Dell, Michael
Michael Saul Dell (* 23. Februar 1965 in Houston, Texas) ist ein jüdischer Unternehmer (Vermögen: über 17 Milliarden VS-Dollar) in den Vereinigten Staaten und Gründer des weltweit zweitgrößten PC-Herstellers Dell Inc.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Michael Saul Dell wurde am 23. Februar 1965 in Houston, Texas, als Sohn eines Kieferorthopäden und einer Börsenmaklerin geboren und wuchs in jüdischen, gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach seinem Schulabschluss begann er an der University of Texas (1983/1984) in Austin ein vormedizinisches Studium, gab dieses aber gegen den anfänglichen Widerstand seiner Eltern zugunsten seiner unternehmerischen Aktivitäten wieder auf.[1]
Wirken
Elektronische Medien standen schon in Dells Jugend im Mittelpunkt seines Interesses; er nutzte sie auch für seine ersten Unternehmungen. So verdiente er früh Geld, indem er Briefmarken nicht einfach tauschte, sondern über „Mailorder“ versandte, und als erfolgreichster Abonnentenjäger der „Houston Post“ setzte er auf Informatik. Seinen ersten „PC“-Rechner, einen „Apple 4“, baute er 1980 erst einmal auseinander, um dessen Funktionieren besser zu verstehen. Als Student veredelte er günstig erstandene IBM-Rechner, die er dann per Versand weiterverkaufte.[2]
1984 gründete Michael Dell noch auf dem Campus in Austin seine eigene Firma, wofür er sich von seinem Vater 1.000 US-Dollar lieh. Schon im ersten Geschäftsjahr 1984 setzte er mit „Dell Computer“, wie er sein Unternehmen nannte, mittels veredelten Rechnern 6 Millionen US-Dollar um. Von diesem Ausgangspunkt aus wagte Dell 1985 den Aufbau einer eigenen Produktion und eröffnete sein erstes Werk in Austin. Dells weitere Wachstumsstrategie fußte auf der Erkenntnis, daß die Summe der Einzelteile eines Rechners sehr viel günstiger ist als der Preis des Markengeräts im Handel. Die erhebliche Differenz lag auch daran, daß die Hersteller großteils unproduktiv fertigten und weiteres Geld durch Lagerhaltung und die Margen der Händler verloren.[2]
Dells Geschäftskonzept fußte auf der bis dahin im Schiffs- und Flugzeugbau üblichen „Build-to-Order“-Strategie, derzufolge der Hersteller mit der Fertigung erst nach Auftragseingang beginnt und seine Zulieferer teils erst nach Verkauf des Produkts bezahlt. Dell gelang es, diese Strategie auf die Massenfertigung zu übertragen und bis zur Perfektion weiterzuentwickeln.[3] So fielen die sonst hohen Lagerkosten weitgehend weg. „Software“ und „Chips“ bezog er freilich extern – mit Microsoft und Intel als festen Partnern. Als ebenso zentral für Dells Strategie erwies sich der Direktvertrieb. Er überzeugte die Kunden durch eine rasche Auslieferung, wobei dies den Kreis der Abnehmner zunächst auf Geschäftskunden und geübte Computernutzer einengte. Seit den 1980er Jahren profitierte Michael Dell von dem Trend, daß Computer (bis dahin nur für eine elitäre Minderheit interessant) in Form von „Desktops“ (PC-Rechner) zu einer anwenderfreundlichen Massenware wurden.[2]
Unter dem Einfluss seines damaligen Managers E. Lee Walker entwickelte sich Michael Dell - ein Tüftler mit einem 18-Stunden-Tag - zu einer charismatischen Führungspersönlichkeit. 1988 wurde Dell in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, viele Mitarbeiter wurden Anteilseigner und damit später Millionäre („Dellionäre“). Michael Dell übernahm 1988 die Positionen des „Chairman“ (Aufsichtsratsvorsitzender) und „Chief Executive Officer“ (CEO). Das rein betriebswirtschaftliche Geschäft überließ er seinen Führungskräften. Dafür wirkte Dell auch seither immer wieder als Direktverkäufer mit, um Kundeninteressen kennenzulernen.[2]
Michael Dell gelang es, anders als vielen jungen IT-Unternehmen, die ersten operativen Krisen nach dem Anfangs-Boom zu meistern. Immerhin war der Umsatz 1985-1992 von 34 Millionen auf rund 2 Milliarden US-Dollar gestiegen; die Mitarbeiterzahl von 40 auf 5.600 - begleitet von einem blühenden Börsenwert. Durch das schnelle Wachstum entstandene Koordinations- und Rentabilitätsprobleme führten 1993 allerdings zu mehreren Verlust-Quartalen. In der Folge tüftelte Dell weitere Rationalisierungsmöglichkeiten aus und integrierte die Verfahren in Herstellung, Logistik und Vertrieb. Zudem konzentrierte er den Hersteller wieder ganz auf die zuvor teils verwässerte Direktmarketing-Strategie und fokussierte Dell auch wieder auf die Firmenkunden. Noch 1993 kehrte Dell in den Gewinn zurück. 1996 wagte Michael Dell einen Aktiensplit in Höhe von 2:1. Durch Aktienrückkäufe steigerte Dell bis 2001 seinen Anteil wieder bis auf 24 %. 2000 betrug der Börsenwert auf dem Höhepunkt der Hausse 98 Milliarden US-Dollar.[2]
Das Wachstum ergänzte Michael Dell durch das in Europa schon 1987 eingeleitete internationale Geschäft. Sein Direktvertriebssystem erlaubte die zentrale Steuerung dieses Marktes vom 1990 errichteten Werk im irischen Limerick aus. In Deutschland herrschte anfangs Misstrauen gegenüber dem Direktvertrieb vor, das aber durch das Serviceangebot ausgeglichen wurde. Auch in Europa dominierten die Geschäftskunden. Die Märkte Asiens erschloss sich Dell über erste Produktionsstätten in Malaysia und China. 2003/2004 setzte Dell in Amerika rund 30 Milliarden, in Europa 9,7 und in Asien/Pazifik 5 Milliarden US-Dollar um.[2]
Mitte der 1990er Jahre führte Dell die direkte Bestellung von nach Kundenwünschen individuell gefertigten Rechnern ein, die dennoch kurzfristig an die Besteller ausgeliefert wurden. Die Anlage einer Datenbank für damals 1 Millionen Kunden weltweit ermöglichte den regelmäßigen Kontakt und den Aufbau eines Servicesystems. Die Bedeutung der Logistik wurde im hart umkämpften PC-Markt umso größer, da sich die einzelnen Produkte immer weniger unterschieden. Der 1996 begonnene Einstieg in den Vertrieb über das Weltnetz machte die bis dahin recht kostspielige Abhängigkeit vom Telefon bald weitgehend hinfällig.[2]
In den 1990er Jahren konkretisierte Michael Dell auch eine Diversifizierung. Entsprechend brachte Dell auch „Laptops“ („Notebooks“, ein kleiner tragbarer Rechner zum aufklappen) auf den Markt. 1996 begann die Herstellung von Servern (Firmen-Netzwerkrechner) und Workstations (Hochleistungsrechner etwa für Konstrukteure). In den USA wurde Dell 1998 Branchenprimus bei „Desktop“-Rechnern, 2001 erstmals weltweit Marktführer. 2001 trugen „Desktop-Computer“ noch 52 % zum Umsatz bei.
Michael Dell zeigte wenig Ehrgeiz, zur Avantgarde der Informationstechnologie zu gehören. Vielmehr wartete er jeweils ab, bis sich die einzelnen Produkte als serientauglich und für einen Massenmarkt geeignet erwiesen. Forschung und Entwicklung - 2002 etwa bei rund 500 Millionen US-Dollar - konzentrierte Dell schwerpunktmäßig auf Prozesstechnik und Optimierung der Logistik. 2002 gab es auf dieser Basis rund 750 firmeneigene Patente. Angesichts des kaum noch wachsenden Marktvolumens entschloss sich Michael Dell schließlich zu Zukäufen - in überschaubarem Maß. So erwarb er 1999 für 340 Millionen US-Dollar die „Converge Net Technologies“ (Netzwerkspeicher). Dies markierte auch den Einstieg in ein neues Produktfeld, da „E-Commerce“ und Weltnetznutzung sehr viel größere Speicherkapazitäten verlangten.[2]
Michael Dell wechselte auf der Hauptversammlung am 16. Juli 2004 von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat und übernahm dessen Vorsitz. Sein bisheriges Amt als CEO gab er an Kevin Rollins ab. 2006 nahmen die Börsenaufsicht und Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf wegen des Verdachts auf Bilanz-Unregelmäßigkeiten.[4] Eine Industrie-weite Rückrufaktion von nahezu vier Millionen Sony-„Laptop“-Batterien wegen Brandgefahr[5] trug zu einem Rückgang der Gewinne bei. Am 31. Januar 2007 übernahm Michael Dell wieder den Posten als CEO.[6]
Dells Beteiligungsfirma MS Capital LP teilte im Februar 2010 mit, daß sie das Archiv der Magnum Inc. mit etwa 185.000 Bildern erworben habe. Das Archiv soll in den nächsten fünf Jahren dem Harry Ramson Center der „University of Texas“ in Austin zur Katalogisierung und Veröffentlichung zur Verfügung stehen.
Der Computerhersteller Dell veröffentlicht Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2009/2010 (Stichtag: 29.1.) und vermeldet einen Rückgang der Einnahmen um 13 % auf 52,9 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn sank um 42 % auf 1,4 Milliarden US-Dollar.[7]
Weil der Computerhersteller Dell die Bilanz gefälscht hatte, wurde er von der US-Börsenaufsicht SEC verklagt. Das Unternehmen Dell zahlt im Rahmen eines Vergleichs (Juli 2010) eine Strafe von 100 Millionen Dollar. Michael Dell wurde persönlich auf eine Zahlung von 4 Millionen Dollar angemahnt. Chiphersteller Intel hatte den Computerhersteller dafür bezahlt, daß er die Prozessoren des Chip-Primus bevorzugt in seine Rechner einbaut. Diese Gelder buchte der Computerhersteller[8] als normalen Umsatz, ohne es jemals bekannt zu machen. Nur dadurch sei es Dell gelungen, seine Gewinnziele zu erreichen. Nachdem die Gelder weggefallen seien, habe Dell es wiederum versäumt, seine Anleger über die wahren Gründe der sinkenden Gewinne aufzuklären.[9]
Auszeichnungen
Unternehmer des Jahres (1990; Inc.magazine), J. D. Power Customer Satisfaction Award (1991, 1993), CEO of the Year (1992; Financial World and Industry Week Magazine), „Man of the Year“ (PC Magazine).
Mitgliedschaften
Vice Chairman, US Business Council; IT Governor, Weltwirtschaftsforum; Vorstand (International Business Council; Indian School of Business, Hyderabad); US President's Council of Advisors on Science and Technology, US President's Export Council.
Familie
Michael Saul Dell ist mit seiner Frau Susan, geb. Lieberman, einer Modedesignerin, welche die Modemarke Phi gegründet hat und die in Austin eine Mode-Boutique betreibt, seit 1989 verheiratet und hat vier Kinder (Zachary, Juliette, Kira, Alexa). Die streng religiöse jüdische Familie lebt zurückgezogen auf einem Anwesen in den Bergen bei Austin. Dell treibt regelmäßig Sport (Schwimmen, Laufen, Gewichtheben).