus der im Jahre 1781 erfolgten Ausarbeitung von August Niemann (1761–1832). Die Musik, teilweise aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, gehörte ursprünglich zu dem Text „Landesvater, Schutz und Rater, es lebe mein Landgraf Philipp hoch“, hat daher auch den Namen „Landesvater“ erhalten und ist ab ca. 1770 bekannter geworden – aufgeschrieben wurde er dann um 1823 von Friedrich Silcher.

Korporationsstudentisches Ritual

Zu diesem Lied pflegen Korporationsstudenten das Ritual des Landesvater Stechens, bei dem die Mützen der Mitglieder während des Gesanges auf einen Schläger gespießt werden. Bei den frühen, landsmannschaftlich orientierten Studentenverbindungen war es üblich, zu Ehren ihres Herkunftslandes einen „Landesvater zu stechen“. Da es generell üblich war, die eigene landsmannschaftliche Verbindung mit der Heimatregion (Preußen, Mark Brandenburg, Westphalen usw.) gleichzusetzen, wurde der „Landesvater“ zur feierlichen Bekräftigung der Freundschaft und Verbundenheit mit seinen Bundes- bzw. Corpsbrüdern. Die durchstochenen Stellen der Mützen werden oft in Eichenblatt- oder Weinlaubform umstickt.

Text

Noten zum Lied

Kursiv gesetzt: Beschreibung des Rituals nach dem „Bundesliederbuch der Deutschen in Böhmen“ (ca. 1900)


Alles schweige! Jeder neige
ernsten Tönen nun sein Ohr!
Hört, ich sing’ das Lied der Lieder
hört es, meine deutschen Brüder,
hall es wieder, froher Chor!


Deutschlands Söhne, laut ertöne
euer Vaterlandsgesang!
Vaterland, Du Land des Ruhmes
weih’ zu Deines Heiligtumes
Hütern uns auf Lebenslang


Hab und Leben dir zu geben
sind wir allesamt bereit;
sterben gern zu jeder Stunde
achten nicht die Todeswunde,
wenn das Vaterland gebeut.


Wer’s nicht fühlet, selbst nicht zielet
stets nach deutscher Männer Wert,
soll nicht unsern Bund entehren,
nicht bei diesem Schläger schwören,
nicht entweihn das deutsche Schwert.


Lied der Lieder, hall es wieder:
groß und deutsch sei unser Mut!
Seht hier den geweihten Degen,
tut, wie brave Burschen pflegen,
und durchbohrt den freien Hut!


Seht ihn blinken in der Linken,
diesen Schläger, nie entweiht!
Ich durchbohr’ den Hut und schwöre:
halten will ich stets auf Ehre,
stets ein braver Bursche sein!


Alle: Du durchbohrst etc..

Der Präses zum Nachbar, ihm den Becher reichend:

Nimm den Becher, wack’rer Zecher,
vaterländ’schen Trankes voll!


(Die Präsides überreichen den Nachbarn die Schläger)


Nimm den Schläger in die Linke,
bohr’ ihn durch den Hut und trinke


(den Becher leerend)

auf des Vaterlandes Wohl!


Einzelne:

Seht ihn blinken in der Linken,
diesen Schläger, nie entweiht!

Alle:

Seht ihn blinken in der Linken,
diesen Schläger, nie entweiht!

Einzelne:

Ich durchbohr' den Hut und schwöre:
halten will ich stets auf Ehre,
stets ein braver Bursche sein!


Alle: Du durchbohrst etc.. Diese beiden vorhergehenden Strophen werden bis zu beendetem Umgange der Schläger gesungen – danach:

Die Präsides:

Komm, du blanker Weihedegen,
freier Männer freie Wehr:
Bringt ihn festlich mir entgegen,
von durchbohrten Hüten schwer.
Laßt uns festlich ihn entlasten,
jeder Scheitel sei bedeckt!
Und dann laßt ihn unbefleckt
bis zur nächsten Feier rasten!


Auf, ihr Festgenossen, achtet
unsre Sitte, heilig, schön!
Ganz mit Herz und Seele trachtet,
stets als Männer zu bestehn!
Froh zum Fest, ihr trauten Brüder,
jeder sei der Väter wert:
Keiner taste je ans Schwert,
der nicht edel ist und bieder!


So nimm ihn hin,
dein Haupt will ich bedecken
und drauf den Schläger strecken,
es leb auch dieser Bruder hoch!
Ein Hundsfott, wer ihn schimpfen sollt!
So lange wir ihn kennen,
woll’n wir ihn Bruder nennen,
es leb auch dieser Bruder hoch!
Ein Hundsfott, wer ihn schimpfen sollt!


(auf die 2. Melodie „Komm du blanker Weihedegen“)

Ruhe von der Burschenfeier,
blanker Weihedegen, nun!
Jeder trachte, wackrer Freier
um das Vaterland zu sein!
Jedem Heil, der sich bemühte,
ganz zu sein der Väter wert!
Keiner taste je ans Schwert,
der nicht deutsch ist von Geblüte!


weitere Strophe:

Lied der Lieder, hall es wieder
Groß und deutsch sei unser Mut!
Alle seid in Lieb’ umschlungen
alle Stämme deutscher Zungen,
all verwandt durch Bruderblut!

Publikationen

Das Lied ist u. a. erschienen in:
Breslauer Burschenlieder (1821) • Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1856) • Liederbuch des Handerker-Vereins zu Potsdam (1859, Strophen 1-4) • Feuerwerker-Liederbuch (1883) • Deutsches Armee Liederbuch (gekürzt) • Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) • Bundesliederbuch der Deutschen in Böhmen (ca. 1900) • Deutsches Lautenlied (1914) • Sport-Liederbuch (1921, 1-3,5.) • Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) • Weltkriegs-Liedersammlung (1926) • CC Liederbuch (1940)