Ascher, Saul

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Saul Ascher (* 6. Februar 1767 in Berlin; † 8. Dezember 1822 ebenda) war ein jüdischer Publizist, Übersetzer und Buchhändler, der durch seine projüdische und antideutsche Agitation auffiel.

Positionen

In seiner ersten Publikation Bemerkungen über die bürgerliche Verbesserung der Juden betonte Ascher, speziell jüdische Charaktereigenschaften gingen nicht auf eine Veranlagung, sondern angeblich auf die jahrhundertelange Verfolgung und Diskriminierung zurück.

Anders als andere jüdische Autoren, die mit dem Toleranzedikt Kaiser Josephs II. einhergehenden Reformen - und damit eingeschlossen die allgemeine Pflicht zum Heeresdienst - begrüßten, wandte sich Ascher gegen einen von Juden zu leistenden Militärdienst. Erst eine vorauslaufende völlige Gleichberechtigung der Juden werde eine allgemeine Zustimmung auch zum Staat nach sich ziehen.

In seiner 1794 erschienen Streitschrift Eisenmenger der Zweite polemisierte Ascher gegen judenkritische Äußerungen des deutschen Philosophen Fichte, die dieser 1793 in seinen „Beiträgen zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die Französische Revolution” angebracht hatte.

1809 übersetzte Ascher die Schrift Die Neger von Henri Grégoire, ein Werk für alle, „welche die Sache der unglücklichen Schwarzen und Mulatten... verteidigen“.

Deutschland, so Ascher, sei nicht wegen schädlicher Einflüsse aus dem Ausland geschwächt, sondern, weil es sich dem Impuls der französischen Revolution von Anbeginn entzogen habe.

Aschers antideutsches Pamphlet „Germanomanie” wurde 1817 von deutschen Burschenschaftern während des Wartburgfests verbrannt.

Werke

Schriften

  • Leviathan oder über Religion in Rücksicht des Judentums (1792)
  • Eisenmenger der Zweite (1794)
  • Philosophische Skizzen zur natürlichen Geschichte des Ursprungs, Fortschritts und Verfalls der gesellschaftlichen Verfassungen (1801)
  • Orientalische Gemälde (1802)
  • Ideen zur natürlichen Geschichte der politischen Revolutionen (1802)
  • Kabinett Berlinischer Karaktere (1808)
  • Napoleon oder über den Fortschritt der Regierung (1808)
  • Rousseau und sein Sohn (1809)
  • Historisch-romantische Gruppen (1809)
  • Romane, Erzählungen und Märchen (2 Bde, erschienen 1810)
  • Bagatellen aus dem Gebiete der Poesie, Kritik und Laune (2 Bde, erschienen 1810-1811)
  • Die Entthronung Alfonsos, Königs von Portugal (1811)
  • Die Germanomanie (1815) im Weltnetz
  • Idee einer Preßfreiheit und Censurordnung (1818)
  • Die Wartburgsfeier (1818)
  • Ansicht von dem künftigen Schicksal des Christenthums (1819)

Übersetzungen

  • Henri Grégoire, Die Neger. Ein Beitrag zur Staats- und Menschenkunde. (1809)
  • Auguste Lambert, Praxède oder der französische Werther. (1809)
  • Charles Ganilh, Untersuchungen über die Systeme der politischen Ökonomie. (1811, anonym)
  • Auguste Lambert, Schwärmereien der Liebe. (1816)
  • Bernard v. Mandeville, Fabel von den Bienen. (1818, kommentiert)

Ausgaben post mortem

  • Ideen zur natürlichen Geschichte der Revolutionen, Kronberg/Ts. 1975
  • 4 Flugschriften, Berlin und Weimar 1990
  • Ausgewählte Werke. Hrsg. Renate Best, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20451-8 (umfasst vier Texte)
  • Werkausgabe. Theoretische Schriften, Band 1: Flugschriften, Hrsg. André Thiele, Mainz 2010, ISBN 978-3-940884-27-5 (umfasst sieben Essays)