Bamberger Führertagung der NSDAP
Die Bamberger Führertagung war ein Treffen der Führungsriege der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) am 14. Februar 1926. Adolf Hitler beanspruchte dort die alleinige, kompromißlose Führung innerhalb der Partei, die er im Verlaufe des Jahres auch vollständig durchsetzen konnte.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Nach dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 und dem daurauffolgenden Prozeß wegen Hochverrates wurde die NSDAP bis 1925 verboten und Hitler bis zum 20. Dezember 1924 in Landsberg zur Festungshaft verurteilt. Während dieser Zeit kam es zu Aufsplitterungstendenzen und wechselnden Führungsansprüchen innerhalb der Organisation. Vor allem unter dem Einfluß Gregor Strassers bildete sich ein linker Flügel heraus, der laut Selbstdefinition einen „nationalen Sozialismus“ statt eines „Nationalsozialismus“ zum Ziel hatte.
Verlauf und Folgen
Die Bamberger Tagung revidierte die Entwürfe der zweiten Hannoverschen Tagung vom 24./25. Januar 1926, die von Gregor Strasser einberufen worden war. Innerhalb der NSDAP kam es im Winter 1925/1926 zu einer politischen Diskussion darüber, welche Position man bei der im Reichstag anstehenden Frage der Fürstenabfindung beziehen solle. Die NSDAP-Funktionäre der Arbeitsgemeinschaft Nordwest trafen sich am 24./25. Januar 1926 in Hannover und sprachen sich gegen eine Entschädigung aus. Diese Auffassung stieß nicht auf die Zustimmung Hitlers. Eine drohende Spaltung der NSDAP wollte Hitler aber verhindern. Mit einer fulminanten vierstündigen Rede sorgte Hitler für klare Verhältnisse: Bündnis mit Italien und Großbritannien, kein Bündnis mit der Sowjetunion, Respektierung des rechtmäßig erworbenen Privateigentums.
Joseph Goebbels, der zum linken Flügel der NSDAP gehörte, zeigte sich in seinem Tagebucheintrag von Hitler zunächst enttäuscht:
- „Hitler redet. Zwei Stunden. Ich bin wie geschlagen. Welch ein Hitler? Welch Reaktionär? Fabelhaft ungeschickt und unsicher. Russische Frage: vollkommen daneben. Italien und England naturgegebene Bundesgenossen. Grauenhaft! Unsere Aufgabe ist die Zertrümmerung des Bolschewismus. Bolschewismus ist jüdische Mache! […] Fürstenabfindung! Recht muss Recht bleiben. Auch den Fürsten. Frage des Privateigentums nicht erschüttern! Grauenvoll!! […] Strasser spricht. Stockend, zitternd, ungeschickt, der gute, ehrliche Strasser, ach Gott, wie wenig sind wir diesen Schweinen da unten gewachsen. […] Wohl eine der größten Enttäuschungen meines Lebens. Ich glaube nicht mehr restlos an Hitler. Das ist das Furchtbare: mir ist der innere Halt genommen. Ich bin nur noch halb.“[1] Goebbels änderte aber bald seine Meinung und war ganz von Hitler eingenommen. Im April schrieb er: „Ich bin so etwas von glücklich!“[2].
Mit der wenig später verabschiedeten Parteisatzung vom 22. Mai 1926, die das 25-Punkte-Programm von 1920 für unabänderbar erklärte, war der Sieg über die Strasser-Gruppe vollkommen. Am 25. Juli 1926 trug Goebbels dann im Tagebuch ein: „Ihm [Hitler] fühle ich mich bis zuletzt verbunden. Nun ist mir der letzte Zweifel geschwunden. Deutschland wird leben! Heil Hitler!“[3] Schließlich rechtfertigte er seine Kehrtwendung in einem offenen Brief vom 15. November 1926.[4]