Der Maler
Der Maler ist ein Gedicht von Christian Fürchtegott Gellert, das er auch am 11. Dezember 1760 in Leipzig Friedrich dem Großen vortrug welcher darauf antwortete:
- Das ist recht schön. Seine Werke sind fließend, ich verstehe alles.[1]
Text
Das Gedicht:[2]
- Ein kluger Maler in Athen
- Der minder, weil man ihn bezahlte,
- Als, weil er Ehre suchte, malte,
- Ließ einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn,
- Und bat sich seine Meynung aus.
- Der Kenner sagte ihm frey heraus,
- Daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte,
- und daß es, um recht schön zu seyn,
- Weit minder Kraft verrathen sollte.
- Der Maler wandte vieles ein:
- Der Kenner stritt mit ihm aus Gründen,
- Und konnt ihn doch nicht überwinden.
- Gleich trat ein junger Geck herein,
- Und nahm das Bild in Augenschein.
- O! rief er bei dem ersten Blicke,
- Ihr Götter, welch ein Meisterstücke!
- Ach welcher Fuß! O, wie geschickt
- Sind nicht die Nägel ausgedrückt!
- Mars lebt durchaus in diesem Bilde.
- Wie viele Kunst, wie viele Pracht,
- Ist in dem Helm, und in dem Schilde,
- Und in der Rüstung angebracht!
- Der Maler ward beschämt gerühret,
- Und sah den Kenner kläglich an.
- Nun, sprach er, bin ich überführet!
- Ihr habt mir nicht zu viel gethan.
- Der junge Geck war kaum hinaus:
- So strich er seinen Kriegsgott aus.
- Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt:
- So ist es schon ein böses Zeichen;
- Doch wenn sie gar des Narren Lob erhält:
- So ist es Zeit, sie auszustreichen.