Die Dankesschuld
Die Dankesschuld ist ein Gedicht von Walter Flex aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zu Ehren der Gefallenen, das in dem Buch „Im Felde zwischen Nacht und Tag“ erschien.
Text
- Ich trat vor ein Soldatengrab
- und sprach zur Erde tief hinab:
- „Mein stiller grauer Bruder du,
- das Danken läßt uns keine Ruh’.
- Ein Volk in toter Helden Schuld
- brennt tief in Dankes Ungeduld.
- Daß ich die Hand noch rühren kann,
- das dank’ ich dir, du stiller Mann.
- Wie rühr’ ich sie dir recht zum Preis?
- Gib Antwort, Bruder, daß ich’s weiß!
- Willst du ein Bild von Erz und Stein?
- Willst einen grünen Heldenhain?“
- Und alsobald aus Grabes Grund
- ward mir des Bruders Antwort kund:
- „Wir sanken hin für Deutschlands Glanz.
- Blüh’, Deutschland, uns als Totenkranz!
- Der Bruder, der den Acker pflügt,
- ist mir ein Denkmal, wohlgefügt.
- Die Mutter, die ihr Kindlein hegt,
- ein Blümlein überm Grab mir pflegt.
- Die Büblein schlank, die Dirnlein rank
- blühen mir als Totengärtlein Dank.
- Blüh’, Deutschland, überm Grabe mein
- jung, stark und schön als Heldenhain!“
Literatur
- Walter Flex: Im Felde zwischen Nacht und Tag (Gedichte), 1917 (Netzbuch)