Die Weiber von Weinsberg (Gedicht)

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Die Weiber von Weinsberg ist ein Gedicht von Adelbert von Chamisso aus dem Jahr 1831.

1997 vertonte Frank Rennicke das Gedicht und veröffentlichte das Lied auf dem Album „Der Väter Land“.

Text

Der erste Hohenstaufen, der König Konrad lag
Mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag,
Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.


Der Hunger kam, der Hunger! das ist ein scharfer Dorn,
Nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn:
„Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert,
Und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das Schwert.“


Da sind die Weiber kommen: „Und muß es also sein,
Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein.“
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt,
Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.


„Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei,
Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei;
Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort,
Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.“


Und als der frühe Morgen im Osten kaum gegraut,
Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut;
Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor,
Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor.


Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht,
Sie tragen ihre Eh’herrn, das ist ihr liebstes Gut.
„Halt an die argen Weiber!“ ruft drohend mancher Wicht; –
Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht.“


Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht:
„Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut gemacht;
Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht,
Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.“


So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht.
Die Sage schallt herüber aus halbvergeßner Zeit.
Im Jahr eilfhundert vierzig, wie ich’s verzeichnet fand,
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.


Das Lied zum Anhören