Corps

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Chargierte (Inhaber von Führungsämtern) der Kränzchen (landsmannschaftliche Vereinigungen an alten deutschen Universitäten) in Frankfurt an der Oder im Jahre 1805; links (schwarzer Frack) „Schlesier“, Mitte (weißer Frack) „Märker“, rechts (grüner Frack) „Preuße

Die Corps sind besonders alte Studentenverbindungen. Nach studentengeschichtlichen Begriffen eher wertkonservativ, sind sie von jeher teilweise der Überstaatlichkeit verschrieben. Die ersten Corps entstanden noch vor den Burschenschaften im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Die zeitweilige Schreibweise Korps wurde 1911 aufgegeben, da diese den Armee-Korps u. a. des Kaiserlichen Heeres vorbehalten war.

Geschichte

Porträt Otto von Bismarcks als Corpsstudent in Göttingen 1832/33 in abgewandelter Deutscher Nationaltracht (die Altdeutsche Tracht galt seit 1819 als verboten) gezeichnet von Gustav Scharlach (1811-1881), Geheimer Regierungsrat und Amtshauptmann in Hannoversch Münden.
Wilhelm II. als Korporierter im Couleur des Corps Borussia Bonn (pflichtschlagend und farbentragend)

Die Gründung der Urburschenschaft in Jena im Jahre 1815 – während der Freiheitskriege gegen Napoleon Bonaparte und seine französischen Invasoren – und die Ausbreitung der burschenschaftlichen Idee über ganz Deutschland stellte die Corps vor eine große Herausforderung. Die Forderung war, alle landsmannschaftlich orientierten Zusammenschlüsse an einer Universität aufzulösen und in eine einheitliche gesamtdeutsche Burschenschaft (verbreiteter Name war „Germania“) zusammenzuführen. Dieser Egalitarismus stellte den Alleinvertretungsanspruch der Senioren-Conventen (SC) in Frage.

Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – insbesondere in Vorbereitung der Verbandsgründung 1848 – die ersten Definitionen formuliert wurden, worin das Eigentümliche der Corps im Verhältnis zu den anderen neu gegründeten Verbindungen bestehe, wurde die unpolitische Ausrichtung betont. Corps schreiben ihren Mitgliedern keine politische Richtung vor, bereiten sie aber auf verantwortungsvolle Positionen in der Gesellschaft vor. Das wurde bereits in den Jahren und Jahrzehnten nach der Gründung der ersten Corps deutlich.

So beteiligten sich Corpsstudenten an der Organisation des Hambacher Festes 1832, wie die Rechtsanwälte Johann Georg August Wirth (Corps Franconia Erlangen) und Joseph Savoye (Corps Hassia Heidelberg).[1] Teilnehmer waren auch die Publizisten Friedrich Wilhelm Knoebel und Georg Geib (beide Corps Rhenania Heidelberg, Corps Rhenania Erlangen, Corps Hassia Heidelberg).[2]

Der Nationalversammlung in der Paulskirche gehörten schließlich insgesamt 585 Abgeordnete an, inklusive Nachrücker sind 812 Abgeordnete in historischen Dokumenten namentlich nachweisbar, rund 600 davon mit akademischer Ausbildung. Von diesen sind 106 Personen heute mit Hilfe der Mitgliedslisten des Kösener Senioren-Convents-Verbandes als Corpsstudenten zu identifizieren. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele nur kurzfristig existente Corps gab, von denen heute keine Aufzeichnungen mehr vorhanden sind, so daß also von einer entsprechenden Dunkelziffer auszugehen ist. Dritter Präsident der Nationalversammlung war Eduard Simson (Corps Littuania Königsberg), der schließlich als Führer der Abordnung des Parlaments dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die erbliche Kaiserwürde antrug. Dieses Ansinnen scheiterte jedoch mit dem Entwurf der Reichsverfassung.

Korporierter Charakter

Korporierte Corpsstudenten waren aber nicht nur Revolutionäre und Aufrührer, sondern dienten auch den Herrschern der deutschen Einzelstaaten in hohen Positionen. Schon damals war die Präsenz der Corpsstudenten in sich politisch entgegenstehenden Lagern typisch. Im folgenden einige Beispiele:

Teilweise trafen Corpsstudenten sogar in bewaffneten Auseinandersetzungen aufeinander. So setzte der Deutsche Bund den General Friedrich Freiherr von Gagern (Corps Hannovera Göttingen) als Befehlshaber der Bundestruppen ein, um die von dem Corpsstudenten Friedrich Hecker in Südwestdeutschland angeführte Volkserhebung niederzuschlagen. Nach gescheiterten Verhandlungen fiel der General am 20. April 1848 im Gefecht auf der Scheideck bei Kandern, die Revolutionäre wurden dennoch geschlagen. Hecker entkam in die VSA und wurde dort neben dem Corpsstudenten Gustav Struve zum Kreis der bedeutenderen Forty-Eighters gezählt.

„Ich würde, wenn ich heute wieder auf die Universität käme, auch heute noch in ein Corps gehen. Kein Band hält so fest wie dieses.“Otto von Bismarck am 27. April 1896

Kaiser Wilhelm II. hielt auch nach seiner Thronbesteigung Kontakt zu seinem Corps in Bonn. Er betrachtete die Corps als erprobte Ausbildungsstätte des Führungsnachwuchses im Kaiserreich. So sagte er am 6. Mai 1891 in einer Rede vor dem Bonner SC:

„Ich hoffe, daß, solange es deutsche Korpsstudenten gibt, der Geist, wie er im Korps gepflegt wird und durch den Kraft und Mut gestählt wird, erhalten bleibt, und daß Sie zu allen Zeiten freudig den Schläger führen werden. Unsere Mensuren werden im Publikum vielfach nicht verstanden. Das soll uns aber nicht irre machen. Wir, die wir Korpsstudenten gewesen sind, wie Ich, wir wissen das besser. Wie im Mittelalter durch die Turniere der Mut und die Kraft des Mannes gestählt wurden, so wird auch durch den Geist und das Leben im Korps der Grad der Festigkeit erworben, der später im großen Leben nötig ist, und der bestehen wird, solange es deutsche Universitäten gibt.“ [3]

Drittes Reich

Viele Corpsstudenten waren zunächst begeisterte Anhänger des Nationalsozialismus. Der Verlust der Monarchie, die Niederlage im Weltkrieg, die Demütigung des Friedensvertrages von Versailles, die Beschneidung der Ostgebiete des Deutschen Reiches, die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 und die Wirren der Weimarer Republik ließen sie wie die meisten Deutschen auf die nationale Revolution und den starken deutschen Nationalstaat hoffen. Wie Viktor Lutze und Rudolf Heß in ihren Erlassen 1935 und 1936 feststellten, gab es trotzdem unvereinbare Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Corpsstudententum.

Prominente Corpsstudenten (Auswahl)

Kösener Verband

Beim Kösener Verband kann offiziell jeder an einer bundesdeutschen, österreichischen oder schweizerischen Universität immatrikulierte männliche Student einspringen,[4] ungeachtet seiner Staatsangehörigkeit, sozialen oder ethnischen Herkunft sowie Religionszugehörigkeit. Dadurch unterscheiden sich Corps von anderen Formen studentischer Korporationen, die wie die Deutsche Burschenschaft nur Deutsche oder wie der Wingolfbund und Katholische Studentenverbindungen nur Mitglieder bestimmter Konfessionen aufnehmen. Es wird jedoch auch beim Corps eine germanophile Grundgesinnung vorausgesetzt. Das trifft jedoch nicht auf alle Kösener Corps zu. Zudem gibt es auch Corps in anderen Verbändern, bzw. verbandsfreie Corps, welche sehr wohl ethnische Einschränkungen haben. Bei vielen Corps werden nur Europäer zugelassen.

Die Corps (nicht einzelne Corpsstudenten) beziehen von jeher keine Stellung zur Tages- oder Parteipolitik.

Fußnoten

  1. Egbert Weiß: Corpsstudenten im Vormärz - Verfolgte und Verfolger. Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung, Einst und Jetzt 33 (1988), S. 47-63 und 34 (1989), S. 264-265.
  2. Edgar Süß: Die Pfälzer im "Schwarzen Buch". Ein personengeschichtlicher Beitrag zur Geschichte des Hambacher Festes, des frühen pfälzischen und deutschen Liberalismus, Heidelberg 1956
  3. Kaiser Wilhelm II. beim Antrittskommers des Bonner SC im Mai 1891, zitiert nach Adolf Meyer: Neue Schule des kommentmäßigen akademischen Schlägerfechtens, Leipzig 1906 (Nachdruck herausgegeben von Peter Hauser, WJK-Verlag, Hilden 2006) ISBN 3-933892-13-9
  4. „Einspringen“ bedeutet in der Sprache der Korporierten „beitreten“, wenn auch die Verwendung des Begriffes seltener geworden ist. Auch bei schlagenden Verbindungen wird während der Mensur eingesprungen, so durch den Sekundanten zum Schutz des Paukanten nach gefallenem Hieb und einem „Halt“ als Deckung vor einem weiteren, unerlaubten Hieb.