Das große Eis. Alfred Wegeners letzte Fahrt
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Das große Eis. Alfred Wegeners letzte Fahrt |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1936 |
Stab | |
Regie: | Else Wegener, Paul Künheim, Svend Noldan |
Produktion: | Atelier Svend Noldan (Berlin); im Auftrag von: N.S. Kulturgemeinde (Berlin), Deutsche Forschungsgemeinschaft (Berlin) |
Produzent: | Svend Noldan |
Das große Eis. Alfred Wegeners letzte Fahrt ist ein 78minütiger Kulturfilm von 1936. Die Urufführung fand am 28. August 1936 in Hamburg und Berlin statt.
Handlung
An der zweiten großen Aufgabe, die sich die Amtsleitung der NS-Kulturgemeinde nach dem Film „Ewiger Wald — Ewiges Volk“ stellte, nämlich der, die von dem deutschen Forscher Alfred Wegener und seinem Mitarbeiter Dr. Georgi bei ihrer Grönlandexpedition 1929/1930 gemachten Filmaufnahmen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird die Linie der Filmbestrebungen dieser Institution sichtbar. Zwischen der einen ganzen Kulturaufbau umfassenden Filmdichtung und den dokumentarischen Aufnahmen einer Expedition ins ewige Eis — zwischen der Darstellung einer großen Volkheits-Idee und derjenigen einer bedeutenden Forscherleistung sind die kulturellen Aufbauabsichten filmischer Art angelegt. Hier im Film vom ewigen Eis war die übermenschliche Forscherleistung, die Bewältigung größter Schwierigkeiten im Kampf gegen die Gewalt der Natur zu zeigen. So kam der Film vom großen Eis zustande: Die deutsche Forschungsgemeinschaft (Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft) ermöglichte es 1929 dem deutschen Forscher Alfred Wegener, eine Vorexpedition mit vier Teilnehmern nach Grönland zu machen, um dort die modernen Meßmethoden der Geophysik zu erproben. Hier wurde bereits mit Filmaufnahmen begonnen.
Im Jahre 1930 kam dann die grßle Wegener-Expedition in das Inlandeis Grönlands zustande. Drei Stationen wurden errichtet: eine an der - Westküste in 1000 m Höhe, in 3000 m Höhe die Station „Eismitte“ und die dritte an der - Ostküste. Dr. Georgi, der Expeditionskamerad und Mitarbeiter Professor Wegeners, drehte die Filmaufnahmen unter größten Schwierigkeiten. An seinem 50. Geburtstag, dem 1. November 1930, verließ Wegener mit einem Grönländer und 17 Schlittenhunden die Station Eismitte, um die 400 km entfernte Weststation aufzusuchen. Fast 60 Grad Celsius unter Null zeigte in jenen Tagen das Thermometer — die beiden erreichten das Lager nicht mehr. Vier Jahre lang lagerte das unbearbeitete Filmmaterial, bis die NS-Kulturgemeinde im Juni 1935 den Kameramann Walter Riml und Dr. Kunhenn als Zwei-Mann-Expedition ins Inlandeis Grönlands entsandte, um die vorhandenen Aufnahmen noch zu ergänzen. Mit 5000 m Material kehrten sie im September 1935 zurück. Dr. Kunhenn übernahm die Bearbeitung des Films, seine Gesamtherstellung wurde Sven Noldan (dem Schöpfer des Films „Was ist die Welt“) übertragen. Walter Riml muß man einmal erzählen hören: Das unerhörteste und phantastischste Erlebnis, das ein Mensch erschauen kann, so' betont und schildert er, ist die Kalbung eines Grönlandgletschers! Dort reichen hohe schnee- und eisbedeckte Gebirge bis ans Meer. Und die Eismassen, die sich in die Täler senken, kommen zu einem riesenhaften Strom (von oft 6-7 km Breite und bis 400 in Eishöhe) festgepreßten Eises zusammen, der sich täglich um 10 bis 20 m talabwärts schiebt. Wenn nun die Mächtigkeit des unter Wasser geschobenen Eises groß genug ist, daß der Auftrieb (Eis ist bekanntlich leichter als Wasser) stärker wird als der Zusammenhang mit der Hauptmasse, dann hebt sich das Unterwassereis gewaltsam, so, als ob ein Riese aufstehe, und bricht mit dem Donner von hundert gleichzeitigen Gewittern los, taucht auf, zerreißt in große und kleine Eisberge mit Millionen von Tonnen Gewicht eine Eismasse, die mehr Kubikinhalt hat als alle Häuser Berlins zusammen, wenn man es vergleichsweise ausdrücken will ... Der Gletscher hat gekalbt. Auch Ebbe und Flut schaffen unaufhaltsam an der Loslösung der Massen — sie heben und senken sich im Rhythmus der Gezeiten —, bis die Verbindung bricht. Das in den entstehenden Rissen gefangene Wasser saust, wenn der gigantische Block kippt, aus seinen Preßkammern in turmhohen Fontänen in die Luft — ein phantastischer Anblick. Die gerade Wand, die jetzt, nach der Kalbung, im Wasser des Fjords steht, hat immer noch eine Höhe von 60-80 Meter, das Fünf- bis Achtfache steht tief unter der Oberfläche. Vierzehn Tage lang haben Dr. Kunhenn und Walter Riml am Karajak-Gletscher ihre Kameras schußbereit stehen gehabt, um das gewaltige Naturereignis, das man jetzt in den Lichtspielhäusern verfolgen kann, im Bilde festzuhalten.